Jagd auf Roter Oktober
Foster die verpackte Kassette.
»Danke. Abtreten.«
Foster schob die Kassette in den Recorder über seinem Fernseher. Wenige Sekunden darauf erschien ein Bild.
Tyler stand neben Foster, als es scharf wurde. »Jawoll, da haben wir’s.«
»Allerdings«, stimmte Foster zu.
Das Bild war nur als miserabel zu bezeichnen. Die Nachtkamera erzeugte ein ziemlich unscharfes Bild, weil sie alles vorhandene Licht gleichwertig verstärkte. Hierbei gingen viele Details verloren. Sie sahen aber genug: ein sehr großes Raketen-U-Boot, dessen Turm viel weiter hinten saß als bei westlichen Typen. Neben Roter Oktober nahmen sich Dallas und Pogy zwergenhaft aus. Im Lauf der nächsten fünfzehn Minuten starrten sie schweigend auf den Bildschirm. Abgesehen von der wackligen Handkamera war das, was sich dort abspielte, so unterhaltsam wie ein Testbild.
»Nun«, meinte Foster, als das Band abgelaufen war, »da haben wir also ein russisches Raketen-U-Boot.«
»Nicht übel, was?« Tyler grinste.
»Skip, Ihnen stand doch das Kommando auf der Los Angeles zu, nicht wahr?«
»Ja, Sir.«
»Wir sind Ihnen etwas schuldig, Commander, eine ganze Menge sogar. Ich habe mich gestern einmal erkundigt und festgestellt, dass ein im Dienst verletzter Offizier nur dann in den Ruhestand geschickt wird, wenn er eindeutig dienstunfähig ist. Wir hatten schon einige Kommandanten, denen ein Bein fehlte. Ich werde mich persönlich beim Präsidenten für Sie verwenden, Sohn. Sie müssen ein Jahr lang hart arbeiten, bis Sie wieder im Trott sind, aber wenn Ihnen noch an dem Kommando liegt, sorge ich dafür, dass Sie es auch bekommen.«
Daraufhin musste Tyler sich erst einmal setzen. Das bedeutete eine neue Prothese, die er schon seit Monaten erwogen hatte, und ein paar Wochen Gewöhnungszeit. Dann ein gutes Jahr, um seine Kenntnisse aufzufrischen, ehe er wieder zur See fuhr. – Er schüttelte den Kopf. »Vielen Dank, Admiral. Sie wissen, wie sehr mir daran liegt, aber ich muss ablehnen. Ich habe inzwischen ein neues Leben mit anderen Verpflichtungen und nähme nur jemandem die Stelle weg. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Wenn ich mir in Ruhe das russische Boot ansehen darf, sind wir quitt.«
»Das garantiere ich Ihnen.« Foster hatte auf diese Reaktion gehofft, sie sogar erwartet. Aus Tyler hätte ein Admiral werden können, wenn nicht das Bein gewesen wäre. Aber wer nannte das Leben schon fair?
Roter Oktober
»Sie scheinen ja alles fest im Griff zu haben«, bemerkte Ryan. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich ein bisschen hinlege, Kapitän Borodin?«
»Bestimmt nicht. Gehen Sie in Dr. Petrows Kabine.«
Auf dem Weg dorthin schaute Ryan in Ramius’ Kajüte und fand eine Flasche Wodka. Er nahm sie mit und legte sich in Petrows Koje, die weder breit noch weich war. Ryan war das inzwischen gleich. Er trank einen tiefen Schluck und war binnen fünf Minuten eingeschlafen.
USS Sea Cliff
Das Luftreinigungssystem funktioniert nicht richtig, dachte Lieutenant Sven Johnsen. Die Sea Cliff hatte gerade dreitausend Meter Tiefe erreicht und an eine Reparatur war erst an der Oberfläche zu denken. Gefährlich war das nicht – das Tauchboot war wie die Raumfähre nach dem Redundanzprinzip gebaut –, sondern nur lästig.
»So tief unten war ich noch nie«, sagte Kapitän Igor Kaganowitsch im Plauderton. Ihn hierherzubringen war nicht einfach gewesen. Erst war ein Helix-Hubschrauber von der Kiew zur Tarawa erforderlich gewesen, dann ein Sea King der US-Navy nach Norfolk. Ein weiterer Helikopter hatte ihn zu USS Austin gebracht, die mit zwanzig Knoten Fahrt auf 33N 75W zuhielt. Austin hatte ein breites, flaches Achterdeck, auf dem sie gewöhnlich Landungsfahrzeuge transportierte, aber heute war ihre Ladung die Sea Cliff gewesen, ein Drei-Mann-Tauchboot, das ein Flugzeug aus Wood Hole in Massachusetts gebracht hatte.
»Man muss sich erst daran gewöhnen«, stimmte Johnsen zu, »aber im Grund macht es keinen Unterschied, ob man hundertfünfzig oder dreitausend Meter tief ist. Wenn die Hülle reißt, ist man so oder so tot, nur dass hier unten weniger übrig bleibt.«
»Welch angenehmer Gedanke, Sir. Nur weiter so«, kommentierte Maschinenmaat Erster Klasse Jesse Overton. »Am Sonar noch alles klar?«
»Ja, Jess.« Johnsen arbeitete seit zwei Jahren mit dem Maat auf der Sea Cliff , ihrem »Baby«, wie sie ihr kleines, robustes Tauchboot zärtlich nannten, das vorwiegend zu Forschungszwecken, aber auch bei der Aufstellung und Reparatur von
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