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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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durchgeführt worden war, und konzentrierte sich stattdessen auf einen Bericht, der die Ergebnisse der in der Nachbarschaft erfolgten Befragungen zusammenfasste. Diese verstärkten den Eindruck, dass Linnea ein umgängliches, freundliches und positiv eingestelltes Mädchen war. Allerdings hatte sie niemand gesehen.
    Der Bericht über die Rückverfolgung von Linnea Kaupangs Telefongesprächen erstaunte Wisting. Das letzte Gespräch hatte drei Stunden vor ihrem Verschwinden stattgefunden. Sie hatte eine Freundin angerufen, die später aussagte, es habe sich dabei um Hausaufgaben gehandelt.
    Linneas Handy hatte sich zu diesem Zeitpunkt im Bereich der Thor-Heyerdahl-Oberschule befunden. Das Seltsame war allerdings, dass die sofort nach ihrem Verschwinden veranlasste Ortung ihres Handys einige Zeit später Signale aus der Gegend von Bakkenteigen zwischen Horten und Tønsberg ergeben hatte.
    Solange das Telefon ausgeschaltet war, gab es keine Möglichkeit, ihre Reiseroute dorthin zu verfolgen. Zwar hatte man es alle fünf Minuten versucht, doch ohne dass irgendeine Bewegung erkennbar war. Am Montagabend waren die Signale plötzlich verschwunden, was dem Anschein nach an einem leeren Akku gelegen hatte.
    Ebenso wie Wisting gingen die Ermittler davon aus, dass das Telefon während der Fahrt aus einem Auto geworfen worden war. Entlang der Landstraße 19 hatte man die Straßengräben abgesucht und an der Abbiegung zur Gefängnisanlage Berg war Linneas Sony Ericsson Xperia schließlich gefunden worden. Der Fund hatte keine weiteren Anhaltspunkte geben können und die Ermittlung war keinen Schritt weitergekommen.
    Wisting wurde nachdenklich. Seines Wissens war in den Medien nicht von dem gefundenen Handy berichtet worden. Er verstand nicht, wieso. Hätte er die Fahndung geleitet, hätte er diese Information veröffentlicht, um auf diese Weise neue Erkenntnisse zu sammeln. Zwar war Linneas Verschwinden vorläufig noch eine lokale Angelegenheit, doch wenn die in der Gegend von Horten wohnenden Menschen erfahren hätten, dass der Fall auch sie betraf, hätte dies zu neuen Hinweisen und interessanten Beobachtungen führen können.
    Ein plötzliches Geräusch riss Wisting aus seinen Gedanken. Irgendwo im Gebäude war eine der schweren Brandschutztüren zugefallen und ließ die Kellerwände erzittern. Wisting hielt inne und lauschte, konnte aber nichts weiter hören und wandte sich wieder dem Bildschirm zu.
    Wie er die Entwicklung des Falls einschätzte, gab es zwei Personen, die von größtem Interesse waren. Die eine war ein pensionierter Seemann, der im Nachbarhaus wohnte und als Einzelgänger und Alkoholiker beschrieben wurde. Ein paar andere Nachbarn hatten ihn einige Male nachts dabei beobachtet, als er sich im Fernsehen Pornofilme ansah. Er war zwei Mal vernommen worden und hatte für den Zeitpunkt von Linneas Verschwinden kein Alibi.
    Gleich neben der Haltestelle, an der Linnea ausgestiegen war, hatte die Kommunalverwaltung eine Wohnanlage für psychisch Kranke eingerichtet. Alle Bewohner und Betreuer waren vernommen worden, und viele hatten bemerkt, dass Rolf Tangen, ein früher einmal wegen Vergewaltigung verurteilter Drogenabhängiger, an besagtem Nachmittag draußen umhergegangen war. Gegen halb sieben am Abend sei er, angeblich schweißgebadet und aufgeregt, wieder zurückgekommen. Tangen selbst behauptete, einen Spaziergang im Wald unternommen zu haben.
    Wisting loggte sich aus dem Computer aus und trug den Karton mit den Dokumenten des Ellen-Falls zur Tür. Zwar betrachtete er sein Vorhaben keineswegs als Diebstahl, aber dennoch handelte es sich darum und würde ihn in ernsthafte Schwierigkeiten bringen, falls ihn jemand dabei entdeckte. Andererseits steckte er ohnehin schon in der Klemme und der Einblick in einen achtzehn Jahre zurückliegenden Fall könnte ihm da vielleicht heraushelfen.
    Vorsichtig drückte er die Tür mit der Schulter auf, blickte sich um und lauschte. Er hörte nichts Verdächtiges und ging zurück in Richtung Garage. Der große Raum im Keller lag in totaler Dunkelheit, doch der Bewegungsmelder schaltete den Strom ein und flutete die Garage mit Licht. Wisting stellte den Karton neben dem Mülleimer auf dem Boden ab und stieg dann über die Treppe nach oben, um den Hauptschlüssel wieder an seinen Platz zu hängen. Er hörte krächzenden Funkverkehr und verstand, dass beide Streifenwagen mit einem Einbruchsalarm in der Mineralwasserfabrik beschäftigt waren.
    Im Augenwinkel nahm Wisting eine

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