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Jagdsaison. Roman.

Jagdsaison. Roman.

Titel: Jagdsaison. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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lassen, die die Weiber einander zuriefen. Einmal zog er sich durch einen Messerstich eine leichte Verletzung an der Hand zu, als er in ein Gezanke zwischen zwei Weibern eingegriffen hatte, die mit gezückten Waffen aufeinander losgegangen waren. Trisìna saugte ihm das Blut aus der Wunde und verband seine Hand mit einem Stoffstreifen, den sie von ihrem neuen Nachthemd abgerissen hatte. Und anstatt sich zu ärgern, blieb der Marchese für den Rest des Tages bei guter Laune.
    Am letzten Tag der Weinernte mußte eine Tradition befolgt werden: Hundert mit Trauben gefüllte Tragbütten wurden vor das Gesindehaus gebracht, wo eine kleine Kelter und gleich daneben die Cantina mit den Gärwannen und ein paar Weinfässern warteten. Das wurde der persönliche Weinvorrat des Landaufsehers, War auch dieses Werk vollbracht, holten sich die Frauen bei Natale ihren Lohn und verabschiedeten sich von Don Filippo: So Gott wollte, würden sie sich bei der nächsten Weinlese wiedersehen. Auch Maddalena machte sich zusammen mit den Arbeiterinnen auf den Heimweg: Der Marchese wollte sie jetzt, da die Dinge mit Pirrotta geregelt waren, nicht mehr zwischen den Beinen haben.
    Spät erst erhob sich Don Filippo am nächsten Tag und konnte nirgendwo im Haus ein Lebenszeichen von Trisìna vernehmen. Er ging hinaus, sah hinter der Hütte nach und ging zum Kelterraum. Vor der Tür stand Trisìna und leerte bei Bedarf die Bütten aus, und im Innern war Natale bei der Arbeit. Die Kelter war ein Raum mit kleinem Fenster und abgeschrägtem Zementboden. Am unteren Rand des Bodens verlief eine Rinne, die zu einem Loch führte, dorthinein floß der Most. Die Öffnung befand sich über der Gärwanne, die im Lagerraum daneben stand. In einer Ecke der Kelter stand eine Hammerpresse für den letzten Preßvorgang. Als der Marchese eintraf, war der Fußboden über und über mit Trauben bedeckt. Nackt bis auf einen Stoffetzen über der Scham, ein Paar mit Eisen beschlagene Schuhe an den Füßen, ging Pirrotta kräftig stampfend an den Wänden entlang. Die Augen hatte er halb geschlossen.
    »Euer Ehren müssen mich entschuldigen. Seit heute früh sieben Uhr bin ich auf den Beinen, und jetzt bin ich müde und auch ein wenig betrunken. Die Ausdünstung des Mosts hat eine so starke Wirkung, als hätte ich fünf Liter Wein getrunken.«
    Auch Trisìna gönnte sich keine Minute Ruhe. Sie säuberte das feinmaschige Netz über der Öffnung, das die Schalen, Kerne und holzigen Teile der Trauben auffing, damit sie nicht in der Gärwanne endeten; sie schaufelte die Trauben in den Kelterraum hinein und wieder heraus, um Natale das Stampfen und Pressen zu erleichtern; in einer Ecke häufte sie die gut getretenen Trauben auf und schüttete sie dann in die Traubenpresse, und ab und zu leerte sie neue Bütten aus.
    Der Marchese machte sich zu einem Spaziergang auf. Zum Mittagessen war er wieder zurück. Trisìna hatte schon alles vorbereitet.
    »Ist Natale noch in der Kelter?«
    »Nein, Exzellenz. Er fühlt sich nicht gut, ihm brummt der Schädel.«
    »Also dann werden wir zwei später, wenn ich mein Mittagsschläfchen gemacht habe, Natale zur Hand gehen.«
    Gegen drei Uhr mittags ging der Marchese zur Kelter, zog sich bis auf die Unterhosen aus, schlüpfte in die Schuhe mit Eisenbeschlägen und begann mit Hilfe von Trisìna, die Trauben zu treten.
    »Trisì, mir dreht sich der Kopf«, sagte er nach zwei Stunden.
    »Das ist der Most«, erklärte ihm Trisìna. »Jetzt komm ich und helf Ihnen.«
    Vor dem halb betäubten Marchese zog sie sich splitternackt aus, warf ihre Kleider nach draußen und trat hinter den Marchese, drückte gegen sein Rückgrat und trieb ihn an.
    Mit einem Mal verließen den Marchese die Kräfte, er rutschte aus und klatschte mächtig mit dem Hintern auf den Boden. Trisìna mußte lachen, erst verhalten, dann aus vollem Hals. Sie warf den Kopf in den Nacken, und zwischen ihren ausgebreiteten Schenkeln trat ein langer Strahl hervor, der schäumend auf den Most spritzte.
    »Aber was machst du da?«
    »Ich pisse, Exzellenz. Alle machen das so, wenn sie den Wein treten. Es heißt, er wird dadurch besser.«
    Vor lauter Lachen brachte sie die Worte nur halb erstickt heraus. Sie geriet ins Schwanken, und um nicht mit dem Gesicht auf den Boden zu schlagen, stützte sie sich an der Wand ab. Unvermittelt hörte sie zu lachen auf und blickte den Marchese unter gesenkten Lidern, die Lippen halb geöffnet, an. »Kommen Sie, Exzellenz.«
    Mit einem Sprung war der

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