Jagdhaus in Der Eifel
›Frankfurter Allgemeine‹ lesen, sondern auch den immer bestens informierten ›Bonner General-Anzeiger‹. Den zweiten Mann kenne ich vom Foto. Das ist der neue Chef der Bonner Mordkommission. Der bearbeitet den Penner-Komplex.«
»Dieser Jüngling?« zweifelte Dr. Rimberger.
»Mein lieber Schwan!« sagte der Vertreter vom Budgetministerium, »da muß ja wirklich was im Busch sein, wenn die hier aufkreuzen.«
Das kann nur mit Brigitte zusammenhängen, dachte Hedwig Bessener und versuchte zu erkennen, wen die beiden Herren wohl ansprechen würden.
Der Sicherheitsreferent hatte sich schon aus der Gruppe gelöst und drängte sich unangemessen eilig durch die locker plaudernden Gesprächspartner zur Salontür, so daß einige Gäste aufmerksam wurden.
»Sie suchen die Gastgeber?« Fragend trat Dr. Rimberger auf Kriminalrat Sörensen und dessen sehr viel jünger wirkenden Begleiter zu. »Soll ich Sie bekannt machen?«
»Eigentlich suchen wir den Staatssekretär. Wir haben in Ihrem Ministerium rückgefragt. Er soll hier sein.«
»Er war kurz hier, ist aber bald gegangen – sicherlich anderweitige Verpflichtungen. Ich glaube nicht, daß Sie ihn jetzt erreichen können. Ist etwas passiert?«
»Ja, aber wir müssen zunächst die Leitung oder den Vertreter im Amt informieren. Wer bitte ist das jetzt?«
»Jeder Abteilungsleiter in seinem Geschäftsbereich. Für die Europäische Integration trifft sich das gut. Da Aston gegangen und noch kein Nachfolger bestellt worden ist, mußte Dr. Nattinger einspringen.«
»So schnell schlägt die Verantwortung zu«, meinte Kriminalrat Sörensen. »Gehen wir zu ihm. Oh, er hat uns schon bemerkt – da kommt er.«
Sörensen mußte jetzt lauter sprechen, denn die Geräuschkulisse war immer noch sehr dicht. »Herr Dr. Nattinger, bitte entschuldigen Sie die Störung. – Aber erst das Angenehme. Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung! Das hier ist mein Kollege Freiberg.«
Dankend nahm der Angesprochene die Glückwünsche der beiden Herren entgegen. »Bitte, was führt Sie her?«
»Wie wir hören, ist der Staatssekretär eben gegangen – und Sie vertreten ihn im Abteilungsbereich?«
»Das trifft zu.«
Dr. Nattinger führte die späten Gäste etwas abseits zu einer Fensternische.
»Mein Kollege«, erläuterte Kriminalrat Sörensen, »ist Leiter der Mordkommission. Die verschwundene Sekretärin Ihres früheren Abteilungsleiters wurde gefunden. In Belgien. Tot. Im Gebüsch verscharrt.«
»O Gott!« sagte Dr. Nattinger und wandte sich seiner Frau zu, die nachschauen wollte, wer noch gekommen war.
»Sie haben Brigitte Fournier gefunden, sie lebt nicht mehr.«
Anne Rose zeigte sich erschüttert. »Nein«, sagte sie, »wie schrecklich! Aber bitte – wir haben doch Gäste.«
Dr. Rimbergers wichtigtuerische Eilfertigkeit hatte es unvermeidbar gemacht, daß sich fragende Blicke zur Fensternische richteten. Auch das Erstaunen der Gastgeber konnte nicht unbemerkt bleiben. Anne Rose schaute fast hilfesuchend in den Raum. Dabei nahm sie wie durch einen Schleier wahr, daß neugierige Augen sich abwandten, wenn sie sich mit ihren Blicken trafen.
Unsichtbar, in gewisser Weise sogar unhörbar, gewann die Nachricht Gestalt, daß die Kriminalpolizei anwesend sei.
Die beiden Beamten des Budgetministeriums waren zielstrebig in die andere Hälfte des Salons hinübergewechselt, wo sie Gesprächspartner aus früheren Begegnungen erblickt hatten.
»Die Herren Ressortvertreter kennen gewiß die noch so spät gekommenen Gäste?« erkundigte sich Dr. h. c. Hermsmeier, Vorstandsmitglied der Firma Tele-Space, einer Société Anonyme, mit Hauptsitz in Frankreich und großen Produktionsfilialen in Deutschland und Belgien.
»Ich zweifle, ob es uns Vergnügen machen würde, deren Bekanntschaft zu machen«, sagte einer der Angesprochenen. »Das sind die Chefs vom Staatsschutz und von der Mordkommission.«
»Suchen die jemanden? Etwa hier, in unseren Kreisen?«
»Wohl kaum. Vielleicht gibt es neue Erkenntnisse in der Spionage-Affäre mit der Sekretärin aus dem Europaministerium.«
»Ach ja. Das läuft also immer noch? Da war doch ein Abteilungsleiter mit im Spiel. Hatte der wirklich etwas damit zu tun?«
»Das ist von keiner Seite behauptet worden. Einer mußte eben geopfert werden, damit die Politiker den Rücken frei behalten, wenn Geheimes offenbart werden sollte. So traf es Henrik Aston«, erläuterte kühl der Vertreter des Budgetministeriums.
»Interessant, wirklich
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