Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
einzutreten. Jene, die sich für das reine Katzenleben entschieden, blieben mehr und mehr in Trefélin. Wir wurden älter und größer als die Katzengeborenen, und wir hatten das Ankh und die Ringe in unsere Welt mitgenommen. Diese Dinge mögen zusammenhängen, Nefer. Doch selbst meine Lehrer wussten nicht mehr, auf welche Art die Insignien ihre Macht entfalten. Mag sein, dass der jeweiligen Königin dieses Wissen noch enthüllt wird, aber wenn, so ist sie zum Schweigen verpflichtet.«
»Amun Hab könnte es auch wissen«, murmelte Nefer.
»Vielleicht. Frag ihn, wenn du ihn triffst.«
»Ich kann es versuchen. Aber, Sarapis, was hat das mit den toten Katzen zu tun?«
»Geduld, junger Freund, Geduld. Also, die Grauen Wälder – anfangs waren sie nur ein schmaler, baumbestandener Streifen, der die Welten trennte, doch bald begann er, seine eigene Magie zu entwickeln. Einige Mischwesen siedelten sich dort an, die sich in keiner der Welten zu Hause fühlten. Sie übernahmen nach und nach einige wichtige Aufgaben. Vor allem, als sich zeigte, dass sich in einem Teil der Grauen Wälder ein Sumpf gebildet hatte, dessen Schlamm eine entsetzliche Wirkung entwickelte.«
»Der Schwarze Sumpf? Ja, darin sammelt sich das namenlose Entsetzen, ich weiß.«
Sarapis hob seinen Kopf, und seine Nase zuckte.
»Bist du in Kontakt mit dem Schlamm gekommen?«
»Nein, aber ein Freund ist versehentlich in das Rinnsal getreten, das aus einer undichten Stelle heraussickerte.«
»So, so. Und was ist mit dem Freund geschehen?«
Nefer schluckte. Das hätte er nicht verraten dürfen. Che-Nupet und Feli hatten etwas getan, das kein Wesen je erfahren durfte. Verzweifelt suchte er nach einer diplomatischen Antwort und fand sie schließlich.
»Er hat furchtbar gelitten, aber nach einer Weile endeten die Visionen. Es war auch nur ein winziges Tröpfchen, das seine Pfote genetzt hatte.«
»Und wo ist dein Freund jetzt?«
»In der Welt der Menschen.«
Das war zumindest keine Lüge, dachte Nefer.
Sarapis brummte nur. Vermutlich ahnte er, dass er einige wesentliche Teile der Geschichte ausgelassen hatte. Darum beeilte Nefer sich, das Thema zu wechseln.
»Diese Mischwesen, das sind die Sphingen, nicht wahr? Halb Mensch, halb Löwe.«
»Geflügelte Männer mit Löwenkörper. Uralt, wissend, wagend, wahrend. Von vielen als Ungeheuer und Monstren angesehen, doch friedfertig und hilfsbereit, wenn man ihnen mit Achtung begegnet.«
»Ja, so lernte ich es. Getroffen habe ich noch keinen von ihnen.«
»Die wenigsten suchen sie auf, aber eines Tages wirst auch du es tun und ihre Fragen beantworten. Nun, aber wir kommen von unserem eigentlichen Anliegen ab.« Sarapis nahm noch einen Happen Geflügelfleisch, kaute mühsam daran herum und fuhr dann fort. »Trefélin sollte nach Wunsch der hier lebenden Katzen ein Land des Friedens sein, weshalb man sich bemühte, unsere natürlichen Feinde zu verbannen. Mit den Hundeartigen hat man damals Verträge abgeschlossen und Grenzen gezogen. Letztlich hatten sie ähnliche Bedürfnisse wie wir und wollten in Ruhe gelassen werden. Mit den großen Raubvögeln, die sich gerne an den Jungtieren vergreifen, und auch mit den anderen Raubkatzen, die nach der Trennung der Welten hiergeblieben sind, hat man nach und nach Vereinbarungen getroffen. Wir plündern ihre Gelege nicht und bekämpfen sie nicht, solange sie auf ihrem Territorium bleiben. Futter bietet unser Land allen.«
»Und die Menschen, die einst hierhergefunden haben, sind über die Jahrtausende kleiner geworden und haben sich nicht weiterentwickelt.«
»So ist es. Die Menschel sind angenehme und hilfsbereite, aber zurückgebliebene Geschöpfe, die uns in ihrer Wildform nicht stören und die man, wenn man sie zu sich nimmt, gut dressieren kann. Aber zwei Arten von Feinden mussten wir verbannen. Die einen waren die Ratten. Sie sind so verdammt schlaue Tiere und passten sich augenblicklich an die Lebensbedingungen in Trefélin an. Sie wurden größer und gemeiner und hielten sich an keine Abmachung. Sie griffen unsere Jungen an und auch die Schwächeren. Ihre Bisse waren vielleicht nicht immer tödlich, doch sie verursachten schwärende Wunden, die selbst unsere Heilerinnen nicht behandeln konnten. Irgendwann war es der damaligen Königin Bastet Meretankh zu viel, und sie befahl, die Ratten auszurotten.«
»Der Große Krieg«, sagte Nefer. »Ich hörte davon.«
»Ja, es war eine schlimme Zeit, und sie forderte viele Opfer. Doch anschließend war das Land
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