Jagd auf Roter Oktober
Schoß halten zu müssen. Seine Unterlagen hatte er unterm Overall an der Brust.
»Das stecken wir natürlich in den Kofferraum. Kommen Sie mit, Sir.«
Parker marschierte unbeschwert auf seinen Harrier zu. Die Morgendämmerung war kümmerlich. Die ein- oder zweitausend Fuß hohe Wolkendecke war dicht. Es sah nach Regen aus. Die noch immer zwei bis drei Meter hoch gehende See war eine graue, knittrige, mit Schaumkronen übersäte Fläche. Ryan spürte, wie die Kennedy sich sanft wiegte, und wunderte sich, dass ein so großes Schiff überhaupt schaukeln konnte. Als sie die Maschine erreicht hatten, nahm Parker ihm die Tasche ab und betätigte einen versenkten Griff am Bauch des Jägers. Eine Luke ging auf und gab den Blick auf einen ungefähr kühlschrankgroßen Raum frei. Parker stopfte die Tasche hinein, schlug die Luke zu und stellte sicher, dass der Verschluss eingerastet war. Ein Mann der Decksbesatzung in einem gelben Overall besprach sich mit dem Piloten. Achtern kam der Motor eines Hubschraubers auf Touren, und ein Tomcat-Jäger rollte auf ein Startkatapult mittschiffs zu. Und dazu pfiff ein Dreißig-Knoten-Wind. Auf einem Flugzeugträger ist es ziemlich laut.
Parker winkte Ryan zur Leiter. Jack, der für Leitern ungefähr so viel übrig hatte wie fürs Fliegen, landete wie ein Sack auf seinem Sitz. Mit Mühe nahm er die richtige Position ein, während er von einem Besatzungsmitglied den Vierpunkt-Gurt angelegt bekam. Der Mann setzte Ryan den Helm auf und wies auf die Buchse für die Bordsprechanlage. Neben der Buchse war ein Schalter. Ryan legte ihn um.
»Hören Sie mich, Parker?«
»Ja, Commander. Alles klar bei Ihnen?«
»Es sieht so aus.«
»Gut.« Parker drehte den Kopf und warf einen Blick auf die Lufteinläufe der Triebwerke. »Wir starten die Triebwerke.« Ganz in der Nähe standen drei Männer mit großen CO 2 -Feuerlöschern bereit, vermutlich für den Fall, dass ein Triebwerk explodierte. Ein Dutzend Männer sah zu, wie die Pegasus-Triebwerke des sonderbaren Flugzeugs ansprangen und schrill zu lärmen begannen. Nun wurde die Kabinenhaube geschlossen.
»Bereit, Commander?«
»Bereit.«
Der Harrier war kein großer Jäger, aber der lauteste, den Ryan jemals erlebt hatte. Er spürte die Vibrationen des Triebwerklärms am ganzen Körper, als Parker die Schubvektor-Kontrollen verstellte. Die Maschine wackelte ein wenig, senkte die Nase, erhob sich dann zögernd in die Luft. Ryan sah, wie ein Mann auf Deck gestikulierte. Der Harrier glitt seitwärts nach Backbord, entfernte sich von der Kommandobrücke und gewann dabei an Höhe.
»Nicht übel«, bemerkte Parker. Er veränderte die Stellung der Schubkontrollen, und der Harrier begann vorwärts zu fliegen. Beschleunigung war kaum zu spüren, aber Ryan sah, dass die Kennedy rasch zurückfiel. Wenige Sekunden später hatten sie den inneren Ring der Begleitschiffe hinter sich.
»Gehen wir über diese Suppe.« Parker zog den Steuerknüppel zurück und hielt auf die Wolkendecke zu. Im Nu waren sie in ihr, und Ryans Sichtweite wurde augenblicklich von fünf Meilen auf einen Meter reduziert.
Er sah sich im Cockpit um. Die Steuer- und Anzeigeinstrumente befanden sich hinten. Ihre Fahrt betrug hundertfünfzig Knoten und nahm zu, ihre Höhe war vierhundert Fuß. Dieser Harrier war eindeutig ein Trainer gewesen, dessen Instrumentenbrett umgebaut worden war, um Platz für die Anzeiger einer bei Bedarf unterm Rumpf montierbaren Sensorkapsel zu schaffen. Er nahm an, dass der TV-ähnliche Schirm die Anzeige des FLIR war, eines vorwärts gerichteten Infrarot-Sensors. Laut Geschwindigkeitsmesser betrug ihre Fahrt nun dreihundert Knoten, und laut Steigfluganzeiger war ihr Steigwinkel zwanzig Grad. Ihm kam es steiler vor.
»Wir sollten gleich oben sein«, meinte Parker. »Jetzt!«
Der Höhenmesser zeigte sechsundzwanzigtausend Fuß an, als Ryan jäh von greller Sonne getroffen wurde. Er hatte sich nie daran gewöhnen können, dass man beim Fliegen immer in die Sonne kommt, ganz gleich, wie miserabel das Wetter am Boden auch sein mag. Das Licht blendete, aber die Farbe des Himmels war deutlich dunkler als das sanfte Blau, das man vom Boden aus sieht. Der Jäger glitt so ruhig dahin wie ein Passagierflugzeug, als er die tiefer liegenden Turbulenzen hinter sich hatte. Ryan hantierte an seinem Blendschutz.
»Ist das besser so, Sir?«
»Großartig, Lieutenant. Besser, als ich erwartet hatte.«
»Wieso, Sir?«, fragte Parker.
»Man sieht mehr als in einem
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