Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
Sie hatte sich diesem für sie völlig fremden Land unglaublich gut angepasst. Sie hatte die Lebensweise der Katzen ohne Murren akzeptiert und sich geradezu selbstlos für ihn eingesetzt. Das berührte ihn besonders tief.
Jetzt kehrte sie zurück, und Finn mit ihr. Mit ihm würde sie sicher manchmal über das Heim der Katzen sprechen. Ach, Scheiße! Gemeinsame Erinnerungen hatten so was Verbindendes.
Ein paarmal hatte er schon überlegt, ob er sich in einen Menschen verwandeln sollte, damit sie nicht nur den Kater in ihm sah. Aber jetzt – vernarbt und einäugig – keine gute Idee.
»Auf, Nefer, du trödelst. Hast du Schiss?«
Finn war an seiner Seite und wies auf die Nadelspitze des Roc’h Nadoz, die nun schon in Sichtweite kam.
»Nicht mehr als du.«
Dann hatte er Schiss. Denn Finn wurde es immer mulmiger, je näher sie der Übergangsstelle kamen. Allerdings nicht nur wegen der undefinierbaren Gefahren, die in den Grauen Wäldern lauerten, sondern weil er nun, nach zwei Monaten, wieder in seine gewohnte Gestalt und in seine gewohnte Welt zurückkehren würde.
Die Probleme dort hatten sich vermutlich nicht in Luft aufgelöst. Seine Mutter würde wieder an ihm herumnörgeln, Feli wieder schnippisch werden, seine Kumpels ihn weiter schneiden …
Obwohl, es lag ja auch an ihm, oder? Er musste Nerissa nur ein für alle Mal erklären, dass er seinen eigenen Weg gehen wollte. Er war volljährig. Zwar war er noch finanziell von ihr abhängig, aber auch dafür würde er eine Lösung finden. Ein bisschen unangenehm würde es schon werden, bei dem Förster zu Kreuze zu kriechen. Aber Feli hatte gesagt, der sei eigentlich ein vernünftiger Mann. Vielleicht konnte ihm auch Felis Wandertante einen Job geben. In der Natur kannte er sich inzwischen ziemlich gut aus. Ja, eigentlich keine schlechte Idee. Es würde ihn an Trefélin erinnern, durch den Wald zu ziehen.
Und sein Kickbox-Training würde er jetzt auch mit etwas mehr Ernsthaftigkeit betreiben. Immerhin – wer mit Katzen raufte, lernte eine Menge fieser Tricks.
Das Mulmige legte sich, und seine Gedanken konzentrierten sich auf das Naheliegende. Feli hatte eine ganz schöne Bombe gezündet, als sie Imhotep beschuldigt hatte, der eigentliche Drahtzieher hinter den Anschlägen und Intrigen zu sein. Ihm war der Kater nie sonderlich aufgefallen, aber das mochte auch dessen Absicht gewesen sein. Immerhin war er es gewesen, der ihm das falsche Ankh von Anoki hatte abnehmen lassen, als er eben gerade am Übergangsfelsen eingetroffen war.
Das Ankh.
Da war doch was? Warum hatte da niemand dran gedacht?
Das Ankh besaß jetzt Imhotep, und angeblich verlieh es magische Kräfte. Feli hatte das auch schon bestätigt. Imhotep kannte sie bestimmt und konnte sie auch einsetzen. Damit war er vermutlich unbesiegbar.
Finn sprang vor und erreichte Che-Nupet und Feli.
»Hört mal, ihr Süßen, ich glaube, wir rennen in eine Falle.«
»Wie kommst du darauf, Finn?«
»Der Typ hat doch den Anhänger. Das ist doch ein magisches Teil, oder? Der kann uns vermutlich verdammte Schwierigkeiten machen.«
»Kann er nicht«, sagte Che-Nupet.
»Kann er wohl doch.«
»Nö!«
Wieso kicherten diese beiden Weiber nur schon wieder?
Er fauchte frustriert: »Wir rennen in unser Unglück, und ihr giggelt dämlich.«
»Finn, es ist das Ankh der Königin.«
»Ja, eben.«
»Eben. Warum haben die Katzen wohl immer Königinnen und keinen König?«
»Was weiß denn ich?«
»Ist klug, die Felina, ne? Hat nachgedacht. Mehr als Imhotep, ne?«
Immer schmierten sie ihm aufs Brot, dass sie besser denken konnten. Immer kicherten sie über ihn, immer …
Autsch.
»Das mit der Magie klappt nur bei Frauen, was?«
»Mhrrrrmm!«, schnurrte ihn Feli an.
Feli umarmte Sem, Ani und Pepi fest und kraulte sie gründlich durch. Die drei schnurrten wie die Motorräder zurück.
»Das nächste Mal kommst du als Katze, ja? Dann balgen wir auch mit dir.«
»Unbedingt, Ani.«
»Und schmusen werden wir auch mit dir!«
»Ihr könnt es ja mal versuchen, Pepi.«
Sie zauselte ihn, und dann flüsterte Sem ihr ins Ohr: »Grüß die Kristin von mir. Und gib ihr einen Nasenkuss.«
»Von Sem, dem Kater, oder Sem, dem Mann?«
Sem kratzte mit der Pfote im Kies.
Feli lächelte ihn an. »Mal sehen, was sich machen lässt. Es wird für sie ein wenig schwer zu glauben sein, was du bist und wo ich war.«
»Vielleicht komm ich mal wieder.«
»Du hast ja noch Prüfungen zu bestehen, nicht wahr?«
»Wir werden uns das
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