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Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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bewegen und auch die Sinne einer Katze besitzen, aber er war eine riesengroße Katze. Von einer Größe, die in seiner Vorstellung allenfalls mit einem Tiger vergleichbar war. Aber ein Tiger war er nicht. Zumindest vermutete er das.
    Und dann hatte er den Waschbären entdeckt.
    Waschbären waren putzig. Der hier war es nicht, der war nichts anderes als ein spottgewordener Alptraum. Er hampelte um ihn herum und schien sich wahrhaftig den Bauch vor Lachen zu halten.
    »Dummkatz, Dummkatz!«, sang er dabei und gab quieksende Laute von sich, die wohl hämisches Lachen bedeuteten.
    Finn, schon ausreichend genervt davon, in einer fremden Haut zu stecken und sich in einer unbekannten Gegend zu befinden, staunte gar nicht erst darüber, dass er den Waschbären verstehen konnte. Er richtete sich auf und holte aus, um ihm eine Ohrfeige zu verpassen.
    Nicht eben die beste Übung für eine Katze, die ihr Gleichgewicht noch nicht gefunden hatte.
    »Dummkatz! Dummkatz!«
    »Verpiss dich«, knurrte Finn, wieder auf allen vieren.
    Das zumindest schien das Viech zu verstehen, es huschte davon.
    Noch immer erschüttert trabte Finn einmal um die Felsnadel. Wie mochte er hierhin gelangt sein? Das Letzte, woran er sich erinnerte, war der gemeinsame Spaziergang mit Sem, Ani und Pepi durch diesen nebeligen Wald. Und das war auch alles ziemlich verschwommen. Wald … Der Wald, den er von hier aus sehen konnte, lag ziemlich weit weg hinter dem Fluss. Er hätte doch merken müssen, wie er hier hoch gekommen war.
    Wo waren die drei Kumpels, verflucht noch mal? Die waren ihm eine Erklärung schuldig. Was war das für ein Streich, den sie ihm hier gespielt hatten?
    Und noch mal – wie hatte er sich in eine Katze verwandeln können? In eine riesige Katze?
    Es drehten sich die Gedanken wieder um und um, und wie ausgelaugt legte Finn sich im Gras nieder und blickte über das liebliche Tal zu seinen Pfoten.
    Magie. Es musste Magie im Spiel gewesen sein.
    Aber Magie gab es nur in Fantasybüchern oder Filmen. Magie war nicht echt.
    Seine Pfoten waren echt. Es tat weh, wenn er hineinbiss.
    Sein Geist haderte mit den neuen Realitäten, die Sonne wanderte weiter, und es wurde Nacht. Es wurde auch wieder Tag, und nichts hatte sich geändert. Sein Fell war noch immer grau-schwarz getigert, die Krallen an den Pfoten scharf, eine nicht unbeträchtliche Anzahl Schnurrhaare verursachte ein seltsam prickelndes Gefühl dort, wo vielleicht mal seine Oberlippe gewesen war.
    Und sein Magen knurrte.
    Der erste Hauch von Assimilierung brachte ihn zu der Feststellung, dass eine Maus diesen Hunger nicht stillen würde.
    Es sei denn, in dieser Welt waren die Mäuse so groß wie Hühner.
    Waren sie aber wohl nicht, der Waschbär, wenn er denn keine Halluzination war, hatte ganz normale Waschbärengröße gehabt.
    Ob ihm Waschbär wohl schmecken würde?
    Sein Magen zog sich zusammen. Um einen Waschbären zu essen, müsste er ihn erst einmal töten. Konnte er ein Tier töten, das sprechen konnte? Himmel, wenn hier sogar die Mäuse der Sprache mächtig waren …
    Er sollte wohl Vegetarier werden. Katzen fraßen doch auch Gras, oder?
    Er versuchte es.
    »Lass es, Junge, das bekommt dir nicht!«
    Finn blieb der letzte Grashalm zwischen den Zähnen hängen.
    Der Anblick, der sich ihm hier bot, war mehr als grotesk. Ein Kater, so groß wie er selbst; von wuscheligem Pelz, grau und weiß, stand am Fuß der Felsnadel. Das wäre noch nicht einmal besonders überraschend, Finn hatte sich sowieso schon gefragt, ob es andere Katzen wie ihn gab. Nein, das Verrückte an diesem Tier war, dass es ein grün und gelb gestreiftes Kopftuch nach Art der ägyptischen Pharaonen trug. Doch durch zwei Löcher oben auf dem Kopf ragten die Ohren des Katers.
    Der Grashalm fiel Finn aus dem offenen Maul.
    »Willkommen in Trefélin, dem Heim der Katzen, mein Junge.«
    »Äh – ja – äh – danke.«
    »Hungrig, mein Junge?«
    Finn nickte, noch immer geblendet von der ungewöhnlichen Erscheinung.
    »Dann werde ich mal sehen, was ich für dich tun kann. Du sollst ja nicht den Eindruck haben, dass wir nicht gastfreundlich sind.«
    Sprach’s und verschwand.
    Finn sah ihm nach und verdaute.
    Das Heim der Katzen.
    Plötzlich wurde ihm einiges klar. Wenn er das Unwahrscheinliche akzeptierte, dann hatten die Bewohner hier die Möglichkeit, ihre Gestalt zu wandeln. Das würde eine ganze Menge komischer Verhaltensweisen erklären, die Sem, Ani und Pepi an den Tag gelegt hatten. Waren sie sprechende

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