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Jagdsaison. Roman.

Jagdsaison. Roman.

Titel: Jagdsaison. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Wahrheit«, verkündete die Frau. »Und man muß sie in alle Winde schreien, denn sie beleidigt weder den Menschen noch den Herrn im Himmel. Dein Vater, meine liebe, gute Ntontò, hatte schon seit einiger Zeit ein Techtelmechtel mit der Frau des Landhüters. Deshalb lebte er auf dem Zubbie-Hof. Und das ganze Dorf behauptet, der Sohn sei von ihm.«
    Ntontò rührte sich nicht und sah die beiden immerzu an, ihr Blick war jetzt viel klarer. »Und ihm hat er das Anwesen Zubbie geschenkt?«
    »Jawohl.«
    »Und er hat gesagt, daß er ihn adoptieren wollte?«
    »Jawohl.«
    Ntontò erhob sich, und damit war der Besuch beendet. »Gebt mir zwei Tage Zeit zum Nachdenken.«
    »Was gibt es da nachzudenken?« fragte Padre Macaluso, und sein Gesicht verfinsterte sich.
    »Zwei Tage. Und danke für Ihre Bemühungen.«
     
    Als Ntontò ihren Bericht über den Besuch von Padre Macaluso und Frau Colajanni beendet hatte, verzog der Apotheker das Gesicht zu einem breiten Lächeln.
    »Gibt es da etwas zu lachen«, fragte sie etwas angesäuert.
    »Nein, ich bin nur sehr erleichtert. Als Peppinella zu mir in die Apotheke kam und sagte, daß Sie mich dringend zu sehen wünschten, war meine erste Sorge, Sie könnten von neuem erkrankt sein. Zum Glück handelt es sich um etwas anderes.«
    »Ich habe niemanden, den ich um Rat fragen kann«, sagte sie nach dieser Erklärung. »Ich könnte mich an Baron Uccello wenden, doch der hat immer zu sehr Partei für meinen Vater ergriffen. Deshalb bitte ich Sie um Rat in der Sache, Sie scheinen mir ein aufrichtiger Mann zu sein.«
    »Das ist nicht einfach«, sagte der Apotheker. »Auf der einen Seite hat Padre Macaluso ja nicht unrecht. In den Augen der Leute, meine ich.«
    »Wenn ich meine Entscheidungen nach dem treffen wollte, was die Leute denken, wären Sie jetzt nicht hier, um Ihre Zeit zu vergeuden.«
    »Richtig.«
    »Bevor Sie mir aber Ihre persönliche Meinung sagen, möchte ich von Ihnen wissen, wie sich die Dinge zugetragen haben. Erstens: Sie wurden von dem Verstorbenen gerufen, um der Frau des Landhüters Beistand zu leisten. Wie verhielt sich mein Vater? Stellen Sie sich vor, Sie müßten jetzt dem Kommissar und nicht mir Rede und Antwort stehen.«
    »Er verhielt sich so, als wäre er der leibliche Vater«, sagte Fofò, und in seinen Worten lag nicht der geringste Zweifel. »Außerdem war da noch die Sache mit der Aufteilung des Gutshauses. Der Landwirt schlief nicht mehr im selben Zimmer wie seine Frau.«
    »Also schlief mein Vater in ihrem Bett?«
    »Nein, das ist es ja. Sie schliefen jeder in einem anderen Zimmer.«
    »Zweitens: Wie behandelten die beiden meinen Vater?«
    »Um ganz ehrlich zu sein: Das Ehepaar hatte ihn ins Herz geschlossen.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Ntontò und stand auf. Als der Apotheker ihr die Hand küßte, sagte sie in vorwurfsvollem Ton: »Aber einen Rat haben Sie mir nicht erteilt.«
    »Weil mir noch nie danach war, jemandem zu raten. Ich kann nur für mich sprechen.«
    »Dann sprechen Sie so, als wäre der Marchese Ihr Vater.«
    »Wenn mein Vater auch nur mündlich, nicht einmal schriftlich, hinterlassen hätte, daß alle seine Güter an den übergehen, den er bestimmt hat, und ich arm und verlassen zurückbleiben sollte, hätte ich keinen Finger gegen seinen Willen gerührt. Aber ich spreche für mich.«
    »Danke«, schloß Ntontò.
     
    Ntontò brauchte keine zwei Tage Bedenkzeit: Noch am Abend des Gesprächs mit Fofò La Matina schickte sie Peppinella mit einer schriftlichen Botschaft zu Frau Colajanni. Das Schreiben bestand nur aus wenigen Zeilen und zeugte gerade deshalb von einer klaren Entscheidung. Ntontò schrieb, daß sie niemals Dokumente zu unterzeichnen gedenke, die dem Willen ihres Vaters zuwiderliefen, und daß sie die Sache damit für erledigt betrachte. Vor lauter Wut beförderte Padre Macaluso das Meßbuch mit einem Tritt in die Ecke. Die Nachricht war sofort in aller Munde und galt nach der Sache mit dem schwarz bepinselten Hinterteil als neuerlicher Beweis dafür, daß die Marchesina wirklich nicht mehr richtig tickte. Es gab nur eine Stimme, die aus dem Chor heraus tönte. Ntontò erhielt einen Riesenstrauß Rosen mit einem Kärtchen, auf dem stand: »Der wahren Tochter ihres Vaters«. Unterzeichnet mit »Zizì«, so hatte Ntontò, als sie klein war, den Baron Uccello immer genannt. Sie bedankte sich bei Zizì und lud ihn ein, sie, wann immer es ihm genehm sei, im Palazzo aufzusuchen.
    Zizì ließ sich nicht lange bitten und saß schon am

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