Jagd in die Leere
wirklich.«
»Besser, seit deinem kleinen Erlebnis?«
»Viel besser«, erwiderte sie. »Nicht, daß ich euch dafür wirklich dankbar sein könnte.«
Sie gewöhnte sich an die Fliesen, wobei sie eine schlüpfrige Nässe an ihrem Bauch emporkriechen fühl te; es war unmöglich, aber es schien Sperma zu sein. Der Gedanke daran versetzte sie in Zuckungen, ließ sie auf die Füße springen. Der Fragensteller kicherte unmerk lich und beugte sich dann vor.
»Gut«, sagte der X’Ching. »Sehr gut. Du darfst stehen. Wir sind nicht im geringsten mit dir unzufrieden, Della. Du hast dich in letzter Zeit zur Zusammenarbeit bereit gezeigt. Und im relativen Sinn durchaus in realistischer Weise.«
»Freut mich.«
»Um die Wahrheit zu sagen, wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem mein Mitarbeiter glaubt, daß wir dich zu einer kleinen Suche freilassen können. Was hältst du davon?«
»In Ordnung. Das finde ich ausgezeichnet.«
»Das hoffe ich auch. Wir sind ein unruhiges Volk; wie du schon gemerkt haben wirst, haben wir für Stockungen nichts übrig. Deshalb ist es gut zu wissen, daß die Dinge endlich in Angriff genommen werden kön nen. Stimmt es nicht, Della?«
»Genau.«
»Ich möchte nur noch eine Sache klarstellen, bevor wir dich auf den Weg schicken«, sagte der X’Ching.
»Ja. Fahren Sie fort.«
»Es ist ungeheuer wichtig. Es hängt mehr davon ab, als du dir in deinen kühnsten Träumen ausmalen kannst. Der Mann, den du suchen wirst, ist sehr tatkräftig. Er ist wirklich sehr tatkräftig. Das darf von dir nicht zu gering eingeschätzt werden.«
»Das wurde mir gesagt.«
»Auch wenn du es nicht verstehst, hat die energische Art, mit der wir dir unsere Absichten aufgezwungen haben, einen Sinn. Aber du hattest nicht die nötige Geduld. Du verlangst einfache Antworten, einfache Wendungen. Aber es gibt keine einfachen Antworten, verstehst du?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
»Keiner weiß das je. Aber was will man machen? Dies ist keine Halluzination, weißt du«, sagte der X’Ching scharf. »Ich habe, als du am Anfang zu uns gekommen bist, erkannt, daß es nur dein Glaube an deine eigene Verrücktheit gewesen ist, der dich vor dem Wahnsinn bewahrt hat. Wir ließen dir diesen Glauben als Stütze, weil es bis zu einem gewissen Grad notwendig war. Aber jetzt ist das nicht mehr so. Es würde sehr gefährlich sein, mit dieser Denkweise fortzufahren. Sehr gefährlich.«
»Ich glaube nicht mehr daran, daß ich träume«, sag te sie lustlos.
»Gut. Du wirst viele Male den Punkt der totalen Erschöpfung erreichen und versuchen, dich dann durch Schizophrenie davon zu befreien, indem du dir einredest, daß alles gar nicht existiert. Aber es wird existieren, sogar der Schmerz und der Schreck, der durch deinen Körper zieht. Die Kugeln, die der Verfolger in dich jagen will, sind nicht unwirklich. Wenn sie dich treffen, werden sie dich töten, und du wirst genauso tot sein, wie irgendein anderer auch.«
»Ja. O ja.«
»Du darfst dich selbst nie aufgeben. Du darfst dich dem Verfolger niemals stellen. Du wirst immer wieder versucht sein, dies zu tun, aber du darfst es nicht; du mußt die Flucht fortsetzen. Begreifst du das?«
»Ja, das begreife ich. Der Fragensteller hat mich darüber informiert.«
»Aha, du nennst ihn den Fragensteller, nicht wahr? Schön; dieser Name ist so gut wie jeder andere. Dieser Mann, auf den du stoßen wirst, verfolgt gewisse Absichten. Es ist lebenswichtig, daß du ihn davon abbringst. Du mußt dich ihm entgegenstellen, ihn ganz und gar zerstören.«
»Ja.«
»Und du darfst auf keinen Fall daran glauben, daß sich alles nur um eine Halluzination handelt. Dies hier geschieht. Es geschieht wirklich. Das ist der Schlüssel zu allem.«
»In Ordnung«, sagte sie nochmals. »In Ordnung, so wird es geschehen.«
»Wenn du Erfolg hast, wirst du bis zu einem gewissen Grad belohnt werden. Auf welche Art, wirst du sehr schnell herausfinden. Falls du den Mann nicht findest und erlöst, wird dir gleichermaßen Gerechtigkeit widerfahren. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Sehr klar.«
»Dann werde ich dich freilassen. Du wirst in deine Zelle zurückkehren und mitnehmen, was du brauchst. Soweit es deiner Person von Nutzen ist. Dann wird dir eine kurze Botschaft auf einem Blatt Papier übergeben werden, und du wirst freigesetzt. Wir freuen uns auf einige erregende Erlebnisse.«
Der X’Ching nickte, und plötzlich waren der Fragensteller und andere hinter ihr, umfaßten ihre
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