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Jagdfieber

Jagdfieber

Titel: Jagdfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vivian Hall
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wird dir gleich vergehen, Liebling , dachte sie nur und holte tief Luft …
     
    Als er sie zehn Minuten später bat, nicht mehr weiterzusprechen, hatte sie ihr Gewissen größtenteils erleichtert. Sie hatte ihm nur noch nichts von Jasons Anwesenheit in London erzählt, soweit war sie noch gar nicht gekommen, doch er wirkte derart vor den Kopf gestoßen, dass sie seiner Bitte nachkam und erst mal gar nichts mehr sagte. Hilflos sah sie dabei zu, wie er aufstand und sich rasch etwas überzog. Er schlüpfte in Unterwäsche und Freizeitkleidung. Seine Bewegungen wirkten dabei genauso hölzern wie sein Gesichtsausdruck, und Paige wurde immer elender zumute.
    „Victor, sag doch was.“
    Er blickte kurz über die Schulter. „Glaub mir, du willst nicht hören, was mir gerade durch den Kopf geht. Sei froh, dass ich schweige.“
    Paige war entsetzt über den teilnahmslosen Klang seiner Stimme. Mit Wut hätte sie umgehen können, aber mit dieser zur Schau gestellten Gleichgültigkeit kam sie nicht zurecht.
    „Es tut mir so leid, Victor“, murmelte sie leise und fühlte sich total hilflos. „Ich wünschte, ich hätte dir schon viel eher von Jason und Emily erzählt, aber ich hatte Angst, dass genau das eintritt, was gerade passiert.“
    Sie ging auf ihn zu und nahm all ihren Mut zusammen, um nicht nur den körperlichen, sondern auch den emotionalen Graben zwischen ihnen zu überbrücken, indem sie die Hand nach ihm ausstreckte. Sobald sie jedoch seine Reaktion darauf wahrnahm, machte sie sofort zwei Schritte rückwärts. Seine Augen verengten sich zu reptilienähnlichen Schlitzen, während er sie beinahe feindselig musterte. Zwar schimmerte in seinen Augen keine Verachtung, so wie sie es zuerst befürchtet hatte, aber in ihnen ruhte ein Ausdruck der Resignation, der sie noch viel mehr verunsicherte.
    „Bitte, es tut mir ehrlich leid …“, hauchte sie erneut, und er schloss beim Klang ihrer Stimme die Augen.
    „Lass es einfach, Paige. Das alles hat doch sowieso keinen Sinn. Geh einfach.“
    „Ich will aber nicht.“
    Er lachte kurz auf. „Ich glaube, dein größtes Problem ist, dass du grundsätzlich nicht weißt, was du willst.“
    Sie wusste, dass sie auf dieser Ebene nicht zu ihm durchdringen konnte, und versuchte es auf andere Weise.
    „Victor, ich möchte mit dir zusammen sein, mehr als alles andere. Aber ich kann meine Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Ich bereue die Affäre mit Jason wirklich, und ich hasse den Gedanken daran, dass ich Emily wehgetan habe“, sagte sie klar und beobachtete angespannt sein leicht abgewandtes Gesicht. Sie spielte ihren letzten Trumpf aus und hoffte, dass er ihr am Ende nicht zum Verhängnis werden würde. „Verwechsle mich nicht mit deiner Mutter. Ich bin nicht wie sie, auch wenn es jetzt danach aussieht.“
    Er schluckte mehrmals hart hintereinander, ehe er lang gezogen ausatmete und sich ihr wieder zuwandte. Victor machte noch immer einen gleichgültigen Eindruck, doch er hatte sich nicht so stark unter Kontrolle, wie er glaubte. Für einen winzigen Augenblick huschte ein Ausdruck von Schmerz über sein Gesicht, der ihr zu Herzen ging. Er hatte sich ihr geöffnet, obwohl er – durch seine Vergangenheit bedingt – Frauen immer mit Misstrauen begegnet war, und nun hatte er sicher das Gefühl, dass ihr Verhalten dieses Misstrauen rechtfertigte. Mit ihrem Geständnis hatte sich das zarte Band, das in den letzten Tagen zwischen ihnen entstanden war, gelockert. Sie war nicht ehrlich gewesen, aber zumindest – und das nährte ihre Hoffnung – wirkte er nicht so ablehnend, wie sie es befürchtet hatte.
    „Bitte gib mir noch eine Chance“, setzte sie nach und sah ihn beschwörend an. „Ich weiß, dass ich viele Fehler gemacht habe, Victor, und ich weiß, dass ich dir schon viel früher von der Sache in Dallas hätte erzählen müssen, aber am Anfang war das zwischen uns nicht mehr als ein Spiel für mich und …“
    „Ein Spiel!“, unterbrach er sie lautstark, und sie zuckte unter der schneidenden Härte seines Tonfalls zusammen. Er betrachtete sie kopfschüttelnd, als würde er sich darüber wundern, was er mal in ihr gesehen hatte. „Man spielt nicht mit Menschen, Paige.“
    „Ich weiß“, flüsterte sie kaum hörbar und drehte sich weg, weil sie seinem Blick nicht mehr standhalten konnte. Paige schämte sich entsetzlich, weil sie so rücksichtslos ihre Ziele verfolgt hatte, um Victor zu erobern. Sie hatte Zerstreuung gesucht, Ablenkung und ein paar heiße Nächte.

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