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Jagd in die Leere

Jagd in die Leere

Titel: Jagd in die Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.M. O'Donnell
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ansprechen – weil ihm die Ärzte das gesagt hatten; und ich sei so kalt ihm gegenüber, weil ich keine Brutmaschine sein wolle. Er sagte, ich wäre nur feige und wolle es nur auf die Kinder abschieben. Aber das war nicht die Wahrheit. Es war nicht der Grund. So würde ich nie empfunden haben – so nicht. Es war mir einfach nicht wichtig. Sie müssen mir glauben, daß ich kein …«
    »… kein Feigling war?«
    »Nein. Nein, natürlich nicht. Ich selbst wollte nie Kinder haben. Es war fast eine Erleichterung, als wir herausfanden, daß es nicht ging. Wenn schon etwas war, dann kam es aus der anderen Richtung; weil James fühlte, daß Geschlechtsverkehr nutzlos war. James sah es als eine Art mechanischen Akt an, als Bedürfnis sei nes Organismus’. Er ging so schnell wie möglich dar an, normalerweise sogar ohne vorher oder nachher darüber zu reden. James verstand nie, daß Sex ein bißchen mehr ist als nur eine Reaktion auf Bedürfnisse. Einmal erzählte er sogar, sein Organismus benötige Spülungen. Das war alles, was es für ihn bedeutete, ein Großreinemachen.« »Und dir hat das nicht gefallen, Della? Du wolltest, daß es mehr als das wäre?«
    »Natürlich fand ich es nicht gut«, erwiderte sie.
    »Wie könnte es mir gefallen haben? Ich bin eine normale Frau – ich war eine normale Frau. Ich hatte normale Reaktionen und normale Wünsche, und ich hätte Sex sehr gut finden können. Aber er gab mir niemals eine Chance. Er gab sich selbst niemals eine Chance.«
    »Nun, warum regt dich dann die Sache mit dem Arzt, der dir gesagt hat, dort unten wäre nichts, so sehr auf – wenn du doch keine Kinder gewollt hast?«
    »Es regt mich nicht auf!«
    »Warum hast du es unter diesen Umständen erwähnt? Sicherlich würdest du in deiner jetzigen Situation etwas Dramatischeres zu erzählen haben. Es sei denn, die Sache bedeutet dir wirklich etwas.«
    »Ich möchte nicht darüber reden«, sagte sie gereizt.
    »Warum nicht?«
    »Ich habe genug davon. Ich habe genug von Ihnen. Die ganze Situation macht mich krank. Ich glaube nicht, daß es überhaupt irgendeinen Sinn ergibt. Ich möchte, daß Sie mich allein lassen.«
    »Du weißt, daß ich jeden Morgen bei dir sein muß.«
    »Dann seien Sie still und lesen Sie Bücher, oder Sie setzen sich und tun irgend etwas. Aber lassen Sie mich in Ruhe; ich sagte Ihnen schon, daß ich nicht gesonnen bin, das hinzunehmen. So kann ich nicht mehr weiterleben.«
    »Man stelle sich vor. Was du nicht verstehen kannst, Della, ist, daß wir alle Zeit dieser Welt zur Verfügung haben. Tatsache, wir haben überhaupt keinen Zeitbeg riff. Du kannst uns nicht aushungern. Du mußt unseren Weg gehen oder überhaupt keinen, aber wir sind eine Konstante. Es tut mir furchtbar leid, aber so ist das eben nun einmal.«
    Danach hörte Della auf, über die Schwangerschaft und über alle persönlichen Dinge zu reden. Sie durchlebte eine Periode von vier oder fünf Morgen, an denen sie dem Fragensteller überhaupt nichts sagte, seine Anwesenheit im Zimmer überhaupt nicht zur Kenntnis nahm. Sie versuchte, ihren Beschäftigungen nachzugehen, als wäre er überhaupt nicht da; sie las ihre Bücher, ging auf und ab und sah aus dem Fenster. Sie posierte für ihn vor dem Fenster, indem sie mit den Armen in die Seiten gestemmt dastand und so das Profil ihrer Brüste zeigte. Sie hatte keine Ahnung, was das unter diesen Umständen bedeutete, aber das war sowieso egal.
    Er machte sich nichts daraus. Es war, als ob, wie er gesagt hatte, sie soviel Zeit hatten, um alles innerhalb der Einzelheiten der Beziehung, die sie mit ihr planten, völlig aufzubrauchen, so daß nichts einen Unterschied machte.
    »Also gut«, sagte sie am sechsten oder siebten Morgen, als er hereinkam, »genug davon. Sagen Sie mir jetzt, was Sie von mir wollen?«
    »Wir wollen, daß du ein Stadium erreichst, in dem du in der Lage bist, die Aufgaben, die wir für dich vorbereitet haben, in einem optimalen Zustand vorzuführen. Wir wollen …«
    »Ja«, sagte sie, »das weiß ich mittlerweile. Aber warum? Warum muß ich in einem bestimmten Zustand sein, um die Aufgaben zu lösen? Warum erzählt ihr mir nichts darüber? Ich bin einigermaßen intelligent. Es wird mir nicht weh tun.«
    »Du wirst wieder ungeduldig. Vielleicht wäre es das beste für dich, wenn wir heute morgen nicht redeten. Du kannst wieder deine Bücher lesen, und ich kann mich hinsetzen und dich in aller Ruhe betrachten. Das trifft sich auch mit einigen deiner Absichten. Wir sind kein

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