Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
Katzengeborene.«
»Das hast du nicht gesagt, echt. Nur anpassen!«, begehrte Ani auf.
Nefer setzte sich auf die Hinterpfoten und versuchte, seinen Zorn über die drei Dummköpfe irgendwie in den Griff zu bekommen. Es kostete ihn alle verfügbare Willenskraft. Dann musterte er sie. Alle drei waren schwarzhaarig und bis auf ein bisschen schwarzes Fell an der Vorderseite komplett nackt.
Ansehnlich und wohlproportioniert für Menschen zwar, aber komplett nackt.
Die Bewohner des Landes würden die kreischende Panik kriegen.
Sem, Ani und Pepi musterten sich nun auch gegenseitig und machten sich gegenseitig auf allerlei Kuriositäten aufmerksam. Immer wieder brachen sie dabei in schallendes Gelächter aus.
Nefer indes überlegte fieberhaft. Nur er selbst trug einen der Wandelringe; die drei unreifen Kater hatten – ihrem beschränkten Wissen und Fähigkeiten entsprechend – nur einfache Ringe erhalten, die ihnen ausschließlich beim Übergang halfen, eine adäquate Gestalt anzunehmen. Eben als Hauskatze oder als Mensch. Am liebsten würde er sie zurückschicken. Aber unbeaufsichtigt konnte er die Tollköpfe nicht durch die Grauen Wälder laufen lassen. Er müsste mitgehen. Und damit hätte er seine Prüfung nicht bestanden.
Wiederholen durfte er sie nicht.
Es war zum Verzweifeln.
Er musste irgendwie das Beste draus machen.
Als Erstes brauchten diese Narren Kleidung. Und dann eine Schnelleinweisung in menschliches Benehmen.
Heiliger Sphinx, wenn das nur gutging.
»Schluss jetzt!«, fauchte er die gackernden Idioten an. »Wenn ihr nicht einen Monat lang hier unter dem feuchten Laub begraben liegen und anschließend mit Schmach und Schande bedeckt zurückkriechen wollt, dann hört mir jetzt zu!«
»Ei, Kleiner, sollen wir dich mal am Schwanz aufhängen?«
Scratsch!
»Okay, okay, okay.«
»Jungs, ich habe euch mitgenommen, damit ihr euch euren Namen verdient. Das könnt ihr knicken, wenn ihr nicht auf mich hört. Zufällig bin ich schon häufiger in dieser Welt gewesen. Wenn euch die Menschen so erwischen, dann werden sie ein paar ziemlich scheußliche Sachen mit euch anstellen.«
»Fressen die uns?«
»Nein, sie sperren euch in Käfige und testen ihre Medikamente an euch.«
Das zeigte Wirkung. Die drei wurden nüchtern.
»Scheiße, Mann. Na gut, sag uns, was wir tun müssen.«
»Kleider. Als Erstes Kleider anziehen.«
»Woher kriegen wir die? Wachsen die hier?«
»Wir werden sie stehlen müssen. Kommt mit. Wenn uns ein Mensch begegnet, versteckt ihr euch.«
»Ja, Chef!«
Nefer hatte sich die Gegend von Mafed beschreiben lassen und führte sein Trüppchen zu der menschlichen Ansiedlung. Er hatte eine ungefähre Vorstellung, wie er an etwas zum Anziehen kommen konnte, ohne großes Aufsehen zu erregen. Menschen mussten nämlich ihre Wechselfelle waschen, da sie keine Zungen hatten, um sich zu reinigen. Und die nassen Bedeckungen hingen sie zum Trocknen oft draußen hin.
Es war kurz nach Mitternacht, und in dem Ort herrschte Ruhe. Zwei Gärten waren unergiebig, ein dritter aber brachte schon eine Ausbeute. Auf der Terrasse hingen auf einem Ständer etliche Kleidungsstücke.
»Da – zieht die an, aber leise!«
Das immerhin konnten die Jungs – sich lautlos bewegen wie die Katzen. Sem nahm ein flauschiges, rosafarbenes Gewand vom Ständer und betrachtete es nachdenklich.
»Was macht man mit den Röhren daran?«
»Beine reinstecken?«, schlug Ani vor.
Das war für den Frottee-Morgenmantel nicht die richtige Lösung, aber sie kamen bald drauf, die Ärmel für die Arme zu nutzen.
»Schick!«, flüsterte Pepi und drapierte sich einen Rock um die Schultern. Der umspielte gerade eben seine Hinterbacken.
»So geht das nicht. Der gehört in die Hüfte«, zischte Nefer ihn an.
»Ah. Sehr anmutig.« Pepi drehte eine Pirouette.
»Zieh das Ding da oben drüber.« Nefer wies auf das Jackett, das zum Lüften an einem Wandhaken hing.
Ani hatte in der Zwischenzeit mit einer Jeans herumexperimentiert und sie einigermaßen fachgerecht angezogen. Sie war ihm allerdings deutlich zu weit, und Nefer wies ihn an, sie mit einem Band in der Taille festzuschnüren. Pepi ergriff den Gartenschlauch, biss ein Stück davon ab und reichte es seinem Freund.
»Hey, was ist das?«
Sem hatte die Tür zu dem Schuppen aufgemacht und hielt eine Flasche in der Hand.
»Stell’s zurück. Das ist Zeug, das die Menschen trinken.«
»Ich bin jetzt auch Mensch. Ich will das trinken. Wie kriegt man das auf?«
»Hals
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