Jagdsaison. Roman.
damals, als sie acht Jahre alt war und ihre Mutter sie in einem Kämmerchen eingeschlossen und dort vergessen hatte; oder das andere Mal, als sie sich an einem Weißdornbusch ihr nagelneues Kleid zerrissen hatte.
Als Don Filippo sie wieder ernst bei der Sache sah, stieg er auf sie drauf.
»Nicht so, nein«, meinte Trisìna. »Ich hab Angst, daß mir das nicht guttut.«
»Aber warum sollte dir das nicht guttun? So haben wir es schon hundertmal gemacht.«
»Aber jetzt ist es etwas anderes, Euer Ehren. Wißt Ihr nicht? Am Tag dort im Mostkeller habt Ihr mich geschwängert.«
Don Filippo sagte kein Wort. Er stieg aus dem Bett und ging leicht schwankend zum Fenster, machte die Läden auf und rutschte wie ein Sack Kartoffeln zu Boden.
Am nächsten Morgen eilte er im Galopp nach Vigàta. Auf dem ganzen Weg hatte er so laut gesungen, daß er nun vor Heiserkeit kein Wort mehr herausbrachte. Den Leuten machte er weis, daß er sich auf den Zubbie eine Erkältung geholt habe. Sein erster Besuch galt der Hebamme Schilirò. Sie vereinbarten, daß sie sich kommenden Sonntag von Mimì in einer Kutsche auf den Zubbie-Hof begleiten ließe, um Trisìna zu untersuchen. Danach war der Apotheker an der Reihe.
»Ich erwarte einen Sohn«, sagte er zu Fofò.
»Meinen Glückwunsch«, entgegnete der und betrachtete ihn eingehend. »Man sieht aber nichts.«
»Keine faulen Witze, Fofò. Am nächsten Sonntag nimmst du mit der Hebamme die Kutsche, und zusammen untersucht ihr die Frau von Natale Pirrotta.«
»Verzeihen Sie, Marchese, aber warum lassen Sie nicht Doktor Smecca kommen? Der kennt sich in solchen Dingen besser aus.«
»Smecca traue ich nicht.«
Das stimmte nicht, zu Smecca hatte er Vertrauen, und wie. Doch jetzt durfte er nicht vergessen, was Pirrotta ihm erzählt hatte, daß nämlich auch der Arzt sich an Trisìna gütlich getan hatte. Vielmehr, daß er der erste gewesen war.
»Einverstanden«, meinte der Apotheker. »Sind Sie schon bei sich zu Hause gewesen?«
»Ich hatte noch keine Zeit.«
»Ihre Tochter war krank. Ich habe sie gepflegt.«
Beim Gedanken an die trauerschwarze Ntontò fühlte sich Don Filippo nicht in der Stimmung, sie zu sehen.
»Glück und Segen für alle«, grüßte er, den Zirkel betretend. »Gibt es Neuigkeiten?«
Nachdem der Sturm von Grußworten, Freudenrufen und Umarmungen vorüber war, unterrichtete Baron Uccello den Freund – außer von einer Großzahl sorgfältig aufgezählter Todesfälle – von dem einzigen nennenswerten Ereignis. »Der Apotheker ist zum Mann geworden«, sagte der Baron.
»Wie, zum Mann geworden?«
»Erinnern Sie sich nicht? Im Zirkel haben wir einmal darüber gesprochen. Nun, seit damals war die Situation Fofòs bis vor einer Woche unverändert: keine Weiber.«
»Aber seid Ihr Euch sicher?«
»Ich lege meine Hand ins Feuer. Weder in Vigàta noch in der Hauptstadt.«
»Aber wie hat er das nur geschafft?«
»Wieso, halten es die Priester nicht auch aus?« mischte sich der Geometer ein, ein Mann der Kirche.
»Um Himmels willen, verschonen Sie mich mit Ihren Pfaffen«, bekundete der Baron und setzte seinen Bericht fort. »Als Frau Clelia letzten Samstag von der Haushälterin erfuhr, daß der Apotheker an jenem Tag den Laden nicht öffnen würde, weil er mit bestimmten Kräutern zu hantieren hatte, richtete sie sich her und ging, um bei ihm anzuklopfen. Fofò machte die Tür auf, und da stand sie vor ihm. Vergeblich versuchte er, ihr den Zutritt zu verwehren; die Dame behauptete, sie habe das dringende Bedürfnis, untersucht zu werden. Um es kurz zu machen, sobald Frau Clelia in ihrem, nennen wir es Arbeitsaufzug, war, streckte sie flugs die Hand aus und griff zu. Der Apotheker rührte sich keinen Millimeter mehr. Die Signora war ermutigt, knöpfte ihm die Hosen auf und holte das Ding aus seinem Versteck. In dem Augenblick ließ der Apotheker den Zapfen springen.«
»Das letzte habe ich nicht kapiert«, unterbrach Oberleutnant Baldovino.
»Er ließ den Zapfen explodieren, mein Wertester«, erklärte der Marchese. »So wie es mit dem Deckel passiert, wenn das Faß zu voll ist.«
»In den folgenden zwei Stunden bediente der Apotheker die Signora mit großer Hingabe. Als sie die Apotheke verließ, maunzte sie wie eine vollgefressene Katze die Straße auf und ab.«
Der Marchese kam nicht umhin, den lieben langen Tag vom Apotheker reden zu hören. Nach den Freunden aus dem Zirkel erzählte Ntontò ihm, mit welcher Selbstaufopferung und Bravour Fofò La Matina
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