Jagdfieber
Mann, voller Hoffnungen und Träume und mit dem notwendigen Willen, diese auch wahr werden zu lassen. Paige unterstützte ihn gerne, indem sie seine ausgefallenen Modelle bei öffentlichen Anlässen trug, und musste noch nicht einmal etwas dafür bezahlen. Er hatte ihr versichert, eine bessere Werbung gäbe es für ihn nicht.
Victors Geliebte bedachte sie mit abschätzenden Blicken, das hasserfüllte Funkeln in den hellen Augen ergänzte ihre verächtliche Musterung zusätzlich. So offen angefeindet zu werden, war Paige höchst unangenehm, und sie hätte am liebsten die Flucht ergriffen, bis Charlotte sich wieder St. Clair zuwandte.
„Ich muss schon sagen, Quinn. Wie schaffst du es nur, jede Woche eine andere an deinem Arm hängen zu haben?“, spöttelte sie und schien sich einen Dreck darum zu scheren, dass sie ihn gerade in einem ziemlich schlechten Licht dastehen ließ.
„Das liegt wohl an meiner einnehmenden Persönlichkeit“, erwiderte er, wirkte aber ziemlich betreten, weil sie ihn gerade als Weiberhelden geoutet hatte. Das konnte man beim besten Willen nicht mehr als scherzhaftes Geplänkel abtun, dazu hatte ihre Frage einen zu bösartigen Grundcharakter, auch wenn sie ihre Worte in ein strahlendes Lächeln gepackt hatte. Apropos Lächeln … noch nie hatte Paige, derartig weiße Zähne gesehen.
Sind bestimmt schon ihre Dritten , unkte Paige und nicht ohne eine gewisse Schadenfreude.
Abwartend verfolgte sie die Unterhaltung, denn Mrs. Fitzroy war noch längst nicht am Ende, sondern reckte wie eine Kobra den Kopf und schlug ihre giftigen Zähne in den armen Quinn.
„Sag mal, wann wird es einer Frau gelingen, dich vor den Altar zu zerren? Ausnahmslos alle warten darauf, dass du endlich sesshaft wirst, du Casanova“, säuselte sie und hob mit einer eleganten Bewegung das Champagnerglas an die hell geschminkten Lippen. Sie nippte leicht an dem prickelnden Schaumwein, Quinn verzog indessen keine Miene und blieb gelassen. Bewundernswert. Paige an seiner Stelle, hätte ihr schon längst jedes Haar vom Kopf gezogen und an den Hintern getackert.
„Liebe Charlotte, falls dich die Mutter einer Debütantin auf mich angesetzt hat, dann kannst du ihr mitteilen, dass ich gedenke, ein lustiger Junggeselle zu bleiben.“
Charlotte Fitzroy lachte hell auf.
„Eines Tages wird dich eine einfangen, und dann werden alle deine Ex-Freundinnen auf den Tischen tanzen, weil man dich endlich aus dem Verkehr gezogen hat.“
Paige riss die Augen auf. Was für eine bösartige Hexe!
Quinn blieb diesmal auch nicht ganz unberührt, seine Wangenmuskeln zuckten. Dennoch war er ganz und gar Gentleman und überging diese unpassende Bemerkung stillschweigend. Als wäre ihr die Entgleisung gerade erst bewusst geworden, relativierte Mrs. Fitzroy ihre Bemerkung.
„Nichts für ungut, Quinn. Du weißt, ich schätze dich sehr, aber ich finde wirklich, du solltest darüber nachdenken, ein wenig ruhiger zu werden. Ich würde dich gerne einer reizenden Dame vorstellen, die deinen Wunsch, Junggeselle zu bleiben, schnell ins Gegenteil umwandeln könnte. Meine neue rechte Hand, Calista Marie Summers, wäre genau deine Kragenweite. Jung, kultiviert und vor allem wunderschön. Du wirst begeistert sein.“
Plötzlich grinste Quinn. „Offenbar erzählt dir deine rechte Hand nicht alles, denn ich kenne sie bereits. Sie ist die Stiefschwester meiner Sekretärin Beth“, erwiderte Quinn.
Charlotte lächelte äußerst sparsam. „Es wundert mich ehrlich gesagt, dass dieser rothaarige Trampel, der in deinem Vorzimmer sitzt, sie nicht verschwiegen hat. Sie ist so schrecklich eifersüchtig auf die arme Calista. Erst neulich hat sie mir ihr Leid geklagt, weil sie sich vergeblich darum bemüht, mit ihr Freundschaft zu schließen, aber deine Sekretärin scheint keinen Wert darauf zu legen. Wahrscheinlich erträgt sie es nicht, dass Calista alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, während sie unbeachtet daneben sitzt. Aber sie ist selber schuld, wenn ich mich so gehen lassen würde …“
Fies … fieser … Charlotte. Diese Erkenntnis hätte man ohne Weiteres patentieren lassen können, und Quinn war offenbar der gleichen Meinung. Auch wenn er sich nach außen hin nichts anmerken ließ, funkelte in seinen Augen tiefste Verachtung für diese grauenhafte Frau. Er wurde Paige wirklich mit jeder Sekunde sympathischer.
„Was du nicht alles weißt“, erklärte er nach einer langen Pause, die sich unangenehm auszudehnen begann.
Charlotte nickte beifällig.
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