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Jagdrevier: Thriller

Jagdrevier: Thriller

Titel: Jagdrevier: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bobby Cole
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folgte er ihr fünfundzwanzig Minuten lang wie ein Bluthund. Er wusste, dass er seinen Opfern immer näher kam. Beim Überqueren eines schmalen Baches sah Reese ganz genau die Blätter, die von ihren Schritten feucht geworden waren. Auch war das fast stillstehende Wasser noch immer aufgewühlt und trüb.
    Reese schaltete die Taschenlampe aus. Von jetzt an verließ er sich mindestens so sehr auf sein Gehör wie auf seine Augen. Am Rand eines großen Ackers blieb er still stehen und horchte. Im Wald vor ihm schnaubte in etwa dreihundert Metern Entfernung ein Hirsch. Jemand hatte ihn aufgescheucht. Reese stieß den Atem aus, um die Windrichtung zu prüfen. Er wollte wissen, ob der Hirsch ihn witterte. Aber genau wie er vermutet hatte, wehte der Wind seinen Geruch von dem aufgeschreckten Tier weg.
Der Hirsch kann mich auf keinen Fall gerochen haben. Johnny Lees Killer hat ihn erschreckt.
Reese war seiner Beute bereits näher, als er gedacht hatte.

Neunundsechzig
    Stumm saßen Jake und die Mädchen seit zwanzig Minuten in völliger Finsternis. Katy war müde, konnte aber nicht schlafen. Sie hatte den Kopf in den Schoß ihres Vaters gelegt und er rieb ihr sanft den Rücken. Elizabeth schluchzte hin und wieder auf und wischte sich die Nase am Hemdsärmel ab. Jake war erschöpft. Die Adrenalinflut in seinen Adern verebbte langsam und seine Muskeln begannen zu schmerzen. Alle paar Minuten richtete er sich ein wenig auf, ohne dabei Katys Lage zu verändern, und warf einen Blick durch die Schießscharten. Jedes Mal betete er stumm, dass er dort draußen niemanden sehen würde.
    »Dad, wenn du dich irgendwo auf der Welt hinwünschen könntest – wohin würdest du gehen?«, flüsterte Katy.
    »Du meinst außer
nach Hause
und das jetzt sofort? Ich hab keine Ahnung. Es gibt einiges, was ich immer schon mal tun wollte. Jagen in Afrika auf jeden Fall. In Kanada vielleicht auch. Und in dem Schloss in Banff übernachten. Es steht in der Nähe eines großen Sees namens Lake Louise. Ich glaube, Mom würde es dort auch gefallen. Und du?«
    »Ich würde mich gerne mit Mary-Kate und Ashley treffen und reiten gehen. Die haben einen eigenen Stall.«
    »Klingt gut.« Er streichelte ihr Haar.
    »Und was ist mit dir, Elizabeth?«, flüsterte Katy.
    Schweigen.
    Schließlich sagte Elizabeth leise: »Das klingt jetzt vielleichtverrückt. Aber ich glaube ... ich will im Herbst an die Auburn-Uni, damit ich mit Tanner zusammen sein kann. Meinem Freund.«
    »Und was soll daran verrückt sein?«, fragte Jake.
    »Ja, was?«, sagte Katy.
    »Na ja, mein Dad ist leidenschaftlicher Alabama-Fan und würde mich vermutlich enterben, wenn er wüsste, dass ich auch nur an die Auburn-Uni
denke
. Mom möchte, dass ich an der University of Virginia studiere. Dad hasst diese Uni, war aber schließlich doch einverstanden.«
    Jake lachte leise. Er erinnerte sich noch gut an die schwierigen Entscheidungen, die Schulabgänger treffen mussten.
Ist es wirklich schon zwanzig Jahre her, seit ich dieselben Sorgen hatte? Die jungen Leute stellen damit die Weichen für ihr ganzes Leben.
    »Lassen Sie sich Zeit. Überlegen Sie sich alles genau. Erwachsen können Sie danach noch Ihr ganzes Leben lang sein.«
    »Ich meine es ernst. Bis gestern Abend wusste ich ... wusste ich nicht wirklich, was ich wollte. Aber jetzt ist das anders. Tanner hat um mein Leben gekämpft. Ich habe genau gesehen, wie viel Angst er hatte ... Aber er hatte Angst um mich«, sagte Elizabeth. »Mir ist klar geworden, wie sehr ... wie sehr ich ihn liebe.« Sie fing wieder an zu schluchzen.
    Der ernste Ton der Unterhaltung hing schwer in der Luft. Jake streichelte Katys Rücken. Er wollte Elizabeth gerade sagen, das Leben sei zu kurz und zu lang, um nicht das zu tun, was sie gerne tun wollte, da schrie Katy: »Iiiiiiieh! Auf mir krabbelt eine Spinne rum!« Sie fing an zu strampeln. »Mach sie weg!«
    Jake drückte ihr die Hand auf den Mund, war aber den Bruchteil einer Sekunde zu langsam. Der Schrei durchschnitt die Dunkelheit. Spinnen versetzten Katy in Todesangst. Jake gab sich alle Mühe, sie zu beruhigen und sie dazu zu bringen, still zu sein. Schließlich knipste er die Taschenlampe an.
    »Wo ist sie?«, flüsterte er nervös.
    »Sie war auf meinem Bein. Ich habs genau gespürt!«
    »Katy, sei still ... Wir müssen leise sein«, flüsterte Jake.
    Er sah eine kleine braune Schabe, wischte sie schnell von Katys Bein und zertrat sie. Sofort knipste er die Taschenlampe wieder aus und wollte

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