Jagdrevier: Thriller
sich.
Elizabeth drehte sich und schob sich schließlich langsam in den Hochstand. Sie kroch in eine Ecke und blieb dort mit ausgestreckten Beinen sitzen.
Sobald sie sicher in der Kabine war, stieg Jake wieder hinunter. Schnell schnappte er sich das Gewehr und durchtrennte die Fallschirmleine, mit der das Kissen festgebunden war. Dann zog er die beiden übrigen Patronen aus der Weste, lud das Gewehr und ließ mit einer Repetierbewegung das erste Projektilin die Kammer gleiten. Er überprüfte die Sicherung und atmete tief durch. Mit den Augen suchte er in der Dunkelheit nach dem Verfolger, dann warf er einen Blick hinauf zu ihrem Zufluchtsort.
Als Jake oben ankam, saß jedes Mädchen in einer Ecke. Er kroch in den Hochstand, verriegelte die Tür und setzte sich auf den Fußboden. Für eine weitere Person wäre kein Platz in dieser Kiste gewesen. Zum ersten Mal seit Stunden fühlte Jake sich halbwegs sicher.
»Mach die Taschenlampe an, Dad«, flüsterte Katy.
»Nein, Baby. Das geht nicht. Jemand könnte den Lichtschein sehen.«
»Aber Elizabeth zittert«, sagte Katy besorgt.
Jake war zu beschäftigt gewesen; er hatte das bislang noch gar nicht gemerkt.
»Wir sind jetzt in Sicherheit, Elizabeth. Versuchen Sie sich etwas auszuruhen. Alles ist gut«, sagte Jake so zuversichtlich, wie er nur konnte.
Er wusste, dass sie Schreckliches durchgemacht hatte, hatte aber keine Ahnung, wie er ihr helfen sollte. Viel weiter hätte sie nicht laufen können und der Hochstand war sicher und trocken. Er drückte den Knopf an seiner Timex. Vier Uhr dreiundvierzig.
Noch etwa eine Stunde, bis es hell wird.
»Ihr beide macht jetzt die Augen zu und schlaft. Ich halte Wache«, erklärte Jake. »Hier ist ein Kissen ... Wer braucht es?«
»Gib es Elizabeth, Dad!«, sagte Katy.
Jake reichte ihr das Kissen. Sie dankte Katy dafür.
Elizabeth wird ein bisschen ruhiger,
dachte Jake. An die Wand gelehnt grübelte er darüber nach, was der neue Tag bringen würde. Draußen war alles ruhig. Drinnen ruhten sich alle aus.
Sechsundsechzig
Als der Anruf aus der Dienststelle des Clay-County-Sheriffs kam, leerte Martha O’Brien gerade eine neue Tasse Kaffee. Sie legte die Hand über den Hörer und stieß einen lauten Pfiff aus. Ollie blickte von der Landkarte auf. Martha zeigte hektisch auf das Telefon. Rasch ging Ollie in sein Büro, um den Anruf dort entgegenzunehmen.
Sheriff Marlow grinste angesichts von Marthas Eifer. Es war Zeit, die Medienvertreter auf den neuesten Stand zu bringen. Nach einem kurzen Gang zur Toilette, wo er den Sitz seiner Frisur überprüfte, ging Marlow hinaus und versammelte die Medienleute um sich.
Ollie griff nach dem Hörer. »Sheriff Landrum.«
»Sheriff – wir waren im Haus der Littlepages. Die Telefonleitung wurde durchtrennt, die Scheibe an der Haustür von einem Profi eingeschlagen und im Schlafzimmer gibt es Hinweise auf einen Kampf. Wir schicken später ein Team hin, das die Fingerabdrücke sichert. Das ist im Augenblick alles« sagte der Deputy am anderen Ende der Leitung.
»Danke. Gibt es was Neues von den Crosbys?«
»Sie wissen ja, dass die Crosbys direkt nebenan wohnen. Wobei ihr Haus etwa hundertfünfzig Meter entfernt ist. Als wir ankamen, telefonierte die Crosby-Lady gerade mit Scott Littlepage. Sie wirkte ziemlich schockiert.«
»Hatte sie mit ihrem Mann gesprochen?«
»Nein. Sie hat versucht, ihn zu erreichen, während wir dortwaren. Er ist zusammen mit ihrer neunjährigen Tochter in seinem Jagdclub. Auf Truthahnjagd.«
Damit bestätigten sich Ollies Vermutungen. Die Sache wurde immer schlimmer.
Ein neunjähriges Mädchen.
Ollie grunzte seinen Unmut ins Telefon.
»Beide Familien sind in ihrem Umfeld beliebt und angesehen. Sind nie irgendwie negativ aufgefallen.«
»Ja ... verstehe. Aber irgendwo muss es eine Verbindung geben.«
»Soweit ich verstanden habe, ist Scott Littlepage bereits unterwegs. Aber es dauert noch ein paar Stunden, bis er da ist.«
»Okay. Ich brauche jetzt Ihre Hilfe. Lassen Sie Mrs Crosby nicht weg. Vermutlich möchte sie gerne hierherkommen, aber verhindern Sie das bitte! Sagen Sie ihr, sie muss daheim am Telefon bleiben. Ihr Mann könnte sich melden. Ich habe jetzt schon alle Hände voll zu tun und für uns ist sie bei sich zu Hause nützlicher. Ich halte Sie auf dem Laufenden. Wie lautet Ihre Handynummer?«
Ollie versprach Bescheid zu geben, wenn es etwas Neues gab, und legte auf. Er war noch besorgter als zuvor.
Ich muss allen sagen, dass nun auch noch
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