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Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Titel: Jagd in der Tiefsee (Cryptos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Smith
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Kantine verließ. Das muss ihm wohl mal dringend gesagt werden.
    Im Gang zog er seinen Gizmo aus der Hosentasche, um Wolfe zu lokalisieren, aber die Kennmarke seines Onkels blinkte nirgends auf. Es war nicht das erste Mal, dass Wolfe offline war. Mehrmals am Tag verschwand dessen blinkendes Kästchen einfach vom Bildschirm, dann konnte man ihn nicht einmal mehr mit der Libelle orten. Und Marty hatte keine Ahnung, wie und warum Wolfe das tat.

Labor Nr. 9
    Grace hatte ihre Kabine seit Beginn der Reise kaum verlassen und war ziemlich immun gegen die kursierenden Gerüchte. Marty brachte ihr das Kantinenessen vorbei, wann immer sie ihn darum bat – was allerdings nicht allzu oft vorkam. Sie hatte einfach keinen Appetit und das lag weder an der rauen See noch an dem schlechten Essen. Es lag einzig und allein an dem handgeschriebenen Manuskript, das sie vollkommen absorbierte. Seit ihrem Geburtstag hatte sie Tag und Nacht über den Seiten gebrütet, war aber bislang nicht einen Schritt weitergekommen.
    Jetzt rauschte Marty in ihre Kabine und stellte ein Tablett mit Früchten und Joghurt auf ihren übervollen Schreibtisch. »Hast du Wolfe gesehen?«
    »Nein, seit gestern Abend nicht mehr. Und – wie waren seine aufmunternden Worte an die Belegschaft?«
    »Es war eher eine Standpauke, verbunden mit ’ner Art Ultimatum. Ich muss ihn unbedingt finden.«
    »Dann greif doch zu deinem Gizmo.«
    »Geht nicht, er ist nicht online. Wieder mal. Und ich hab immer noch keine Ahnung, warum er das macht.«
    »Wegen der Eier«, antwortete Grace.
    »Wie bitte?«
    »Wenn er nach ihnen schaut, deaktiviert er seine Kennmarke. Er will nicht, dass irgendjemand mitkriegt, in welchem Raum der Brutkasten steht – beziehungsweise dass die Eier überhaupt existieren.«
    »Genau darüber will ich ja mit ihm sprechen! Weißt du, wo sich dieser Brutkasten befindet?«
    Grace schüttelte den Kopf. »Ich nehme an, in einem der Labors, aber ich weiß nicht, in welchem. Was gibt’s denn für ein Problem?«
    Bevor Marty antworten konnte, betrat Luther auf wackeligen Beinen die Kabine. Er hielt das Marmeladenglas mit dem Mambakopf in der Hand und war offenbar immer noch etwas benommen, sah aber schon deutlich besser aus als am Vorabend im Krankenzimmer, wo Grace und Marty ihn besucht hatten.
    »Mir geht’s wieder gut«, verkündete er und stellte das Marmeladenglas auf Grace’ Schreibtisch. »Und ich hoffe, ich muss nie wieder im Leben auf ein Schachbrett blicken … oder in einen Eimer aus rostfreiem Stahl.« Er nahm sich eine Banane vom Tablett und pellte sie ab, während er sich in der Kabine umblickte. »Was ist denn hier passiert?«
    »Rose ist wieder da!«, kreischte Congo. »Rose ist wieder da!«
    »Du hast mir ja gar nicht gesagt, dass der Vogel sprechen kann!« Luther brach ein Stückchen Banane ab und hielt es dem Papageien hin.
    »Na, gebetsmühlenartig immer wieder denselben Satz runterleiern kann man ja wohl nicht als sprechen bezeichnen«, meinte Marty. »Grace sieht ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich, deswegen sagt Congo das.« Er deutete auf den Wust von Papieren, die auf dem Schreibtisch und dem Fußboden verstreut lagen. »Grace versucht das Buch zu übersetzen, das Wolfe ihr geschenkt hat, aber sie hat einfach kein Glück. Ich persönlich glaube ja, dass sich der Schlüssel zu dem Manuskript in der Truhe dort drüben befindet – zusammen mit ein paar anderen Dingen, nach denen sie ebenfalls sucht.«
    »Okay, und ich persönlich hasse es, wenn ihr zwei so tut, als wäre ich überhaupt nicht mit im Raum«, schnappte Grace zurück.
    »Das wissen wir«, bemerkte Luther. »Deshalb tun wir es ja.« Er biss einen Riesenhappen Banane ab.
    »Oh, oh, das war keine gute Idee.« Marty blickte skeptisch auf Luthers vollgestopften Mund. »Grace schätzt es nicht, wenn ihr Manuskript mit hochgewürgtem Bananenschleim besudelt wird.«
    »Nein, das mag Grace ganz und gar nicht«, bestätigte Grace.
    Luther stopfte sich den Rest Banane in den Mund, schluckte, rülpste und grinste dann. »Hab ich dir schon gesagt, dass es mir wieder gut geht?«
    »Ja, zumindest physisch «, betonte Grace und wandte sich dann wieder Marty zu. »Du wolltest mir gerade erzählen, warum du so dringend mit Wolfe sprechen willst.«
    Marty gab das Gespräch wieder, das er mit Theo geführt hatte.
    »Wie kann es angehen, dass er von den Eiern weiß?«, fragte Grace.
    »Na, ganz klar: Er ist offensichtlich einer von Blackwoods Spionen«, rief Luther. »Und ich weiß, wo

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