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Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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genug Kapazität für ein ganzes Rudel U-Boote. In fünf Jahren sollte jedes Jagd-U-Boot der Flotte damit ausgerüstet sein. Seine Aufgabe war mit der des viel größeren Sosus-Systems identisch: Verarbeiten und Analysieren von Sonar-Signalen; der BC-10 eliminierte Umgebungsgeräusche und andere natürlich erzeugte Unterwassertöne, um dann vom Menschen erzeugten Schall zu identifizieren und klassifizieren. Er war in der Lage, Schiffe anhand ihrer akustischen Signatur mit Namen zu identifizieren, ähnlich, wie man durch Fingerabdrücke und Stimmcharakteristik die Identität eines Menschen feststellt.
    So wichtig wie der Computer selbst war seine Software. Vor vier Jahren hatte ein Doktorkandidat im geophysikalischen Laboratorium von Cal Tech ein aus sechshunderttausend Schritten bestehendes Programm zur Vorhersage von Erdbeben abgeschlossen. Das Problem, mit dem er sich auseinandergesetzt hatte, lautete »Signal in Relation zu Störgeräusch«. Das Programm überwand Schwierigkeiten, mit denen Seismologen zu kämpfen hatten, wenn sie Zufallsgeräusche, die konstant von Seismographen festgehalten werden, von echt ungewöhnlichen, ein Erdbeben ankündigenden Signalen unterscheiden wollten.
    Zu Verteidigungszwecken war das Programm erstmals von der US Air Force zur weltweiten Überwachung von Kernexplosionen im Rahmen von Rüstungskontrollverträgen benutzt worden. Auch das Forschungslabor der Marine schrieb es für seine Zwecke um. Für die Erdbebenvorhersage erwies es sich zwar als unzulänglich, eignete sich aber vorzüglich zur Analyse von Sonar-Signalen. Bei der Marine war es als SAPS (algorithmisches Signalverarbeitungssystem) bekannt.
    »SAPS SIGNAL INPUT«, gab Jones in das VDT (Video display terminal) ein.
    »READY «, antwortete der BC-10 sofort.
    »RUN.«
    Trotz der unglaublichen Geschwindigkeit des BC-10 brauchten die von zahlreichen GOTO-Schleifen durchsetzten sechshunderttausend Schritte ihre Zeit, als die Maschine natürliche Geräusche eliminierte und sich auf anomale Signale konzentrierte. Das dauerte zwanzig Sekunden, für Computerbegriffe eine Ewigkeit. Die Antwort erschien auf dem VDT. Jones drückte auf eine Taste und ließ den Matrix-Drucker eine Kopie auswerfen.
    »Hmmph.« Jones riss das Blatt heraus. »›ANOMALES SIGNAL ALS MAGMA-DISLOKATION EVALUIERT.‹ Das ist SAPS’ Art zu sagen: ›Nehmen Sie zwei Aspirin und kommen Sie morgen wieder.‹«
    Thompson musste lachen. Trotz des großen Geschreis bei der Einführung des neuen Systems war es in der Flotte nicht sehr beliebt. »Sahen wir das nicht in England in der Zeitung? Seismische Aktivität bei Island wie damals, als eine neue Insel auftauchte?«
    Jones steckte sich eine neue Zigarette an. Er kannte den Studenten, der diese Missgeburt namens SAPS erfunden hatte. Zum einen hatte sie die unangenehme Angewohnheit, das falsche Signal zu analysieren – und dem Resultat sah man nicht an, dass etwas nicht stimmte. Und da es zum anderen ursprünglich auf seismische Vorkommnisse abgestimmt war, hegte Jones den Verdacht, dass das Programm dazu neigte, Anomalien als seismischen Ursprungs zu interpretieren. Ihn störte diese eingebaute Tendenz, die, wie er fand, im Forschungslaboratorium nicht völlig beseitigt worden war. Computer als Werkzeug zu benutzen, war eine Sache; ihnen das Denken zu überlassen, eine andere. Außerdem stieß man immer wieder auf neue Unterwassergeräusche, die noch kein Mensch gehört, geschweige denn klassifiziert hatte.
    »Sir, zunächst einmal stimmt die Frequenz nicht – sie ist viel zu niedrig. Soll ich mir dieses Signal mal übers BQR-15 anhören?« Jones meinte die Batterie passiver Sensoren, die Dallas bei niedriger Geschwindigkeit hinter sich herschleppte.
    In diesem Augenblick kam Commander Mancuso mit seinem unvermeidlichen Kaffeebecher in der Hand herein. Wenn eines am Captain furchteinflößend ist, dachte Thompson, dann ist es sein Talent, immer dann aufzutauchen, wenn etwas los ist. Hatte er das ganze Boot verwanzt?
    »Wollte nur mal reinschauen«, sagte er beiläufig. »Was tut sich an diesem schönen Tage?« Der Captain lehnte sich ans Schott. Er war ein kleiner Mann, nur einssiebzig, der sein ganzes Leben lang um seine Figur gekämpft und sie nun wegen guten Essens und Bewegungsmangel auf einem U-Boot verloren hatte. Um die dunklen Augen hatte er Lachfältchen, die tiefer wurden, wenn er einem anderen Schiff einen Streich spielte.
    War es wirklich Tag? fragte sich Thompson. Nach dem sechsstündigen

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