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Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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nötig.

Siebzehnter Tag
Sonntag, 19. Dezember
    Roter Oktober
    »Noch acht Stunden«, flüsterte Ryan vor sich hin. Eine achtstündige Fahrt nach Norfolk. Auf eigenen Wunsch bediente er wieder Steuer und Tiefenruder, denn dies war die einzige Funktion, die er erfüllen konnte, und er wollte etwas zu tun haben. Die Besatzung von Roter Oktober war noch immer viel zu klein. Fast alle Amerikaner halfen an Reaktor und Maschinen aus. Im Kontrollraum standen nur Mancuso, Ramius und Ryan. Bugajew, unterstützt von Jones, saß nicht weit entfernt am Sonar, und die Sanitäter kümmerten sich im Lazarett um Williams. Der Koch huschte mit belegten Broten und Kaffee hin und her.
    Ramius saß auf der Reling des Periskopsockels. Die Beinverletzung blutete nicht mehr, musste aber schmerzhafter sein, als der Mann zugab, da er die Überwachung der Instrumente und die Navigation Mancuso überließ.
    »Ruder mittschiffs«, befahl Mancuso.
    »Mittschiffs.« Ryan stellte das Ruder auf Mitte und warf einen Blick auf den Ruderlagenanzeiger. »Ruder mittschiffs, Kurs eins-zwei-null.«
    Mancuso studierte die Seekarte und runzelte die Stirn. Die Tatsache, dass man ihn so salopp gezwungen hatte, dieses Monstrum zu lotsen, machte ihn nervös. »Hier muss man vorsichtig sein. Die Küstendrift von Süden her schwemmt Sandbänke auf, und die Fahrrinne muss alle paar Monate ausgebaggert werden. Die Stürme haben wahrscheinlich noch mehr Unheil angerichtet.« Er trat ans Periskop.
    »Ich habe gehört, dass es hier tückisch ist«, meinte Ramius.
    »Das ist der Friedhof des Atlantik«, bestätigte Mancuso. »Auf den vorgelagerten Sandbänken sind schon viele Schiffe gestrandet. Witterungs- und Strömungsverhältnisse sind miserabel. Die Deutschen hatten hier im letzten Krieg allerhand zu beißen. Auf Ihren Seekarten ist nichts eingezeichnet, aber hier liegen Hunderte von Wracks auf dem Grund.« Er kehrte an den Kartentisch zurück. »Auf jeden Fall umfahren wir dieses Gebiet und wenden uns erst hier nach Norden.«
    »Gut. Sie kennen sich in Ihren Gewässern besser aus«, stimmte Ramius zu.
    Sie fuhren in einer losen Dreierformation. Dallas übernahm die Führung, Pogy bildete die Nachhut. Alle drei Boote liefen teilweise getaucht mit fast überspülten Decks und hatten keine Turmwachen aufgestellt. Sichtnavigation wurde mit Hilfe des Periskops durchgeführt. Alle Radar- und Elektroniksysteme waren abgestellt. Alle drei Boote waren unter EMCON. Ryan warf einen Blick auf den Kartentisch. Sie hatten den Sund zwar hinter sich gelassen, doch die Seekarte zeigte noch meilenweit Sandbänke.
    Auch Roter Oktobers Raupe wurde nicht benutzt. Das Antriebssystem entsprach fast genau Skip Tylers Prophezeiung. Die Tunnel enthielten zwei Gruppen von Schaufelrädern, ein Paar ein Drittel der Gesamtlänge hinterm Bug, drei weitere knapp hinter mittschiffs. Mancuso und seine Ingenieure hatten sich die Baupläne mit großem Interesse angesehen und eingehend die Vor- und Nachteile des Konzepts diskutiert. Ramius hatte nicht glauben wollen, dass er so früh geortet worden war, bis Mancuso Jones anwies, seine Privatkarte zu holen, auf die der geschätzte Kurs von Roter Oktober bei Island eingetragen war. Als Ramius das sah, entschuldigte er sich fast.
    »Ihr Sonar muss besser sein, als wir erwartet hatten«, grummelte Ramius im Kontrollraum.
    »Es ist nicht übel«, räumte Mancuso ein, »aber Jones ist besser – der begabteste Sonar-Mann, den ich je hatte.«
    »So jung und so klug.«
    »Wir bekommen viele junge Männer dieses Schlages.« Mancuso lächelte. »Natürlich weniger, als uns lieb wäre, aber unsere Jungs melden sich alle freiwillig und wissen, wo sie einsteigen. Wir sind wählerisch, doch wen wir angenommen haben, den bilden wir aus, bis ihm der Kopf raucht.«
    »Skipper, hier Sonar. Dallas taucht, Sir.«
    »Gut.« Mancuso steckte sich auf dem Weg zur Bordsprechanlage eine Zigarette an und rief den Maschinenraum. »Richten Sie Mannion aus, dass wir ihn hier vorne brauchen. In ein paar Minuten tauchen wir.« Er legte auf und ging zurück an die Karte.
    »Sie behalten Ihre Leute also länger als drei Jahre?«, fragte Ramius.
    »Sicher. Sonst schickten wir sie ja weg, wenn sie gerade ihren vollen Ausbildungsstand erreicht haben.«
    Warum gab es solche Leute nicht in der Sowjetmarine? dachte Ramius. Die Antwort kannte er nur zu gut. Die Amerikaner verpflegten ihre Männer anständig, gaben ihnen eine ordentliche Messe, entlohnten sie anständig, ließen sie

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