Jagd in der Tiefsee (Cryptos)
als die anderen, haben wir ihn geöffnet, um zu sehen, was er enthält.«
»Und da habt ihr eine halb aufgegessene Dose Schweinefleisch mit Bohnen gefunden.« Wolfe wunderte sich immer noch, warum Phil ihn mit so einer Lappalie belästigte.
»Nein«, sagte Phil. »Wir haben kistenweise Schweinefleischdosen gefunden. Etliche von ihnen waren bereits leer. Dann lagen da noch ein Schlafsack, Taschenlampenbatterien, Einmalrasierer, dreckige Socken, Unterwäsche …«
»Der blinde Passagier«, schloss Wolfe.
»Oder zumindest sein Versteck. Ihn selbst haben wir nämlich nicht angetroffen. Er hat den besagten Container geleert, den Inhalt auf die anderen Container verteilt und sich dann eine Art Riegel gebastelt, mit dem er das Ding von innen verschließen konnte.«
»Hast du Alf schon informiert?«
»Der ist mit seinem kriminaltechnischen Koffer bereits unten und sucht nach Fingerabdrücken. Wenn er fertig ist, wird er den Container überwachen, um zu sehen, ob der Kerl zurückkommt, aber ich glaube nicht, dass er das tut. Außer den Socken und der Unterwäsche lagen da keine Klamotten mehr herum. Und auch kein Waschzeug. Er wird nach oben geklettert sein und sich unters Volk gemischt haben. Wahrscheinlich waren es sogar Laurel und ich, die ihn aufgescheucht haben. Als wir uns den Frachtraum das erste Mal angeschaut haben, haben wir nicht gerade geflüstert. Wir haben über Grace gesprochen, über Blackwood, über Cryptos und – ich sag’s nur ungern – auch über die Saurierbabys.«
Wolfes Miene verdüsterte sich.
»Laurel hat gleich gesagt, dass ihr irgendwas dort unten komisch vorkäme. Sie hatte so ein Gefühl. Ich glaubte, sie würde an die düstere Vergangenheit des Schiffs denken. Aber es sieht ganz so aus, als hätte sie den richtigen Riecher gehabt.«
Wolfes Miene verfinsterte sich noch weiter.
»Tut mir leid«, entschuldigte sich Phil.
»Ich bin dir überhaupt nicht böse. Ich selbst hätte dort unten auch nicht geflüstert. Ich hätte ebenfalls in normaler Lautstärke geredet. Außerdem: Vielleicht war der Kerl ja auch schon gar nicht mehr unten, als ihr dort wart.«
Phil schüttelte den Kopf. »Doch, er muss unten gewesen sein. Sonst hätte er doch nicht von unseren Plänen erfahren und den Frachtraum so eilig verlassen. Die einzige Erklärung ist, dass er uns belauscht hat.«
Wolfes Gizmo klingelte. »Ja?«
»Sitzt du?«, tönte ihm Alfs Stimme entgegen.
»Ja. Ich sitze an meinem Schreibtisch und blicke auf eine Dose Schweinefleisch mit Bohnen, aus der ein Löffel herausragt. Phil ist hier.«
»Und sonst noch jemand in Hörweite?«
»Nein, wir sind alleine.«
»Die Fingerabdrücke gehören Butch McCall.«
»Was?? Butch McCall ist auf unserem Schiff?« Wolfe fuhr von seinem Stuhl hoch. »Wie konnte der so schnell an Bord kommen?«
»Er muss einen oder mehrere Helfer gehabt haben.«
»Wir müssen Grace, Marty und auch Luther Wachen zur Seite stellen. Und zwar Leute, die ihn sofort identifizieren können.«
»Dafür habe ich bereits gesorgt. Allerdings sind wir ziemlich unterbesetzt. Wir müssen also zusehen, dass die gefährdeten Personen möglichst zusammenbleiben. Auch Ana könnte übrigens eine Zielscheibe sein. Sie ist gerade in meinem Büro. Wir gehen das Filmmaterial von der Pressekonferenz durch und überlegen gemeinsam, wie Butch sich wohl getarnt haben könnte. Sein Gesicht kann er zwar verändern, aber nicht seine Körpergröße. Die wird ihm zum Verhängnis.«
Wolfe war weit weniger optimistisch, dass Butch irgendetwas zum Verhängnis werden konnte. Er und Butch, seit Jahren spinnefeind miteinander, waren schon etliche Male aneinandergeraten und am Ende hatte Butch seinen Kopf doch jedes Mal aus der Schlinge gezogen.
»Ich gehe runter in die Kombüse und informiere Bertha«, sagte Phil.
»Ich möchte, dass sie – und niemand anders als sie – für Grace’ Schutz zuständig ist. Und zwar rund um die Uhr. Ich nehme an, dass sie bewaffnet an Bord gekommen ist?«
»Nicht dass sie eine Waffe bräuchte, um jemanden zu erledigen«, bemerkte Phil. »Aber ja, sie hat wie immer ein kleines Waffenarsenal bei sich. Hast du irgendeinen blassen Schimmer, wer Butchs Helfer sein könnten?«
»Es muss jemand von den alten Hasen sein«, meinte Wolfe. »Und von denen sind nur ungefähr fünfzehn an Bord, du und Bertha mitgezählt. Lass uns die mal zu einem kleinen Treffen zusammentrommeln und schauen, ob wir einen von ihnen zum Reden bringen.«
»Bin schon dabei«, sagte Phil und eilte
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