Jagd auf Roter Oktober
Schweigen.
USS Austin
Eine Stunde später erklomm Kaganowitsch die Brücke der Austin , um wie abgemacht einen Spruch an die Kirow zu senden. Der sowjetische Offizier gab eine Reihe von Codewörtern und die Seriennummer des Tiefenmessers durch. Der Spruch wurde sofort bestätigt.
Overton und Johnsen sahen den Russen mit dem Instrument in der Hand seinen Hubschrauber besteigen.
»Fieser Typ, dieser Keptin Kackanowitsch , was, Mr. Johnsen? Den haben wir ganz schön geleimt.«
Roter Oktober
Nach sechs Stunden wachte Ryan zu Klängen auf, die ihm irgendwie bekannt vorkamen. Er blieb kurz in der Koje liegen und versuchte sie zu identifizieren, ehe er in die Schuhe schlüpfte und nach vorne in die Offiziersmesse ging.
Es war das Titelmotiv aus E. T . Als er die Messe betrat, glitt gerade der Nachspann über den 33-cm-Schirm des Geräts auf dem Tisch. Fast alle Russen und drei Amerikaner hatten sich den Film angesehen. Die Russen wischten sich die Augen. Jack holte sich eine Tasse Kaffee und setzte sich an den Tisch.
»Hat es Ihnen gefallen?«
»Es war großartig!«, erklärte Borodin.
Lieutenant Mannion lachte leise. »Die Kassette lief schon zum zweiten Mal.«
Ein Russe begann rasch in seiner Muttersprache zu reden. Borodin dolmetschte. »Er möchte wissen, ob alle amerikanischen Kinder so – undiszipliniert sind.«
Ryan lachte. »Ich war anders, aber der Film spielt in Kalifornien, wo die Leute alle ein bisschen spinnen. Nein, in Wirklichkeit benehmen sich die Kinder nicht so, wenigstens meine beiden nicht. Andererseits erziehen wir unsere Kinder wohl zu mehr Selbständigkeit als russische Eltern.«
Borodin übersetzte und gab dann die Antwort wieder. »Es sind also nicht alle amerikanischen Kinder solche – Hooligans?«
»Manche schon. Perfekt ist Amerika nicht, meine Herren. Wir machen eine Menge Fehler.« Ryan hatte entschieden, nach Möglichkeit die Wahrheit zu sagen.
Wieder dolmetschte Borodin. Die Männer in der Runde sahen misstrauisch drein.
»Ich habe ihnen gesagt, dass es ein Film für Kinder ist, den man nicht zu ernst nehmen sollte. Stimmt das?«
»Jawohl, Sir«, sagte Mancuso, der gerade hereingekommen war. »Es ist nur ein Kinderfilm, aber ich habe ihn mir trotzdem fünfmal angesehen. Ah, da sind Sie ja wieder, Ryan. Ich muss wohl Jones noch einen Belobigungsbrief schreiben. Das war eine vorzügliche Idee.« Er wies auf den Fernseher. »Gut, dass sich die Leute ein bisschen entspannen können. Ernst wird es noch früh genug.«
Noyes kam herein. »Wie geht es Williams?«, fragte Ryan.
»Der kommt durch.« Noyes füllte seine Tasse. »Ich habe dreieinhalb Stunden an ihm operiert. Die Kopfverletzung war nur oberflächlich, die Brustwunde aber ernst. Die Kugel verfehlte den Herzbeutel nur um ein Haar. Kapitän Borodin, wer leistete diesem Mann erste Hilfe?«
Der Starpom wies auf einen Leutnant. »Er kann kein Englisch.«
»Sie können ihm sagen, dass Williams ihm sein Leben verdankt. Die Brustdränage war entscheidend. Ohne sie wäre er gestorben.«
»Sind Sie sicher, dass er durchkommt?«, beharrte Ryan.
»Fraglos, Ryan. Er wird sich noch eine Zeit lang miserabel fühlen, und es wäre mir lieber, wenn er in einer richtigen Klinik läge, aber ansonsten habe ich alles unter Kontrolle.«
»Und Kapitän Ramius?«, erkundigte sich Borodin.
»Kein Problem. Der schläft noch. Ich habe ihn sorgfältig zusammengeflickt. Fragen Sie diesen Mann, wer ihn in Erster Hilfe ausgebildet hat.«
Borodin folgte. »Er liest gern medizinische Fachbücher, sagt er.«
»Wie alt ist er?«
»Vierundzwanzig.«
»Richten Sie ihm aus, dass ich ihm beim Einstieg helfe, wenn er Medizin studieren will.«
Der junge Offizier freute sich und wollte wissen, wie viel ein Arzt in Amerika verdiente.
»Ich bin bei den Streitkräften und trage deshalb weniger heim – achtundvierzigtausend im Jahr, inklusive Flugzulage.« Die Russen machten große Augen. »Mit einer eigenen Praxis verdiente ich sehr viel mehr.«
»In der Sowjetunion bekommt ein Arzt nicht mehr als ein Fabrikarbeiter«, meinte Borodin.
»Vielleicht taugen Ihre Mediziner deshalb auch nicht viel«, bemerkte Noyes taktlos.
»Wann kann der Kapitän wieder das Kommando übernehmen?«, fragte Borodin.
»Heute muss er noch im Bett bleiben, aber morgen kann er langsam wieder aufstehen. Keine Sorge, er macht sich wieder. Er ist noch vom Blutverlust geschwächt, wird aber voll genesen.« Noyes gab diese Erklärung ab, als zitierte er ein
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