Jagdrevier: Thriller
Gewehrlauf zu versenken. Jetzt hatte er eine neue Waffe und eine Chance, die übrigen Verbrecher anzugreifen.
Jake hatte den Bach mit Absicht neben einer großen Eiche überquert. Nun ging er am Ufer in die Hocke und rieb sich Schlamm auf Arme, Brust, Hals und noch einmal ins Gesicht. Dann lehnte er sich gegen die Rückseite des gewaltigen alten Baumes. Wenn die Kerle die tiefste Stelle des Baches erreichten, würde er sie sich mit seinem selbst gebauten Remington-870-Bajonett auf sie stürzen.
Er hörte sie näher kommen. Bei jedem einzelnen Schritt legte Jakes Herz noch einen Gang zu. Die Anspannung war fast nicht auszuhalten. Der Schweiß lief ihm in Strömen über den Körper. Sein Atem stieg in hellen Wolken in die Nachtluft. Jake gab sich Mühe, möglichst flach zu atmen, damit er seinen Standort nicht verriet.
»Da sind die Spuren ... Sie führen über den Bach«, hörte er einen der Männer sagen. Der andere knurrte zustimmend. Vorsichtig kamen sie näher, aber Jake hörte trotzdem jeden Schritt. Bilder von seiner engelhaft schönen Tochter und der Ehefrau, die er so oft enttäuschte, zuckten durch seinen Kopf. Sogar Elizabeth sah er, deren Leben nun von ihm abhing. Sein Beschluss, zur Jagd zu gehen, hatte das Leben zahlloser Menschen für immer verändert und eine unfassbare Serie von Ereignissen ausgelöst.
Jake atmete tief durch, umklammerte sein Bajonett und wartete auf das Geräusch, das die Rednecks machen würden, wenn sie durch den Bach wateten. Er war fest entschlossen, sie beide zu töten.
Einundachtzig
Katy und Elizabeth arbeiteten sich mühsam durch den Sumpf. Der Schlamm zog Katy immer wieder die Stiefel von den Füßen und Elizabeth hatte höllische Schmerzen. Sie hielten sich an den Händen. Katy tat ihr Bestes, Elizabeth zu stützen. Beide Mädchen schluchzten.
Elizabeth wusste genau, welcher Gefahr Jake sich aussetzte und welches Opfer er brachte. Sie wusste auch, warum er das tat und dass er auf sie zählte. Sie musste Katy in Sicherheit bringen. Bilder von Tanners Kampf flackerten vor ihr auf und dann das Gesicht ihres Angreifers. Es wirkte so lebendig, dass sie das Gefühl hatte, ihn sogar riechen zu können.
Geh weiter. Geh einfach weiter,
sagte sie sich.
Die Mädchen hörten, wie ein großer Truck über die Noxubee-River-Brücke fuhr. Das Geräusch schallte über den Sumpf und sie konnten die Vibration beinahe spüren. Sie sahen einander an und lächelten verschwörerisch. Elizabeth nahm an, dass die Straße immer noch ziemlich weit weg war, weil sie kein Scheinwerferlicht sehen konnte. Aber wenigstens wusste sie, dass sie in die richtige Richtung gingen.
Nachdem sie etwa hundert Meter weit durch den Schlamm gestapft waren, entdeckte Elizabeth einen umgestürzten Baumstamm, den sie umgehen oder überklettern mussten. »Willst du dich hier kurz ausruhen, Katy?« Elizabeth zeigte auf den Stamm.
»Ja«, flüsterte Katy.
In dem Moment, in dem sie sich zu ihrer dringend benötigten Rast niederließen, sprang ein Graufuchs aus einem Loch im Boden, sauste zwischen ihnen hindurch und floh tief in den Sumpf.
Beide Mädchen schrien. Elizabeths Schrei war genauso lange und laut wie Katys. Dann klappten sie gleichzeitig den Mund wieder zu. Der Fuchs war weg, der Schreck vorbei.
Aber Elizabeth wusste, dass sie ihren Standort verraten hatten. Sofort packte sie Katy an der Hand und sie rannten gemeinsam Richtung Highway. Elizabeth stürzte, Katy half ihr auf. Sie waren beide in Panik.
Zweiundachtzig
Jake hörte, dass seine Verfolger am Rand des Baches zögerten.
Los doch, nur noch ein paar Schritte.
Mit zusammengebissenen Zähnen lauschte er. Er wartete auf das Platschen, wenn sie ins Wasser wateten.
Plötzlich zerrissen die entsetzten Schreie der Mädchen die Stille. Jake erstarrte. Angestrengt schaute er in ihre Richtung, sah jedoch nur den nachtschwarzen Sumpf – sonst nichts. Er hörte einen der Männer etwas murmeln, bevor er ins Wasser stieg. Jetzt hatte er sie da, wo er sie haben wollte – aber Katy war in Gefahr.
Katy! Was zum Teufel ist los? Warum schreien die beiden so?
Unwillkürlich sah Jake Katy und Elizabeth vor sich – in den Händen dieser Wahnsinnigen. Dabei waren die Ungeheuer doch keine sieben Meter von ihm entfernt! Hier und jetzt! Jake zitterte so sehr, dass er sicher war, die Gangster würden es hören – selbst über das Platschen des Wassers hinweg. Einen Sekundenbruchteil vor seinem geplanten Angriff zuckte die grauenhaft lebhafte Vorstellung von
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