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Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Berghang rasen. Der Kapitän gab auf. Das Victor entkam.
    Ursprünglich ging man von der Theorie aus, die Russen hätten eine besondere Route ausgekundschaftet, die ihre U-Boote mit großer Geschwindigkeit befahren konnten. Russische Kapitäne waren für ihre waghalsigen Manöver bekannt, und vielleicht verließ man sich auf eine Kombination auf die Route geeichter Trägheitssysteme und Magnet- und Kreiselkompasse. Diese Theorie hatte nie viele Anhänger gefunden, und nach wenigen Wochen stand fest, dass die sowjetischen U-Boote auf einer Vielzahl von Routen durch die Bergkette jagten. Amerikanischen und britischen Booten blieb nichts anderes übrig, als periodisch anzuhalten, die Position durch Sonar zu bestimmen und dann hastig wieder aufzuholen. Da die sowjetischen Boote ihre Fahrt jedoch nie verlangsamten, fielen die 688 und Trafalgar zurück.
    Dallas war auf ihrer Zollhaus-Station, um vorbeifahrende russische U-Boote zu erfassen, die Zufahrt der Passage zu bewachen, die bei der US-Navy nun Rote Route Eins hieß, und auf externe Hinweise auf ein neues Gerät zu lauschen, das es den Sowjets ermöglichte, so kühn in der Bergkette herumzurasen. Ehe die Amerikaner es kopieren konnten, hatten sie drei unangenehme Alternativen: weiterhin Kontakt mit den Russen verlieren; wertvolle Jagd-U-Boote an den bekannten Ausgängen der Route stationieren; oder eine ganz neue SOSUS-Barriere aufbauen.
    Jones’ Trance dauerte zehn Minuten – länger als üblich. Normalerweise identifizierte er einen Kontakt viel rascher. Nun setzte er sich zurück und zündete eine Zigarette an.
    »Ich hab was, Mr. Thompson.«
    »Und was?« Thompson lehnte sich ans Schott.
    »Keine Ahnung.« Jones reichte seinem Offizier einen Kopfhörer. »Hören Sie mal hin, Sir.«
    Thompson war selbst Elektroingenieur und Experte für Sonarsysteme. Er kniff die Augen zu und konzentrierte sich auf das Geräusch, ein sehr schwaches, niederfrequentes Dröhnen oder Sausen. Er lauschte einige Minuten lang, setzte dann den Kopfhörer ab und schüttelte den Kopf.
    »Das erwischte ich vor einer halben Stunde über die laterale Kette«, sagte Jones. Damit meinte er ein Subsystem des multifunktionalen Sonars BQQ-5. Seine Hauptkomponente war ein über fünf Meter messender Dom im Bug, der für aktive und passive Ortungen benutzt wurde. Neu war eine sechzig Meter lange Reihe passiver Sensoren an beiden Seiten des Rumpfes, sozusagen das mechanische Gegenstück zu den Sinnesorganen in der Haut eines Haies. »Ich habe es zweimal verloren und wieder aufgefangen«, fuhr Jones fort. »Es ist weder Schraubengeräusch noch Wal oder Fisch, sondern klingt eher nach Wasser in einem Rohr – abgesehen von diesem an- und abschwellenden Dröhnen. Wie auch immer, die Richtung ist zwei-fünf-null. Demnach befindet sich das Objekt zwischen uns und Island und kann also nicht sehr weit entfernt sein.«
    »Machen wir das einmal sichtbar.«
    Jones nahm ein Kabel mit zwei Steckern von einem Haken. Einer kam in eine Steckdose an seiner Sonar-Konsole, der andere in die Eingangsbuchse eines Oszilloskops. Die beiden Männer verbrachten einige Minuten an den Bedienungselementen des Sonars, bis sie das Signal isoliert hatten. Es erschien als unregelmäßige Sinuskurve, die sie jeweils nur wenige Sekunden lang halten konnten.
    »Unregelmäßig«, merkte Thompson an.
    »Komisch, nicht? Hört sich regelmäßig an, sieht aber nicht so aus. Wissen Sie, was ich meine, Mr. Thompson?«
    »Nein, Sie haben bessere Ohren.«
    »Weil ich nur gute Musik höre, Sir. Sie machen sich mit Ihrem Rock die Ohren kaputt.«
    Thompson wusste, dass er Recht hatte, aber ein Absolvent der Marineakademie Annapolis braucht sich das von einem Mannschaftsgrad nicht sagen zu lassen. Seine alten Janis-Joplin-Bänder gingen nur ihn etwas an. »Nächster Schritt.«
    »Jawohl, Sir.« Jones zog den Stecker aus dem Oszilloskop und steckte ihn in ein links neben der Sonar-Konsole eingebautes Schaltbrett mit Computer-Terminal.
    Während ihrer letzten Überholung hatte die Dallas ein ganz besonderes, zu ihrem BQQ-5-Sonarsystem passendes Spielzeug erhalten. Es lief unter der Bezeichnung BC-10 und war der leistungsfähigste Rechner, der je auf einem Unterseeboot installiert worden war. Er hatte zwar nur die Größe eines Schreibtischs, kostete aber über fünf Millionen Dollar und führte pro Sekunde achtzig Millionen Rechenschritte durch. Integriert waren die neuesten 64-K-Mikroprozessoren und Schaltungen. Sein Magnetblasenspeicher hatte

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