Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
tatsächlich verlegen mit der Pfote im Ufersand.
»Die sind – ähm – anders.«
»Nun, egal, sie war am Roc’h Nadoz, aber die Hofdamen sind der Königin gegenüber ausgesprochen loyal. Vermutlich hat sie dort auf Majestät gewartet. Immerhin, behalten wir sie im Gedächtnis.«
»Und dann dieser Shepsi mit seinem ulkigen Kopftuch. Den habe ich getroffen, als ich hier nach der Entführung aufgewacht bin. Der scheint sich häufiger an der Übergangsstelle aufzuhalten.«
»Tatsächlich. Mhm.«
Nefer setzte sich in Bewegung, Finn folgte ihm. Über Shepsi lohnte es sich ganz gewiss nachzudenken. Der Kerl hatte nicht den besten Ruf. Ein Nörgler und Querulant war er, und möglicherweise einer, der hässliche Gerüchte streute.
»Willst du mir nicht mehr über ihn sagen?«, fragte Finn.
»Doch, gleich. Besser, die beiden anderen hören auch zu.«
»Ja, besser.«
Aber es war nur noch Felina in der Laube, die ihre Futterstelle säuberte.
»Na, guten Fang gehabt?«
»Ja, war in Ordnung. Wo ist Che-Nupet?«
»Keine Ahnung. Sie ist weggegangen. Auf drei Beinen. Hat sie irgendwas an den Pfoten?«
»Nein, die übt nur immer solche idiotischen Dinge«, meinte Finn. »Ich frag mich ernsthaft, was sie in unserem Team soll.«
»Dumme Fragen stellen vermutlich.«
Nefer knurrte leise.
»Das ist ihre größte Begabung. Egal, wir haben einen winzigen Anhaltspunkt.«
»Oh, schön.«
Nefer erklärte ihr, dass Shepsi zweimal am Übergangsfelsen aufgefallen war.
»Kann Zufall sein.«
»Vielleicht auch nicht.«
»Menschel!«, sagte Finn. »Haben nicht Menschel seine Laube abgefackelt?«
»Richtig. Lasst mich etwas ausholen«, begann Nefer. »Ihr wisst ja, dass einige von uns sich für die höheren Ausbildungen entscheiden – gewöhnlich wählen die Kater den Weg des Scholaren und Kriegers, die Kätzinnen den Hofdienst. Aber es gibt auch Ausnahmen. Shepsi hat sich einst für den Hofdienst entschieden. Er hat auch die drei Prüfungen bestanden und einen der Alten Namen angenommen.«
Feli fuhr hoch.
»Hach, ich erinnere mich! Shepsi, der Herrliche! Darum hast du damals, als ich das als Namen für dich vorgeschlagen habe, so komisch geguckt, Nefer.«
»Ich würde mich nicht gerne mit ihm verglichen wissen.«
»So, so.«
»Er ist eine Pfeife. Majestät hat ihm die Aufgabe übertragen, als Diplomat bei den Hundevölkern tätig zu sein. Deren Länder grenzen im Osten an die unseren, und es gibt immer mal kleine Unruhen dort. Darum treffen sich die Abgesandten hin und wieder, um die Lage zu bereinigen, Schadenersatz zu leisten und Gefangene auszutauschen. Was genau vorgefallen ist, darüber wird geschwiegen, aber offensichtlich hat Shepsi sich bei der einen oder anderen Gelegenheit gnadenlos blamiert. Majestät musste ihn zurückrufen und durch einen anderen ersetzen. Sie hat ihm zwar nicht Rang und Namen genommen, aber seither ist er für die Ausbildung der königlichen Menschel zuständig.«
»So was nennt man wohl den Bock zum Gärtner machen«, murmelte Finn.
»Er hat auch darin kein besonderes Geschick bewiesen, vermute ich«, stimmte Nefer zu. »Er hat Krieger ausgeschickt, wilde Menschel einzufangen, und hat sie zu seiner Laube oben am Dour Bihan bringen lassen.«
»Was ist der Dour Bihan?«, fragte Finn.
»Ein kleiner Bach, der im Nordosten entspringt und in den Lind Siron mündet. Durch schönes Weideland. Eine gute Lage, nahe dem Halbmondplateau.«
»Und so macht ihr das? Ihr fangt wilde Menschel ein?«
»So wie ihr Menschen wilde Tiere einfangt. Aber nein, wir haben keinen Menschelarzt, der sie kastriert. Wir behandeln sie in der Regel sehr gut.«
»In der Regel.«
»Ja, sie sind, wenn sie sich erst mal an ihre Aufgaben gewöhnt haben, sehr zuverlässig und bleiben auch in ihrem Revier.«
Felina sah ziemlich ablehnend aus.
»Felina, Menschel sind keine Menschen.«
»Ich weiß nicht. Ich habe gerade Mima kennengelernt. Sie gehört zu Anat, der Heilerin. Sie schien mir sehr menschlich.«
»Sie leben mit uns genau so gerne zusammen wie Hauskatzen mit euch.«
»Wenn du meinst.«
»Meine ich. Und schwer sind ihre Aufgaben auch nicht. Sie verwalten die Ringe, nehmen sie uns ab oder legen sie uns an, versorgen die Kopftücher, richten die Lauben her und derartige Dienste. Dafür bekommen sie von uns Felle und Fleisch und können sich ihre Körner und Früchte anbauen. Sie haben ihre eigenen Versammlungsplätze und dürfen ihren Nachwuchs behalten und selbst aufziehen. In bestimmtem Umfang wird ihnen
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