Jagd auf Roter Oktober
nachgedacht und wollte es noch einmal nachprüfen. Er scheint sich einzubilden, auf etwas Ungewöhnliches gestoßen zu sein.«
»Gut, was soll ich ihm sagen? Raus mit der Sprache, Mister, vielleicht sind Sie eines Tages selbst Admiral und müssen Entscheidungen treffen.« Unwahrscheinliche Aussicht, dachte Gallery.
»Sir, Dallas ist in einer günstigen Position, die russischen Überwasserschiffe zu beschatten, wenn sie Island erreichen. Wir brauchen sie dort, wo sie ist.«
»Typische Lehrbuchantwort.« Gallery lächelte zu dem jungen Mann auf, bereit, ihm den Teppich unter den Füßen wegzuziehen. »Andererseits wird Dallas von einem recht kompetenten Mann befehligt, der uns kaum belästigen würde, wenn er nicht sicher wäre, auf etwas Wichtiges gestoßen zu sein. Auf die Einzelheiten geht er nicht ein, weil sie wahrscheinlich für einen Blitzspruch zu kompliziert sind und weil er damit rechnet, dass wir uns auf sein Urteil verlassen. ›Neues Antriebssystem, ungewöhnliche akustische Eigenschaften.‹ Das mag Quatsch sein, aber er ist der Mann vor Ort und will eine Antwort haben. Und wir sagen: Ja.«
»Aye aye, Sir.« Der Oberleutnant fragte sich, ob der »dürre alte Bock« seine Entscheidungen mit einer Münze ausknobelte, wenn niemand hinsah.
USS Dallas
Z09043ZZDEC
TOP SECRET
VON: COMSUBLANT
AN: USS DALLAS
A. USS DALLAS Z090414ZDEC
B. COMSUBLANT INST 2000.5
ZUWEISUNG OPERATIONSGEBIET //N04220//
1. ERSUCHEN PUNKT A STATTGEGEBEN.
2. GEBIETE BRAVO ECHO GOLF PUNKT B UNBESCHRAENKT ZU OPERATION FREIGEGEBEN VON 090500Z BIS 140001Z. BEI BEDARF MELDUNG. VADM GALLERY.
»Teufel!« Mancuso lachte in sich hinein. Das musste man dem »dürren alten Bock« lassen: Wenn man ihn um etwas bat, bekam man eine eindeutige Antwort, ja oder nein, ehe man die Antenne eingefahren hatte. Andererseits würde er einiges zu erklären haben, falls Jones sich geirrt hatte und sie einem Phantom nachjagten. Gallery hatte mehr als nur einen Skipper zu einem Posten an Land verdonnert.
Auf den auch Mancuso unaufhaltsam zusteuerte, ganz gleich, was er auch leistete. Schon im ersten Jahr in Annapolis hatte er nichts anderes gewollt als das Kommando über ein Schiff. Das hatte er erreicht und von nun an konnte es mit seiner Karriere nur noch abwärts gehen. In der restlichen Navy war das erste Kommando lediglich das, ein erstes Kommando. Man konnte die Rangleiter erklimmen und am Ende sogar eine Flotte befehligen, wenn man Glück hatte und aus dem rechten Holz geschnitzt war. Bei den U-Booten war das anders. Ob er sich auf der Dallas nun bewährte oder nicht, er würde sie bald abgeben müssen. Dies war seine erste und einzige Chance. Und was dann? Äußerstenfalls konnte er auf den Befehl über ein Raketen-U-Boot hoffen. Er hatte auf diesen gedient und war sicher, dass selbst das Kommando auf einem neuen Ohio -Boot schlicht langweilig war. Die strategischen Boote hatten den Auftrag, sich versteckt zu halten. Mancuso aber wollte der Jäger sein, die spannungsreiche Seite des Berufes genießen. Und was stand ihm nach dem Raketen-U-Boot zu? Ein »wichtiges Überwasserkommando« – vielleicht auf einem hübschen Tanker –, das war, als stiege man von einem Vollblut auf eine Kuh um. Oder er konnte Geschwaderkommandant werden, auf einem Tender hocken und Papierkrieg führen. In dieser Position kam er bestenfalls einmal im Monat auf See, da es seine Hauptaufgabe war, U-Boot-Kapitänen, die ihn zum Teufel wünschten, auf die Nerven zu gehen. Es könnte ihm auch ein Schreibtischposten im Pentagon winken – wie aufregend! Mancuso verstand, weshalb manche Astronauten nach der Rückkehr vom Mond durchgedreht hatten. Auch er hatte jahrelang geschuftet, um dieses Kommando zu bekommen – und in zwölf Monaten würde er es los sein. Er musste dann die Dallas an einen anderen abgeben. Vorerst aber hatte er sie noch.
»Pat, fahren wir alle Maste ein und tauchen wir auf vierhundert Meter ab.«
»Aye aye, Sir. Masten einfahren«, befahl Mannion. Ein Maat betätigte die Hebel der hydraulischen Anlage.
»ESM- und UHF-Masten eingefahren«, meldete der Elektriker vom Dienst.
»Tauchoffizier, gehen Sie auf vierhundert Meter.«
»Vierhundert Meter, aye«, erwiderte der Tauchoffizier. »Tiefenruder fünfzehn Grad abwärts.«
»Fünfzehn Grad abwärts, aye.«
»Dann mal zu, Pat.«
»Aye, Skipper. Volle Fahrt voraus.«
»Volle Fahrt voraus.« Der Steuermann griff nach dem Maschinentelegraphen und stellte ihn entsprechend ein.
Mancuso schaute
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