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Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Erlebnisse in der Menschenwelt.
    »Und deine Schwester, Finn, die würde ich ja gerne mal wiedersehen.«
    »Was?« Finn tauchte aus seinen trübsinnigen Gedanken auf.
    »Die Kristin. Die hat mir nämlich verraten, wo wir dich finden können. Süßes Mädchen, die, für ein Menschenweibchen.«
    »Was hast du mit meiner Schwester angefangen?« Die lockeren Sitten der Kater waren Finn ja nun wahrhaftig vertraut, und die Vorstellung, dass einer dieser Kerle sich an Kristin herangemacht hatte, ließ seine Wut aufschäumen.
    »Nur ein bisschen um sie herumgegurrt. Nefer hat uns ja verboten, sie in den Nacken zu beißen.« Sem grinste ihn an. »War aber verlockend, echt!«
    Finn knurrte.
    »Lass es gut sein, Finn. Er hat deiner Schwester nichts getan«, sagte Nefer. »Merkst du nicht, dass er dich aufziehen will?«
    »Ja, du reagierst so prima vorhersehbar«, sagte Ani.
    »Jau, und wir wollten uns doch zum Abschied noch mal so richtig mit dir balgen«, fügte Pepi hinzu.
    Finns schlechte Laune war mit einem Schlag verflogen.
    »Das könnt ihr haben«, grollte er und patschte nach Sems Hintern. Sofort bildete sich ein wüster Haufen, in dem sich die fünf Kater mit Knurren, Fauchen, Lachen und Kreischen gegenseitig verprügelten.
    »Würd ich gern mitmachen«, sagte Che-Nupet zu Feli und sah sehnsuchtsvoll der Katzbalgerei zu.
    »Besser nicht, Schnuppel. Ist nicht gut für deine Figur.«
    »Wär nicht gut für deren Figuren.«
    »Vermutlich. Außerdem ist es nicht damenhaft.«
    »Schmetterlinge ist damenhaft, ja?«
    »Seeehr damenhaft.« Feli legte der Kätzin den Arm um den Nacken. »Gehen wir schon mal weiter, bis die sich ausgetobt haben.«
    Sie schlenderten langsam voran, und Feli ließ ihren Blick noch einmal über die sommerliche Landschaft gleiten. In der Nacht hatte es geregnet, alles Laub und alle Gräser wirkten wie frisch gewaschen, der Duft von feuchter Erde, Kräutern und Blumen lag in der Luft. Der Wind, der von Westen wehte, trug einen Hauch von Meer in sich.
    »Ich wünschte, ich könnte Trefélin mal in Ruhe durchwandern«, sagte sie leise.
    »Vielleicht später, ne? Jetzt musst du erst mal nach Hause, und wir müssen Dinge hier klären.«
    »Ja, das verstehe ich. Aber ich verstehe inzwischen auch meine Oma Gesa viel, viel besser. Sie hat ihr ganzes Leben lang von eurem Land geschwärmt.«
    »Kannst träumen, Feli. Träumen ist immer gut.«
    »Ja, das werde ich tun. Und es werden immer Schmetterlinge in meinen Träumen sein.«
    Schweigend wanderten sie weiter, und Feli dachte an das Tuch in ihrem Rucksack. Bevor sie aufgebrochen waren, hatte Che-Nupet ihr das Kopftuch gebracht, ihr eigenes, das mit den braunen, roten und cremefarbenen Mustern und den kleinen grünen Steinchen. Zur Erinnerung, hatte sie genuschelt, und Feli waren die Tränen in die Augen gestiegen.
    Nefer fühlte sich wieder fit. Sicher, der Verlust eines Auges war bedauerlich, aber all seine anderen Sinne funktionierten noch. Ja, es schien sogar, als ob seine Barthaare anfingen, noch etwas empfindlicher zu werden. Die kleine Rauferei hatte ihm gezeigt, dass er auch an Geschwindigkeit und Hinterlist nichts verloren hatte. Die drei Narren konnte er noch immer mit der linken Pfote besiegen. Bei Finn war das schon ein bisschen schwieriger geworden. Der Junge hatte eine ganze Menge gelernt in den zwei Monaten, die er als Kater verbracht hatte. Er war wendig und schnell und konnte seine Möglichkeiten gut einschätzen. Was ihm noch fehlte, war das Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten. Er dachte einfach zu viel, befand Nefer. Aber das würde sich vermutlich auch mit der Zeit legen.
    Sie hatten nach der Balgerei noch kurz ihr zerrauftes Fell geglättet und trabten nun hinter Felina und Che-Nupet her. Natürlich hatte Nefer versucht, seinen Vater nach der Kätzin auszufragen, aber der hatte so abgrundtief geschwiegen wie der Lind Siron. Und der war, wie man sagte, bodenlos. Aber mit der Zeit würde Nefer schon noch etwas mehr herausfinden. Zeit – nun ja, Che-Nupet mochte er näher kennenlernen, Felina würde er verlieren. Und das tat weit mehr weh als die Wunden, die sein Körper empfangen hatte. Verdammter Mäusemist, er mochte dieses Mädchen. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr Kleinigkeiten fielen ihm auf, die er an ihr mochte. Nicht nur ihr kunstfertiges Kraulen, ihre erfolgreichen Schnurrübungen und ihren niedlichen Bauch, den er so gerne noch mal abgeschleckt hätte. Nein, er bewunderte ihre Tapferkeit und ihre Hilfsbereitschaft.

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