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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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ihm helfen.
    Das war die richtige Stimmung, um noch ein paar Telefongespräche zu führen. Er rief durch die Tür zu Fräulein Kuhnert: »Jetzt bitte Hedwig Bessener an den Apparat, anschließend den Doktor Nattinger und dann den Hüttenmenschen Semper.«
    Fräulein Kuhnert war in ihrem Element. So gern sie Protokolle aufnahm und Maschine schrieb, lieber noch jonglierte sie mit dem Telefon. Das war ihre Waffe im 1. Kommissariat. Wichtige Telefonnummern hatte sie nach kurzer Zeit im Kopf gespeichert, andere in Sekunden aus einem Kalender oder einem der Ringbücher ausgegraben. Mehr als ein Dutzend interner Telefonverzeichnisse der verschiedenen Bundes- und Landesdienststellen, der Stadtverwaltung und der sozialen Einrichtungen, von der Telefonseelsorge bis zu den Hilfsorganisationen, wie Maltesern, Johannitern und dem Deutschen Roten Kreuz, lagen auf ihrem Schreibtisch griffbereit.
    Freibergs Apparat summte.
    »Bevor ich durchstelle«, rief Fräulein Kuhnert durch die Tür, »Doktor Nattinger ist auf Dienstreise. Der sitzt in Pigalle, der großen Mausefalle mitten in Paris, zwei Tage noch. Seine Sekretärin wollte wissen, ob was auszurichten sei. Ich habe ›nein‹ gesagt.«
    »Gut so, – ›nein‹ ist für eine Dame immer richtig.«
    »Jetzt habe ich die Bessener vom Ministerbüro an der Strippe. Semper versuche ich danach.«
    »Her damit!«
    Hedwig Besseners Stimme flatterte schon beim Austausch der Begrüßungsfloskeln. Kommissar Freiberg war entschlossen, jetzt ein konsequentes Verwirrspiel einzuleiten und den oder die Täter zu verunsichern.
    Er sagte: »Ich habe kein besonderes Anliegen. Aber Sie und andere sollen wissen, daß die Kriminalpolizei fündig geworden ist. Wir waren vor einer Stunde in Ihrem Ministerium – wie Sie wohl erfahren haben.«
    »Ja, alle haben die Durchsage gehört. Auch der Minister fragt, was los ist.«
    »Sie können ihm schonend beibringen, daß die ermordete Sekretärin des Abteilungsleiters zwo bereits am Freitag verschwunden war, nicht erst am Montag. Wir haben den Beweis.«
    »Mein Gott – wie schrecklich!«
    »Richtig. Und Sie sollten sich überlegen, was am Donnerstag passiert ist. Haben Sie mit Herrn Semper telefoniert?«
    »Ja.«
    »Gut, dann wissen Sie, was wir wissen.«
    »Ich bin erledigt, wenn das bekannt wird.«
    »Das glaube ich auch. Sex und Crime, das steht eine Ministergehilfin nicht durch.«
    »Die werden mich fallen lassen wie eine heiße Kartoffel.«
    »Das haben Sie gesagt.«
    »Aber was jetzt?«
    »Ich werde es Ihnen nicht vorenthalten. Der ganze Hüttenkreis ist verdächtig. Sie also auch! Wir können den Stand der Ermittlungen jederzeit der Presse vorlegen und um Mithilfe bitten. Bei einer so pikanten Story helfen die uns gern.«
    »Mein Gott«, sagte Hedwig Bessener abermals.
    »Wissen Sie übrigens, daß Herr Aston verunglückt ist?«
    »Nein, auch das noch! Wann war das?«
    »Heute vormittag. Er ist verletzt, aber nicht lebensgefährlich. Das können Sie Ihrem Minister übrigens auch schonend beibringen. Sagen Sie ihm noch, daß die ganze aufgeblasene Spionageaffäre nach Auffassung der Mordkommission Stück für Stück zerplatzt.«
    »Ja, das muß ich dann wohl.«
    »Zum Schluß einen Rat von mir. Den können Sie an jeden weitergeben, der mit Ihnen telefoniert. Wer in dieser Sache noch lügt oder uns an der Nase herumführen will, den bringe ich wegen Beihilfe zum Mord vor Gericht, mindestens wegen unterlassener Hilfeleistung.«
    »O nein«, flüsterte Hedwig Bessener, »was soll nun werden?«
    »Das liegt bei Ihnen. – Auf Wiederhören.«
    Kommissar Freiberg gönnte sich keine Pause. »Kuhnert, Fräulein, liebes! Der nächste bitte.«
    Sie rief ihm zu: »Der Semper ist zu Hause – er spricht gerade. Ich versuche es wieder.«
    »Dran bleiben. Wir müssen ihn haben, bevor die Bessener mit ihm spricht. Immer bedenken! Dieser Mann ist hoher Beamter und verdient Respekt. Das müssen Sie richtig auf der Zunge zergehen lassen: Mi-ni-ste-ri-al-di-ri-gent!«
    Sie unterbrach: »Jetzt ist die Leitung frei.«
    Freiberg hörte durch die offene Tür, wie sie leicht spöttisch intonierte: »Herr Mi-ni-ste-ri-al-di-ri-gent Semper? Kommissar Freiberg möchte Sie sprechen!«
    Pause.
    Vom anderen Ende der Leitung mußte wohl so etwas gekommen sein wie »Lassen Sie diese Formeln«, denn Fräulein Kuhnert sagte: »Ja gern, Herr Semper, ich verbinde.«
    »Hallo, die hohe Polizei! Bitte jetzt nur keine Dankesfloskeln für den netten Nachmittag, den Sie plaudernd in meiner

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