Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
wilden Tieren. Oh Gott.
Zum Schmerz in seinem Körper kam der Schmerz in seinem Herzen. Er hätte geweint, wenn eine Katze hätte weinen können. So aber klagte er, und die Höhle hallte von seinem Trauergesang wider.
Dann legte er sich erschöpft nieder, und wieder wanderte sein Geist im Schatten, der ohne Konturen schien. Lange wohl, lange, bis er von Stimmen geweckt wurde.
Helligkeit, die durch den Einschlupf strömte, bedeutete ihm, dass es Tag geworden war. Und dass man seine Spuren gefunden hatte. Schon wollte Hoffnung aufkeimen, aber dann verstand er die Worte, die dort oben gesprochen wurden.
»Nein, ich glaube nicht, dass er hier wieder rausgekommen ist. Hier ist viel Blut geflossen. Katzenblut.«
»Gut, trotzdem sollten wir eine Weile Wache halten. Sicher ist sicher.«
»Oder mal hineinkriechen?«
»Du, nicht ich. Ich hasse Höhlen, Menhit.«
»Bleiben wir draußen. Sollte er wirklich noch leben, wird er irgendwann hungrig werden und rauskommen.«
»Und wenn er tot ist, fängt er an zu stinken. Nur dumm, dass deinen Freunden das Mädchen entkommen ist.«
Ein Knurren erfolgte.
»Weiß der Sphinx, wie ihr das gelungen ist. Sie muss irgendwelche Waffen gehabt haben. Zwei Panther zerfetzt. Schlichtweg zerfetzt.«
»Che-Nupet war bei der Gruppe.«
»Che-Nupet ist eine träge, fette Idiotin. Die wird ihren feisten Bauch gerettet haben.«
»Vermutlich. Aber drei Panther sind entkommen. Haben sie nicht irgendwelche Hinweise geben können?«
»Scheißpanther. Sie haben mich angefaucht und wollten auf mich losgehen. Sieht aus, als gäben sie mir die Schuld, dass ihr Anführer draufgegangen ist.«
»Schade drum.«
»Ja, schade drum. Er war ein gefährlicher Liebhaber.«
»Du wirst einen anderen finden, Pachet.«
Ein paar Steinchen rollten durch den Einschlupf. Finn wagte kaum zu atmen. Er hoffte inständig, dass man die Geräusche aus der Höhle draußen nicht so deutlich hörte wie hier drinnen.
Die zwei Kätzinnen schwatzten müßig weiter, vor allem jetzt über die Qualitäten ihrer Liebhaber. Er kam dabei mehr als schlecht weg. Aber nicht nur er alleine. Außerdem war ihm das auch reichlich egal. Feli hatte überlebt. Aus irgendeinem wunderbaren Grund hatte sie überlebt. Dass sie selbst zwei Panther getötet hatte, glaubte er nicht; sie musste Hilfe erhalten haben. Und da die beiden Kriegerinnen auch Nefer nicht erwähnten, hoffte er, der Kater mochte ebenfalls entkommen sein. Immerhin war seine Vermutung richtig, dass die Panther nicht aus eigenem Antrieb gehandelt hatten, sondern beauftragt worden waren. Durch Pachet. Pachet, die zum Hofstaat der Königin gehörte. Und die sich auch am Übergangsfelsen aufgehalten hatte, als Feli mit Nefer eingetroffen war. Dann mochte auch sie es gewesen sein, die die Grautigerinnen auf Feli und das Ankh gehetzt hatte, als sie hier in Trefélin angekommen war.
Und auch an ihn hatte sie sich nicht ganz ohne Grund herangemacht, als er am Grenzfluss zum Scharrwald auf Patrouille war. Sie wollte ihn von etwas ablenken und in Schwierigkeiten bringen.
»Hast du deinem Lover schon gesagt, dass das Menschenweibchen entkommen ist?«
»Ich arbeite noch dran. Er wird ziemlich sauer sein.«
»Was wollten die eigentlich da in Shepsis abgebrannter Laube?«
»Keine Ahnung. Rumschnüffeln vermutlich. Sie haben ja lange mit Amun Hab konferiert. Wär ganz gut, wenn wir rausfinden würden, wie der zu der Sache steht. Mit Bastet Merit hat er sich ein paarmal ordentlich gestritten. Vielleicht ist der auch ganz froh drum, wenn sie wegbleibt.«
»Du machst dir Hoffnungen, was?«
»Pfft. Du doch auch, oder?«
Darum ging es also. Intrigenspiele um die Macht. Gott, warum sollte es in der Welt der Katzen anders zugehen als in der Welt der Menschen?
Finn kroch so leise wie möglich etwas tiefer in die Höhle. Die Kätzinnen oben schwiegen nun. Vermutlich ging das Vertrauen so weit nicht, dass sie einander ihre egoistischen Pläne anvertrauten. Aber er hatte genug gehört, um sich eine ganze Menge zusammenzureimen. Wenn ihm nur nicht so schwummerig im Kopf gewesen wäre.
Er trank noch ein paar Schlucke und verfiel dann wieder in einen unruhigen Halbschlaf.
Es wurde Abend, es wurde Nacht, es wurde wieder Morgen. Hell und Dunkel wechselten, und Finn verlor das Gefühl für die Zeit. Die brennenden Schmerzen waren dumpfen gewichen, doch war ihm heiß, und als er mühsam aufstand, um zu trinken, taumelte er. Irgendwas stimmte nicht mit ihm, seine Sicht war getrübt, seine Sinne
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