Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
bestehen, ne?«
»Ihr seid unmöglich.«
»Wir sind ein Team, Papa.«
Seufzend erhob sich Amun Hab.
»Haltet bloß die Klappe darüber.«
Sie versicherten es ihm, und mit einem nervösen Schwanzzucken verließ der Weise sie.
»Tolle Idee, Feli. Ein Mädchen, ein halbblinder Kater, ein nackter Mann und eine dicke Katze schlendern bei Vollmond durch die Grauen Wälder, in dem die Monster hausen und ein durchgeknallter Psychopath lauert.«
Feli bedachte Finn mit einem nachsichtigen Lächeln und sagte dann zu Che-Nupet: »Du, ich bin hungrig. Könntest du mir noch mal so eine köstliche Ente fangen und küchenfertig in die Laube legen?«
»Kann ich. Darf ich ein Beinchen davon?«
»Roh oder gebraten?«
»Mach gebraten, wärmt den Bauch so schön.«
Che-Nupet kam auf die Pfoten und trottete ein Stück das Ufer entlang.
»Wovon wird die nur so fett? Die tut ständig so, als würde sie nie was fressen«, murrte Finn weiter.
»Weil, Finn, Che-Nupet einen interessanten Stoffwechsel hat.«
»Was du alles weißt.«
»Ich unterhalte mich oft mit ihr, Finn.«
»Mädchenzeugs. Diäten und vermutlich auch, wie man sich die Krallen feilt.«
»Finn, du solltest manchmal versuchen, deinen Grips zu gebrauchen«, meinte Nefer jetzt auch heiser. »Che-Nupet ist mehr als nur eine faule Katze. Ich schäme mich, dass ich sie früher immer derart herablassend behandelt habe.«
»Wie kommst du plötzlich darauf?«
»Sie trägt ein Kopftuch.«
»Ja, neulich. Aber, Himmel, so einen Lappen kann sich jeder umbinden.«
»Nein. Sie hat das Anrecht darauf. Ich habe Amun Hab gefragt.«
»Du brauchst dich nicht zu schämen, dass du sie so behandelst, wie sie vorgibt zu sein, Nefer. Das will sie so. Und wir sollten das auch nicht ändern.«
»Ich versteh das nicht. Was ändern und warum?«
»Weil, Finn, Che-Nupet ein Geheimnis zu wahren hat. Frag mich gar nicht erst, welches. Ich weiß es nicht. Aber vermutlich ist es etwas, das den Verstand aller Katzen und Menschen bei Weitem übersteigt.«
Finn sah trotzig aus, und Feli lächelte.
»Finn, akzeptiere es. Sie will nicht, dass man darüber spricht. Aber ich habe trotzdem etwas gesehen, das mich zutiefst beeindruckt hat. Weißt du, als die drei Panther mich überfallen haben, war ich starr vor Schrecken und hoffte nur noch auf einen schnellen Tod. Sie hatten mich ins Gebüsch getrieben und kamen schon auf mich zu. Da fuhr Che-Nupet plötzlich zwischen sie. Einer war so klug, sofort wegzurennen, die beiden anderen hatten nicht einmal den Hauch einer Chance. Sie hat sie in der Luft zerrissen. Zwei Panther, Finn. Und ich schwöre dir, ich habe noch nie ein Wesen so buchstäblich vor Wut kochen sehen wie sie. Sie ist anschließend in den Bach dort gesprungen und, so wahr ich hier sitze, es stiegen dichte Dampfschwaden um sie herum auf. Danach habe ich sie das erste Mal einen riesigen Truthahn mit drei Bissen verschlingen sehen.«
»Ich habe mir so etwas schon gedacht«, sagte Nefer.
»Ja, aber – was ist sie dann?«
»Eine dicke, träge Katze, die Schmetterlinge auf ihre Nase lockt.«
»Quatsch!«
»Doch, das ist sie. Mehr wissen wir nicht. Mehr brauchen wir nicht zu wissen. Aber wenn ich in Schwierigkeiten oder in Not bin, werde ich mich immer auf sie verlassen.«
»Meinst du, sie ist so was wie ein Schutzengel?«
»Sie ist eine dicke, komische Katze, die viel üben muss«, erklärte jetzt auch Nefer.
Finn putzte sich den Schwanz.
Dann die Pfoten.
Dann die Ohren.
Dann sagte er: »Sie hat mal gesagt, sie sei erst achtundzwanzig oder so.«
»Kann schon sein. Aber vielleicht hat sie die eine oder andere Null unterschlagen. Wir Damen sprechen nicht gerne über unser Alter«, näselte Feli geziert. Mochte Finn das glauben, sie selbst hatte einige andere Theorien. »Und wie du selbst eben erfahren hast, Finn, kann es manchmal erschreckend sein, zu wissen, wozu man fähig ist«, erinnerte sie ihn.
»Mhm, ja. Aber wer, verdammt noch mal, ist dann ihr Vater? Als sie den erwähnt hat, hat ja eben sogar Amun Hab zurückgerudert.«
» Ich werde mich hüten sie zu fragen. Abgesehen davon kenne ich ihre Antwort schon. ›Weiß ich’s?‹ wird sie sagen.«
Nefer lachte.
»Ich werde auch nicht fragen. Aber ich fange an, sie sehr gerne zu haben.«
51. Abschiede
Der letzte Tag in Trefélin war für sie angebrochen, und Finn trabte langsam neben seinen Gefährten zum Roc’h Nadoz. Sem, Ani und Pepi hatten sich ihnen angeschlossen und quatschten ständig über ihre tollen
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