Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
rumschwimmt?«
»Mir egal.«
»Na dann.«
Nefer war einmal um den Felsen gestrichen und packte nun ihren Rucksack. Er trug ihn im Maul wie eine riesengroße Maus. Feli humpelte hinter ihm her. Die rotbraune Katze hielt sich neben ihr und meinte: »Setz dich auf meinen Rücken. Kann dich tragen – ein Stückchen, ne?«
»Geht schon.«
Schweigend verließen sie die Anhöhe. Felinas Gedanken mochten nicht so recht in eine Ordnung finden, während sich die Morgendämmerung allmählich hob und am Himmel die Wolken rosige Säume bekamen. Sie hatte den Eindruck, dass einiges durcheinanderpolterte. Die Grauen Wälder, die namenlosen Schemen mit den glühenden Augen, die unheimliche Bedrohung – das alles hatte sie doch ganz gut gemeistert. Aber es war so unwirklich, hier mit diesen Riesenkatzen. Von denen auch wieder zwei sie so urplötzlich angefallen hatten.
Und ihr Hals fühlte sich so nackt an, seit das Ankh fort war.
»Guckst du! Da vorne ist dein Wasser.«
Che-Nupet stupste leicht an ihre rechte Hand.
Erlen säumten den Lauf des Gewässers, das sich von den Bergen durch die Wiesen schlängelte. Sie führten sie an eine grasbewachsene Stelle, und Feli nahm Nefer den Rucksack ab, um sich einen Lappen und ein Handtuch daraus zu holen. Das kalte Wasser linderte das Brennen ihrer aufgeschürften Hände, kühlte die Beule und die verschiedenen Prellungen. Nefer hatte sich mit der rotbraunen Katze im Hintergrund gehalten, die beiden schienen über irgendwas zu konferieren. Ihr war das im Augenblick gleichgültig. Aus den hohlen Händen trank sie einige Schlucke und setzte sich dann, an einen Baumstamm gelehnt, in das weiche Gras. Sie schloss die Augen und fiel in einen erschöpften Schlummer.
Wieder weckte sie die feuchte, raue Zunge, die diesmal ihr rechtes Knie bearbeitete, über das sie ihr Hosenbein hochgerollt hatte.
»Was soll das, Che-Nupet? Ich hab das gewa…«
»Wasser macht Menschen sauber, aber Zunge heilt, ne?«
»Zunge heilt?«
»Machen wir hier so. Doch, wirklich.«
Das Knie war blau und rot, aber nicht mehr so geschwollen. Es tat auch nicht mehr so weh, aber das mochte auch daran liegen, dass sie es nicht belastete.
»Gib deine Hand, Felina.«
Sie zögerte, dachte an Bazillen und Speichel und Infektionen. Und drehte dann die Handfläche nach oben. Vorsichtig leckte die Katze darüber. Ganz weich, mit der Zungenspitze. Es kitzelte ein wenig, aber es fühlte sich sehr sanft an.
»Hab ich von einer Heilerin gelernt. Gut, ne?«
»Ja, fühlt sich gut an. Bist du eine – mhm – Heilerin?«
»Ich nicht, nö. Ich pass nur auf.«
»Du passt auf?«
»Da oben, am Roc’h Nadoz. Am Portal. Dass sich keiner reinverirrt und so.«
»Ach so. Darum warst du auch da.«
»Ja. Mein Dienst. Dachten wir, dass vielleicht die Königin kommt.«
»Ach Gott, ja, die Königin. Die Ärmste. Hat Nefer dir erzählt, was wir entdeckt haben?«
»Der Dolmen ist zu. Ja, hat er gesagt. Darum müssen wir zum Rat.«
»Aber wenigstens ist das Ankh nun ihn eurem Land, nicht wahr?«
In den waldseegrünen Augen der Katze glomm ein seltsames Licht auf und verschwand wieder.
»Ja«, sagte sie aber nur kurz.
Felis Gedanken aber wanderten schon wieder weiter.
»Du, sag mal …«
»Mal!«
»Häh? Oh.« Feli musste kichern, und Che-Nupet stimmte ein.
»Okay, dumme Formulierung. Ist noch ein anderer Mensch hier – vor einem Monat angekommen?«
»Meinst du den Finn? Den haben drei Narren mitgebracht, ne?«
»Wenn du mit den drei Narren Nefers durchgeknallte Begleiter meinst – ja, Finn.«
»Der ist hier.«
»Warum habt ihr den Dummkopf nicht zurückgeschickt?«
»Weil er ein Dummkopf ist.«
»Könnt ihr das hier auch heilen?«
»Weiß ich’s?«
Irgendwie war die putzig, fand Feli und rappelte sich auf.
»Wo ist Nefer?«
»Schon vorgelaufen.«
Die Sonne stand inzwischen recht hoch, und Felinas Magen knurrte. Ein Müsliriegel stillte ihren ersten Hunger, dann wies Che-Nupet auf die gegenüberliegende Seite des Bächleins.
»Schaff ich das mit einem Sprung. Und du?«
»Nicht. Aber ich hab ja auch keine Angst vor Wasser.«
Feli band ihre Schuhe zusammen, steckte die Socken hinein und rollte auch das andere Hosenbein hoch. Dann griff sie nach dem Rucksack und watete durch das knietiefe Wasser.
Als sie sich umsah, watete auch Che-Nupet durch das Bächlein.
»Ich dachte, du wolltest springen?«
»Nein, wollte auch mal Wassertreten üben. Ist gar nicht ganz so schlimm.«
Sie schüttelte sich, und Feli
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