Jagd auf eine Bestie 2. Teil: Thriller (German Edition)
»Er hat es tatsächlich geschafft, Männer. Sir John hat, weiß der Teufel wie er es angestellt hat, dafür gesorgt, dass Verstärkung kommt. Von Mailand aus sind fast fünfzig Carabinieri unterwegs hierher. Sie treffen in ungefähr einer Stunde ein, und sie haben neben einem Durchsuchungsbeschluss auch einen Haftbefehl gegen Ferruccio und seinen Vater, Donatello in der Tasche. Advokato Ragusa hat gesungen wie ein Vögelchen.«
Die Euphorie der Männer hielt nicht lange an. Ein Motorengeräusch wurde schnell lauter. Mit hohem Tempo näherte sich eine schwarze Limousine dem Anwesen. Vor dem Tor kam der Wagen zum Stehen. Die hintere Scheibe ging herunter. Sofort öffneten die Wachen das schwere Eisengitter. Kerner und Graf Siegfried sahen sich an. Dort kam Ferruccio Vigiani.
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Ramon wagte nicht, sich zu bewegen. Er wusste, wie meisterhaft der alte Conte mit einem Schwert umgehen konnte, und die Spitze eines solchen saß nun genau an seinem Hals. Donatello Vigiani drückte die Klinge langsam nach vorne. Ein paar Blutstropfen quollen hervor. »Es war ein großer Fehler, hierher zu kommen, Ramon.« Der Conte nahm dem Bodyguard das Feuerzeug aus der Hand und zündete eine der Fackeln an. Wieder tauchte das unwirkliche Bild auf, das sich in dem Raum bot. Langsam bewegte Ramon seine Lippen. »Ich dachte immer, Sie seien ein harter Mann, Conte. Ein Geschäftsmann, der, wenn es sein muss, auch nicht zimperlich ist. Ich habe mich sehr getäuscht. Sie sind weder ein Mann noch überhaupt ein Mensch. Nur eine Bestie kann so etwas wie das hier tun. Also machen Sie schon. Ich habe vor dem Sterben nicht so große Angst, wie Sie vielleicht glauben.«
Ein grausamer Ausdruck stand in den Augen des Conte. »Du musst auch keine Angst vor dem Tod haben, Ramon. Im Gegenteil, Angst musst du haben vor der Zeit, die du jetzt noch am Leben bist.« Ramon hörte hinter sich ein Klicken. Er merkte, wie der Druck des Schwertes an seinem Hals nachließ. Vorsichtig drehte er den Kopf etwas zur Seite. An der Schläfe des Conte saß der Lauf eines Gewehres. Bice de Vigiani stand dort und hatte den Finger fest am Abzug. Der Ausdruck in ihrem Gesicht ließ keinen Zweifel zu. Sie würde abdrücken. Auch der Conte erkannte es. Langsam ließ er das Schwert heruntersinken. »Weißt du eigentlich, was Du da tust, Bice? Du zielst mit einem Gewehr auf Deinen eigenen Vater. Wenn Du nicht augenblicklich zur Vernunft kommst, vernichtest Du das Werk von Generationen unserer Vorfahren. Du hast keine Vorstellung davon, was hier auf dem Spiel steht. Man wird auf Dich keine Rücksicht nehmen, Bice. Den Männern, die mit uns zusammen diese Welt verändern wollen, bedeutet ein Leben gar nichts. Was Du jetzt vorhast, ist also vollkommen sinnlos.« Nichts rührte sich im Gesicht der Contessa. Fester drückte sie die Mündung des Gewehrs an den Kopf des Conte. »Wo ist Victor?«, fragte sie nur. Donatello zeigte mit der Hand auf den enthaupteten Guiseppe.
»Wäre dein Victor hier, dann säße er jetzt auf dem Stuhl da.« Bice zwang den Conte, das Schwert fallen zu lassen und drängte ihn weiter in den Raum hinein zu gehen. »Ramon, nimm ihm den Schlüsselbund ab und sieh dich hier unten um. Ich will wissen, ob Victor hier ist.« Ramon war, nachdem er schon das letzte Gebet für sich gesprochen hatte, wieder klaren Kopfes.
Er trat auf den Conte zu, nahm den Schlüsselbund und öffnete nacheinander alle Türen des Kellers. Als Letztes trat er vor die große Tür mit den drei schweren Schlossriegeln. Der Totenkopf auf dem Türblatt schien ihn warnend anzustarren. Ramon schluckte, dann schloss er die drei Riegel auf. Er drückte gegen das schwere Türblatt und betrat das unheimliche Gewölbe. Zum ersten Mal war ein Außenstehender in der geheimen Gruft, in dem die Treffen der Loge stattfanden. An den Wänden brannten ein paar Fackeln. Er sah zum Kamin hinüber, über dem die Unheil verkündenden Wappen hingen. Das der Vigianis und das der verschworenen Gemeinschaft, der sie angehörten. Ein kalter Schauer lief Ramon über den Rücken. Vorsichtig näherte er sich dem großen Tisch. Landkarten, Skizzen und Aufzeichnungen, lagen überall verstreut darauf herum. Ramon sah sich die Dokumente an. Sie ergaben keinen Sinn für ihn. Er drehte sich um und suchte weiter. Von Victor Baranow fehlte jede Spur. Zurück bei Bice und ihrem Vater, schüttelte er den Kopf. »Victor ist nicht hier, Contessa. Ich habe alles gründlich durchsucht. Da hinten ist nur ein großer
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