Jagdhunde (German Edition)
hundert, da wäre ja so einiges zusammengekommen.«
»Hatte er denn Kontakt zu anderen Mitgliedern des Sammlerklubs?«
»Nein, nur auf den Treffen.«
Line blätterte in ihren Notizen. »Was ist mit Astrid Sollibakke oder Mona Husby?«
Torgeir Roxrud rieb sich das Kinn. »Astrid sitzt im Wahlkomitee«, erwiderte er. »Sie rief mich vorige Woche an und wollte, dass ich Monas Platz im Vorstand übernehme. Ich habe abgelehnt, ihr aber vorgeschlagen, dass sie Jonas fragen könnte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jonas darüber hinaus Kontakt mit den beiden hatte, aber er hatte einmal eine Freundin.«
»Wer war das?«
»Nein, an den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. Sie wohnten zusammen, aber das ist lange her. Bevor er hierher nach Fredrikstad zog.«
Line ließ es dabei bewenden und kehrte zu ihrem vorbereiteten Fragenkatalog zurück.
»Hat er irgendwann mal davon gesprochen, dass er einen Anwalt brauchte?«
»Anwalt? Nein. Die Polizei hat mich das auch schon gefragt. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was daran so wichtig sein könnte.«
»Wissen Sie, weshalb er Kontakt zum Fredriksstad Blad aufgenommen hatte?«
Torgeir Roxrud lehnte sich zurück. »Sie wissen ja fast mehr über Jonas als ich«, sagte er. »Wie haben Sie das alles herausgefunden?«
Line schenkte ihm ein entwaffnendes Lächeln. »Tja, wir haben so unsere Methoden«, sagte sie und merkte selbst, wie dumm das klang.
Gleichwohl schien sich Torgeir Roxrud mit der Antwort zu begnügen. »Er hat kürzlich mal zwei Tage keine Zeitung bekommen«, erklärte er. »Es gab wohl einen neuen Zeitungsboten, aber das hat sich alles geklärt, als er mit denen gesprochen hat.«
Line nickte und schaute kurz auf ihre Notizen. Sie hatte Freundin und vor Fredrikstad unterstrichen.
»Wo hat er früher gewohnt?«, fragte sie.
»Auf der anderen Seite des Fjords«, erwiderte Roxrud und zeigte mit dem Finger in die entsprechende Richtung. »In Vestfold. Unten in Larvik.«
»Kommst du da nicht her, Line?«, fragte der Fotograf.
Line nickte. Ravnebergs Herkunft interessierte sie sehr. »Wissen Sie, weshalb er hier nach Fredrikstad zog?«
Torgeir Roxrud hustete. »Ich glaube eigentlich gar nicht, dass er nach Fredrikstad gezogen ist«, sagte er. »Es war ihm wohl nicht so wichtig, wo er wohnte. Ich glaube eher, dass er vor etwas geflohen ist.«
30
Laut der Liste, die Erik Fjeld während der Pressekonferenz heimlich fotografiert hatte, war Christianne Grepstad neben dem Mann, der Jonas Ravneberg gefunden hatte, die einzige Zeugin der Polizei. Sie wohnte in einem alten, umgebauten und modernisierten Holzhaus nur fünfhundert Meter vom Tatort entfernt. Eine Zeugin, die das Mordopfer mit seinem Hund kurz vor der Tat gesehen oder andere interessante Beobachtungen gemacht haben könnte.
Line fuhr an dem Haus vorbei und sah Licht in den Fenstern. Sie wendete, fuhr zurück und parkte dicht neben einer Hecke.
»Willst du, dass ich mitkomme?«, fragte Erik Fjeld und griff nach der Kamera. »Ansonsten kann ich hier auch sitzen bleiben und die Bilder redigieren.«
»Warte lieber hier«, erwiderte Line. »Es ist ja nicht gesagt, dass sie mit uns reden will.«
Sie stieg aus dem Wagen und öffnete die Eingangspforte. Der gepflasterte Vorplatz glänzte nach all dem Regen. Vor der Doppelgarage stand ein Volvo, die Räder eines umgedrehten Fahrrads ragten dicht an der Hauswand in die Luft.
Line klingelte. Durch ein Fenster neben der Tür konnte sie einen Teil des Hausinneren erkennen. Das Haus wirkte offen, luftig und einladend. Eine Frau kam zur Eingangstür gelaufen. Sie hielt den Kopf etwas schräg, als wolle sie nachsehen, wer der ungebetene Gast war. Ein kleines Kind stapfte hinter ihr her.
Sie öffnete die Tür und blickte Line fragend an.
»Hallo«, sagte Line und zog ihren Presseausweis hervor. »Mein Name ist Line Wisting und ich arbeite für VG . Ich wollte wissen, ob ich mich mit Ihnen ein wenig über den Mann unterhalten könnte, der gestern ermordet wurde.«
Das Kind klammerte sich ans Bein der Mutter, sah zu Line herauf und sagte etwas Unverständliches.
»Ich habe schon etwas früher versucht, Sie anzurufen«, fuhr Line fort und lächelte dem Kind zu. »Ich wollte nur gerne hören, was Sie wissen.«
Die Frau schien sich an Lines Anrufversuch zu erinnern und nickte. »Ich kann Ihnen nicht viel darüber sagen«, begann sie.
»Haben Sie einen Augenblick Zeit?«, fragte Line. Sie wusste, welche Knöpfe man drücken musste, um solch unangemeldete
Weitere Kostenlose Bücher