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Jagd in die Leere

Jagd in die Leere

Titel: Jagd in die Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.M. O'Donnell
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Nacht aufhören. Ich glaube nicht, daß es noch lange so weitergeht. Es wird ein physischer Verfall einsetzen. Danach kann alles sehr schnell gehen. Weiß das Kreislaufsystem, was vorgeht? Ich denke schon. Und eines Tages wer den es und das Verdauungssystem einfach aussetzen …«
    »Willst du, daß er stirbt?« fragte sie, sich seiner Hand nicht widersetzend, ihr es aber auch nicht leicht machend. Sie nahm sein Handgelenk in beide Hände, zog seine Hand sanft nach oben und hielt, sie auf ihren Bauch pressend, inne.
    »Nein. Natürlich nicht. Natürlich nicht.«
    »Das würde dir so passen. Dann hättest du überhaupt keine Probleme mehr.«
    »Es wäre mir wirklich lieber, wenn er tot wäre«, erwiderte Perkins wütend. »Dann könnten wir heiraten. Oder könnten wir das nicht?« Sie kicherte nichtssagend und kitzelte sein Kinn.
    »Nein, das könnten wir nicht«, sagte sie. »Du willst nicht heiraten – und ich auch nicht. Wir wollen nur auf diese Weise weitermachen. Es ist sehr praktisch.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Ich weiß, daß du das nicht gesagt hast. Du brauchst es gar nicht auszusprechen. Du weißt«, sagte sie plötzlich verwundert, »daß es recht ungewöhnlich ist, was ich jetzt mache. Bevor dies alles geschah, hätte ich es selbst nicht geglaubt. – Wir waren verheiratet, und damit hörte die Sache auf. Es gibt Grenzen in meinem Verhalten, die ich, wie mir scheint, nie in Angriff genommen habe.«
    »Macht es dir Spaß?« fragte er und kniff ihr zärtlich in den Bauch. »Ja?«
    » Dir denn?«
    »Du weißt, daß ich dich liebe.«
    »Du sagst, du liebst mich. Na und? Mein Mann hat mich auch geliebt, und er liegt immer noch dort, im Sterben. Kann das irgend etwas verändern?«
    »Es gibt nichts, was wir tun können. Sei realistisch, Della. Einmal muß das Ende anfangen.«
    Sie rückte näher an ihn heran, legte abwesend ein Bein über seinen Körper und schmiegte sich an ihn. »Solange wir nicht vergessen, wer wir sind«, meinte sie, »und was wir tun, vermute ich, daß alles in Ordnung ist.«
    »Ja.«
    »Was glaubst du, geht in ihm vor? Träumt er? Denkt er? Kann er sich vorstellen, was wir machen könnten?«
    »Ich glaube nicht, daß in deinem Mann überhaupt etwas vor sich geht«, sagte Perkins. »Und ich glaube, daß dieses Urteil ein sicheres Urteil ist.«
    »Wie traurig«, sagte Della flüsternd und zog ihn willig an sich. »Wie furchtbar traurig. Er war an allem immer so interessiert. Wie schrecklich ist die Vorstellung, daß es nichts gibt, womit er sich beschäftigen kann!«
    Und sie fanden das lustig; sie fanden es sehr lustig und lachten; sie lachten so lange und herzlich, daß es für die nächsten Augenblicke unmöglich war, eine Nummer zu schieben. Keuchend brachen sie übereinander zusammen; die Oberfläche ihrer Haut war naß von Schweiß. Della wußte, daß sie sich lange, lange Zeit später noch, wenn sie sich wieder alles ins Gedächtnis zurückrief, wegen dieser ganzen Sache schrecklich fühlen würde. Der Gedanke allein reichte schon aus, um sich sofort schrecklich zu fühlen. Es gab keinerlei Rechtfertigung für das, was sie tat. Trotzdem, was zum Teufel sollte sie denn sonst mit sich anfangen?
    Sie war schließlich eine Frau mit normalen Gefühlen.

 
Dreizehn
     
    DRINNEN:
    Diesmal war er der Hure wahrhaftig auf den Fersen. Er wußte es, weil er an kleinen Spuren bemerkte, daß sie diesen Weg gegangen war – kleine Fetzchen eines Papiertaschentuchs lagen auf dem Bürgersteig; ein kaum wahrnehmbarer Parfümgeruch hing in der Luft – und innerlich fühlte er, wie die Erwartung in ihm anstieg. Er hatte sie bereits zweimal vorher in die Enge getrieben; aber das war nichts gewesen im Gegensatz zu dem, was ihr jetzt bevorstand. Diesmal würde es wirklich klappen. James wußte, daß jetzt die Zeit gekommen war, die ihn in die Lage versetzte, es zu tun. Es einfach zu tun, indem er die Kugeln in sie hineinjagte und ihr beim Sterben zusah.
    Er hatte sie bereits zweimal geschnappt, sie aber beide Male wieder laufenlassen, genauso, wie es die Wächter ihm befohlen hatten. Beim erstenmal war es in einem U-Bahn-Kiosk gewesen. Sie war in vollem Lauf weggerannt, hatte ihn irgendwie überlistet und hätte ihm auch ohne große Mühe entkommen können. Nur hatte er das verdammte Klappern ihrer Absätze auf der Treppe nach unten entschwinden gehört. Er war herumgewirbelt und hatte hinter ihr hergeschrien. Und dann hatte sie vor ihm gestanden und ihn angestarrt. Ihr Mund hatte in

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