Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
sah den Grautiger an, der verlegen auf seine Pfoten schaute.
»Das hast du gut gemacht, Finn. Ehrlich.«
»Weiß ich nicht. Es war entsetzlich.« Dann sah er plötzlich hoch. »Ich hab eine Katze umgebracht, Feli.«
Es klang so verstört, dass sie erst gar nicht wusste, was sie sagen sollte.
»Finn, sie war eine völlig durchgedrehte Mörderin.«
»Ja, aber …«
»Wäre es dir lieber, Nefer wäre tot?«
»Nein, um Gottes willen.«
»Wirst du mit leben müssen, ne?«, murmelte Che-Nupet.
»Das sagen alle.«
»Sagen alle? Musst damit leben, dass du es kannst.«
Finn schluckte sichtlich.
»Ja, Finn, damit hat sie recht. Du kannst es. Aber du musst es nicht. Aber es war richtig, dass du es getan hast. Es gehört dazu, seine eigenen Fähigkeiten zu kennen.«
Amun Hab war ebenfalls an den See gekommen und legte nun seine Stirn an Nefers Kopf. Feli hatte den Eindruck, dass sie sich auf eine ganze eigene, kätzische Art über etwas verständigten.
Ganz leise flüsterte Finn neben ihr: »Der Weise ist sein Vater.«
»Ups.«
Amun Hab setzte sich nun wieder auf und betrachtete die kleine Runde.
»Finn und Feli, ihr habt viel für uns getan. Unsere Dankbarkeit ist euch gewiss.« Und dann fügte er hinzu: »Wir haben Menhit, Pachets Kameradin, gefangen genommen. Sie hat zugegeben, dass Pachet einen tiefen Hass auf die Menschen hegte. Auch die beiden Tigerkatzen, die dich am Übergangsfelsen überfallen haben, Feli, handelten auf ihr Geheiß.«
»War es ihre Idee oder wurde auch sie angestiftet?«
»Möglicherweise steckte auch Shepsi dahinter, aber davon wusste Menhit nichts.«
Feli sah plötzlich ihre Chance.
»Deine Dankbarkeit, Amun Hab, kannst du uns dadurch beweisen, dass du uns übermorgen nicht einen der Pfadfinder, sondern Che-Nupet als Führerin durch die Grauen Wälder mitgibst. Und wenn du erlaubst, dass Nefer uns begleitet.«
Finn, das merkte sie, wollte aufbegehren, aber mit einem kräftigen Zwicken in seine Flanke hinderte Feli ihn am Sprechen.
Die strahlend blauen Augen des Weisen sahen sie überrascht an.
»Ein ungewöhnliches Ansinnen. Erläutere mir deine Gründe.«
»Ich habe den Verdacht, Amun Hab, dass nicht Shepsi, sondern Imhotep hinter den Anschlägen steckt.«
Die blauen Augen wurden zu Schlitzen.
»Das ist eine ungeheuerliche Anschuldigung, Felina.«
»Natürlich. Aber ich habe meine Gründe dafür.«
»Dann lege sie mir dar.«
Feli berichtete, wie sie von Imhotep auf die Goldenen Steppen gelockt worden war und er ihr auf dem Rückweg mit einem Trick das Ankh abgeluchst hatte.
Amun Hab hörte schweigend zu. Dann schüttelte er den Kopf.
»Du irrst dich. Imhotep ist einer der engsten Berater der Königin. Was immer dort in den Grauen Wäldern passiert ist, muss einen anderen Grund haben.«
»Und wo ist Imhotep jetzt? Hast du ihn in den vergangenen Tagen gesehen?«
»Nein. Aber ich nehme an, dass er selbst die Aufgabe auf sich genommen hat, der Königin das Ankh zu bringen und sie zurückzuführen. Er hat nicht viel Vertrauen in die Fähigkeiten von jungen Menschen und jungen Katern.«
»Und deshalb hat er mich alleine in den Grauen Wäldern zurückgelassen?«
»Das mag unfreundlich gewesen sein, aber die Wanderer hätten dich schon gefunden.«
»Warum hat er mir dann mit dem Monster Angst gemacht, Amun Hab? Auch eine – ähm – Unfreundlichkeit?«
»Es gibt gefährliche Kreaturen dort.«
»Dann könnte es auch bedeuten, dass er von einer solchen getötet worden ist?«
»Ist er nicht«, sagte Che-Nupet.
Amun Hab sah sie an.
»Ist er nicht?«
»Nein, wir vermuten, dass er zwar den Übergang in unsere Welt genommen hat. Aber nicht, um eure Königin zu retten«, sagte Feli mit Bestimmtheit.
»Felina, du hast keine Beweise dafür!«, sagte Amun Hab streng.
Che-Nupet brummelte: »Hab ich Papa gefragt, ne.«
»Heiliger Sphinx«, stöhnte der Kater leise. Dann legte er sich nieder und versank in Sinnen. Totenstille herrschte mit einem Mal, nur um Che-Nupets Ohren flatterten zwei gelbe Schmetterlinge.
Das Schweigen dauerte lange an, und währenddessen bildeten in Felis Gedanken immer mehr Puzzlesteinchen ein Bild. Schließlich fragte sie in die Stille: »Frag Menhit, ob Imhotep Pachets Liebhaber war.«
Amun Habs blaue Augen ruhten auf ihr.
»Mache ich. Che-Nupet, du begleitest Finn und Feli zurück.«
»Nefer kommt mit.«
»Nein.«
»Doch, Amun Hab.« Feli sah ihn ebenso durchdringend an wie er sie.
»Bitte!«, sagte auch Finn.
»Muss seine Prüfung
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