Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
… Wir müssen ihm helfen. Bitte. Schnuppel, er ist doch unser Freund.«
»Ja, Che-Nupet. Er hat uns geholfen. Wir können ihn hier nicht so leiden lassen.«
Che-Nupet versank in Sinnen. Dann seufzte sie abgrundtief. Aber sie sagte nichts.
Finn hatte aufgehört zu zucken, die Brandwunden verheilten. Doch plötzlich bäumte er sich auf. Wand sich, krümmte sich, erbrach sich. Diesmal völlig lautlos.
»Che-Nupet! Che-Nupet, bring mich zu den Goldenen Steppen. Du weißt, wo das ist. Ich muss um Lebenskraut bitten. Bitte, Che-Nupet, bring mich da hin.«
»Nützt nicht. Hilft nicht, das Lebenskraut. Ist nur für Verletzungen, nicht für Seele.«
Die Rotbraune sah unglücklich drein.
Nefer versuchte wieder, sich Finn zu nähern, doch der lag mit verrenkten Gliedern und verdrehten Augen still und schien nicht mehr zu atmen.
»Bleibst du weg, Nefer.«
»Nein, Che-Nupet. Wenn du uns schon nicht helfen kannst, dann will wenigstens ich versuchen, sein Leid zu lindern.«
»Kannst du nicht.«
»Verdammter Zeckenbiss, Che-Nupet! Du weißt so verdammt viel mehr, aber nichts Hilfreiches hast du anzubieten.«
»Weiß ich mehr?«, flüsterte Che-Nupet.
»Du weißt, und ich glaube, du hast auch Macht. Mag die schwarze Ratte wissen, warum du ihm nicht helfen willst.«
Feli war übel. Ihr Magen hatte sich zusammengezogen und schmerzte. Finn sah aus, als hätte er ein tödliches Gift gefressen. Er hatte alle möglichen Misshandlungen durchlebt, mehr würde er bald nicht verkraften.
»Er stirbt, nicht wahr?«
Che-Nupet hielt den Kopf gesenkt.
»Du bist eine Heilerin, Che-Nupet«, sagte sie mit angestrengter Stimme. »Und du weißt, was man tun kann. Wenn ihm aber nichts mehr hilft, Schnuppel, dann sorg wenigstens dafür, dass er schnell stirbt.« Tränen liefen ihr über die Wangen, und sie wischte sie mit dem Unterarm weg. »Dachte, du wärst meine Freundin«, wisperte sie.
»Bin ich.«
Nefer setzte sich neben den jetzt wieder mit den Pfoten zuckenden Finn.
»Heldenwasser«, sagte er. »Irgendwo hinter dem Schwarzen Sumpf liegt das Land unter dem Jägermond. Erklär mir den Weg, Che-Nupet. Du kennst ihn. Leugne es gar nicht erst.«
»Ja, kenne ich. Dauert zu lange.«
»Aber es würde helfen, nicht wahr?«
»Hilft immer.« Und dann schüttelte Che-Nupet sich. »Feli?«
»Ja, Schnuppel?«
»Kannst du schweigen?«
»Ja, kann ich.«
»Musst du schwören. Bei deinem Leben, Felina.«
»Ich schwöre.«
»Musst du wissen, was du tust, Felina. Ich muss dich töten, wenn du verrätst, was ich tue, ja?«
Noch nie hatte Feli die rotbraune Katze so ernst gesehen. Sie würde ihre Worte wahr machen.
»Ich schwöre!«
»Auch Finn gegenüber. Darfst du nie verraten, was ich tue und was du siehst, ja? Niemandem nichts. Wenn du es tust, werde ich wissen. Und dich töten.«
»Ich schwöre.«
»Du auch, Nefer?«
»Ich schwöre, bei meinem Leben.«
»Felina, musst du mutig sein. Bist du?«
»Ja, Che-Nupet, wenn ich Finn damit helfen kann.«
»Ich kann Finn helfen, Che-Nupet. Ich schulde ihm was«, sagte Nefer.
»Geht nicht, brauche ich Hände.«
»Ich mache mit, was immer du vorhast.«
»Gut, brauchen wir Wasser. Deine Flasche, Feli. Mach sie leer.«
»Über ihn gießen?«
»Nein, auf meinen Rücken gießen.«
Feli gehorchte, und wieder stiegen Dampfwölkchen aus Che-Nupets Fell.
»Und dann aufsteigen. Ist jetzt nicht mehr so heiß. Nefer, du wachst hier. Wir kommen zurück. Aber nicht rühren, ne!«
»Ich bleibe hier. Wohin geht ihr?«
»Heldenwasser holen. Auf schnellem Weg. Ist gefährlich und unsicher. Aber vielleicht … besser als nichts, ne?«
»Heiliger Sphinx!«
»Wird schon gehen. Komm, Feli. Aber musst du schweigen und gehorchen, ja? Und vertrauen, ne?«
Nefer nickte Feli zu.
»Ja, tu, was sie sagt. Ich glaube, das ist die einzige Chance, die er hat.«
»Bleibst du hier bei ihm. Wird er mehr leiden.« Mit einem langen Blick sah sie ihn an. »Wird er vielleicht in Starre fallen. Dann ist alles Leid nur in seinem Kopf. Musst du entscheiden, Nefer. Bist du sein Freund.«
»Ja, Che-Nupet.«
»Oh Gott!«, sagte Feli.
53. Das Land unter dem Jägermond
Als sie auf Che-Nupets Rücken saß, kam Feli sich vor wie auf einem hoch aufgedrehten Heizkörper. Die Katze raste los. Nicht weit, schien es, denn schon bald wurde sie langsamer und bat Feli, wieder abzusteigen.
»Ist das Land unter dem Jägermond heilig, Feli. Ist nicht erlaubt, es zu betreten. Nur wenige kennen es. Dürfte Nefer nicht wissen,
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