Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
schade, dass Nathan verreist war. Ihn hätte er gerne seinem Vater vorgestellt. »Hast du nächste Woche mal einen Nachmittag Zeit?«
»Aber natürlich, Sohn. Das wird sich einrichten lassen. Ich rufe dich an.«
»Ja, prima.«
»Nimmst du mich auf deinem Motorrad mit?«
»Klar. Aber komm nicht in so feinem Zwirn.«
Kord lachte. Finn streckte ihm die Hand hin.
Hinter Kord tauchte der Mann mit den graublonden Haaren auf.
»Kord, wir gehen zur Tagesordnung über. Dein Bericht wird verlangt.«
»Oh, natürlich. Ach Finn, das ist Sepp Sebusch, ein guter Freund von mir.«
»Hi. Ich muss los. Bis dann, Dad.«
Finn fuhr auf dem kürzesten Weg nach Hause. Doch ins Haus mochte er noch nicht gehen. Irgendwie musste er sich erst seiner widerstreitenden Gefühle klar werden, denn sowie Kristin seine Schritte hörte, würde sie kommen und ihn ausfragen.
Chipolata tauchte aus dem Dunkel des Gartens auf und rieb ihren Kopf an seinem Stiefel.
»Na, Chip? Heute so freundlich?«
»Hat sie eingesehen, dass Menschen nicht nur geprügelt werden dürfen, ne.«
Finn hätte beinahe einen Satz in den Fliederbusch getan.
Che-Nupet saß auf der Gartenmauer, ihre Augen schimmerten im Licht der Straßenlaterne. Es war etwas ganz anderes, in einem Land, das es eigentlich gar nicht geben konnte, als Kater andere Katzen verstehen zu können. Hier war es noch immer ein Schock, wenn eine kleine Katze ihn plötzlich ansprach.
Che-Nupet blinzelte, und Chip versuchte sich in einem Schnurren.
»Musst du sie loben, ja?«
Wo sie recht hatte, hatte sie recht, diese Che-Nupet. Er beugte sich zu Chipolata hinunter und kraulte sie im Nacken. Chip reckte den Hals, er kraulte sie unter dem Kinn. Plötzlich warf sie sich nieder und drehte ihm den Bauch zu. Das hatte sie noch nie getan, und sehr vorsichtig wuschelte er das Fell dort. Mit beiden Vorderpfoten umschloss die schwarze Kätzin seine Hand und strampelte mit den Hinterpfoten gegen seinen Arm. Che-Nupet maunzte etwas, und Chip zog die Krallen ein. Und schnurrte.
»Hey, das ist schön, Chipi. Das machen wir jetzt öfter.«
»Mag sie, will sie.«
»Du auch, Che-Nupet?«
»Nicht jetzt. Wegen Eifersucht, ne?«
»Na dann später. Ich geh noch ein Stück zum Wald hoch. Wollt ihr mitkommen?«
»Heute nicht. Haben wir noch Mädchengespräche, ja, ja.«
Finn lachte leise, hob Chipolata auf und setzte sie neben die Rotbraune auf das Mäuerchen.
»Mir klingeln jetzt schon die Ohren.«
Der Mond hatte seine vollkommene Rundung verloren, doch er beleuchtete noch immer hell den Weg am Waldrand. Blätterrascheln, das Brummen eines Flugzeugs, in der Ferne ein aufgeregt kläffender Hund, das war alles, was hier zu hören war. Finn ging langsam, nachdenklich über den kiesigen Feldweg.
Solange er sich erinnern konnte, hatte seine Mutter abfällig über seinen Vater gesprochen, und er hatte nur wenig über ihn herausgefunden. Als er noch sehr klein war, hatten sie zusammengelebt, und ihm war in Erinnerung geblieben, dass sein Vater sich als Banker bezeichnet hatte. Als sich Nerissa von ihm getrennt hatte, war er fortgezogen, und einmal hatte er aufgeschnappt, dass Kord bei einem Inkasso-Unternehmen tätig war. Heute wusste er, dass in diesen Unternehmen gelegentlich raue Methoden angewandt wurden, um an die ausstehenden Zahlungen zu kommen. Auf diese Weise musste sein Vater in die von ihm so bezeichnete Abwärtsspirale geraten sein. Finn seufzte und setzte sich auf eine Bank. Er wusste nur zu gut, wie geschickt es Nerissa gelang, jemanden kleinzumachen. Vermutlich war die Scheidung ziemlich hässlich gewesen, und Kord hatte darunter so gelitten, dass er abgerutscht war.
Gut, er war verurteilt worden und hatte seine Strafe erhalten. Und wie es aussah, hatte er sich wieder gefangen. Die »Helfenden Hände« zumindest trugen ihm seine Verfehlungen nicht nach, und der Job, den sie ihm angeboten hatten, schien sich zu lohnen. Immerhin war ein neues Motorrad nicht eben mit Kleingeld zu bezahlen.
Andererseits – ein bisschen verrückt waren diese Typen schon. Aber vielleicht musste man das sein, wenn man in der Branche arbeitete. Wen störte schon ein bisschen Halleluja-Dope? Allerdings, das nahm Finn sich vor, würde er ein paar Erkundigungen über diese Organisation einziehen.
Mit dem Gedanken stand er auf und ging zügig nach Hause.
Er stutzte, als er näher kam. Seine Nachtsicht war inzwischen fast kätzisch gut geworden, und so nahm er deutlich den Mann wahr, der sich an Nerissas
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