Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
hatte sie aus dem Wasser genommen und betastete ihren Knöchel.
»Soll ich dir eine Heilerin schicken, Felina?«
»Wo ist Schnuppel?«
»Wer?«
»Che-Nupet.«
» Wie nennst du sie?«
»Sie hat’s mir erlaubt.«
»Heiliger Sphinx! Das würde selbst ich mich nicht getrauen.«
Es raschelte hinter ihnen zwischen den Lauben, und Nefer sprang auf, bereit zu kämpfen. Doch es erschien nur ein schlanker Kater mit einem geschlitzten Ohr.
»Bote?«, sagte Amun Hab.
»Von Anhor. Er hat den Menschenkater gefunden. Schickt eine Heilerin.«
»Wo?«
»Am Fuß des Menez Siron, Ostseite.«
»Du findest Anat im Nordviertel am See. Bring sie zu mir, und dann begleitest du sie und Nefer zu Anhor.«
Der Bote sprang los, und Feli richtete sich auf.
»Ich gehe mit.«
»Du bist zu langsam.«
»Ich kann laufen.«
»Dein Knöchel ist verletzt.«
»Dann hinke ich eben hinterher.«
»Du kannst dich nicht nützlich machen.«
»Ach ja, ich kann ja gar nichts, ich weiß. Reib es mir nur noch ein bisschen deutlicher unter die Nase, Nefer.«
»Was, glaubst du, kannst du für Finn tun, Felina?«, wollte der Weise wissen.
Sie zuckte mit den Schultern.
»Warum darfst du Che-Nupet mit diesem unaussprechlichen Namen anreden, Felina?«
»Weiß nicht.«
»Felina?«
Diesmal war Amun Habs Schnurren sehr sanft.
»Es ist mir rausgerutscht, als ich ihren Bauch gekrault habe.«
»Und warum hast du den gekrault?«
»Weil sich das schön anfühlt. Ihr haltet sie alle für eine dumme, faule Katze, aber ich hab sie gerne.«
»Und Finn.«
»Auch.«
»Dann ist das Grund genug, zu ihm zu gehen. Nefer, kannst du Felina tragen?«
Nefer bekämpfte den bitteren Stich von Eifersucht, der bei Felis letztem Wort durch ihn hindurch gefahren war.
»Ja, kann ich. Es ist nicht allzu weit.«
»Gut. Ich hole meinen Rucksack.«
Anat, die elegante cremefarbene Katze mit dem beigen, blümchenbetupften Kopftuch begutachtete Felis Fuß, schleckte ein paarmal darüber und meinte: »Das ist schon fast verheilt. Trotzdem solltest du nicht weit drauf laufen. Zu dumm, dass ihr Menschen nur zwei Beine habt, nicht?«
»Ja, wirklich dumm.«
»Aber die Hände sind ganz praktisch.«
»Wie geht es Mima? Tut mir leid, dass wir die Menschel noch nicht gefunden haben.«
»Sie ist sehr anhänglich, aber sie isst wieder und sieht etwas besser aus.«
»Ich besuche sie noch mal, wenn du willst.«
»Wenn wir zurück sind. Nun wollen wir los.«
Nefer stellte sich neben Feli und meinte: »Halt dich mit den Händen an meinem Hals fest. Los, Feli, auf meinen Rücken!«
Sie wog auch nicht mehr als eine ausgewachsene Katze, und als sie erst einmal einen Halt gefunden hatte, fand Nefer es gar nicht so beschwerlich, sie zu tragen. Allerdings konnte er nicht so schnell laufen wie Anat und der Bote. Aber die beiden hatten eine deutliche Spur hinterlassen, sodass er ihnen mühelos folgen konnte. Feli schwieg die ganze Zeit über, aber zwischendurch kraulte sie immer mal wieder seinen Nacken. Dann sah er die Gruppe Katzen. Sie saßen zwischen den Farnen, die das kleine Rinnsal säumten.
»Da vorne sind sie. Anhor, Sem, Pepi, Ani und Anat.«
»Lass mich runter, den Rest kann ich gehen.«
»Wie du willst.«
Sie glitt von seinem Rücken, und er streckte sich erleichtert. Dann trabte er neben ihr her.
Finn lag lang ausgestreckt auf seiner linken Seite. Seine Augen waren geschlossen, sein Atem ging flach und schnell.
»Fieber«, sagte Anat, als sie zu ihm traten. »Durch eine geschlossene Wunde ausgelöst.«
»Was heißt das?«
»Ich muss die Stelle finden, wo es ihn erwischt hat. Oder ihn irgendwie wach bekommen, dass er es mir sagen kann.«
Feli kniete bei ihm nieder und streichelte seinen Kopf.
»Er fühlt sich heiß an. Vielleicht, wenn man etwas Wasser über ihn gießt …«
»Ich möchte ihn nicht bewegen.«
»Mhm. Aber ich kann mich bewegen.« Feli kramte ihre Trinkflasche aus dem Rucksack und ging zum Bächlein.
»Wie habt ihr ihn gefunden?«, wollte Nefer wissen.
»Blutspuren. Er muss sich oben in einer Höhle versteckt haben«, sagte Sem. »Die Panther haben sich wohl nicht getraut, durch den engen Spalt zu kriechen. Ziemlich clever von ihm.«
»Aber er hat sich dort auch versteckt gehalten, denn es haben schon zwei Kriegerinnen vor uns nach ihm dort gesucht. Das war weniger clever«, meinte Hauptmann Anhor.
Nefer unterdrückte eine Antwort. Noch war es vermutlich besser, nichts von den intriganten Kätzinnen verlauten zu lassen.
Feli kam mit der
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