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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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fiel noch was anderes ein, und mit einem Blick zu Gussie beugte er sich über den Tresen und senkte die Stimme: „Guter Platz zum Vögeln, denke ich. Keine neugierigen Nachbarn.“
    Art grinste und sagte dann entschieden: „Nie und nimmer.“
    Billy Dee ruderte zurück. „Nicht mal Ehefrauen?“
    „Besonders keine Ehefrauen“, sagte Ken mit sanfter Stimme.
    Billy Dee hielt inne, und sein Lachen war tief und weich. Er glaubte ihnen nicht. Drei Männer in den späten Dreißigern, frühen Vierzigern vielleicht. Die hatten doch Eier? Und Schwänze dazu? Heilige Scheiße, sie würden sich ein Trio von Weibern da oben halten und sich jede Nacht fast zu Tode ficken. Wären keine Männer, wenn sie’s nicht täten. Aber er konnte es ihnen nicht übel nehmen, wenn sie’s nicht zugeben wollten. Würde er selber auch nicht tun.
    Und das Saufen nicht zu vergessen. Total besoffen von Sonnenuntergang an, könnte er wetten. Er stellte sich alles vor, die Jagd, den Whisky, die Frauen, heißes, nacktes, dampfendes Fleisch in einer alkoholgeschwängerten Hütte, meilenweit weg von irgendwo, und zum ersten Mal seit Monaten regte sich etwas unter den Fettwülsten seines Bauches. Scheiße noch mal, manche Kerle kriegen einfach alles.
    Er servierte die Pfannkuchen und die Eier und wischte sich mit der Schürze den Schweiß von der Stirn. „Wo kommt ihr Leute denn her?“
    „Port Huron“, antwortete Greg.
    Na, das war jetzt aber ‘ne fette Lüge, dachte Billy Dee. In der Rotary-Club-Zeitschrift hatte gestanden, dass der große Typ aus Ann Arbor kam. Aber es war eine schlaue Lüge. Die Entfernung von Port Huron nach Flint war ungefähr gleich. Aber warum mussten sie überhaupt lügen? Vorsicht, vermutete er. Wenn du deine Frau betrügst und kein kompletter Idiot bist, dann verwischst du jede nur denkbare Spur, und sei es nur ein Diner am Straßenrand.
    „Nun ja“, sagte er zusammenfassend, „ist bestimmt in Ordnung, nehme ich an, bis auf die Kinder. Die werden alle schreien, dass sie mitkommen wollen, sobald sie können.“ Er grinste Art arglos an. „Wie alt sind sie jetzt?“
    „Die Älteste ist sechzehn, die beiden anderen über zehn“, sagte Art. Er deutete auf Ken: „Er hat vier, der Älteste ist fünfzehn.“
    „Außerdem sind sie während der Jagdsaison in der Schule“, fügte Ken hinzu.
    Art hatte das letzte Wort: „Vielleicht, wenn sie mit dem College fertig sind. Vielleicht.“
    Ja, dachte Billy Dee, in zehn Jahren, wenn du nur noch halb so viel Saft hast wie jetzt oder deine Alte sich endlich doch noch auf die Hinterbeine stellt, und selbst wenn du ihn nachts auch noch hochkriegst, alles was dir übrigbleibt, ist, den guten alten Tagen nachzutrauern. Innerlich musste er lachen. Sicher, sie hatten Glück, aber auf seine Art war er glücklicher. Du kannst schließlich nicht vermissen, was du nie gehabt hast.
    Trotzdem, als sie gingen und sich in den Ford zwängten, ihre roten Jagdmützen Farbflecken gegen das Grau des Rauchs und der Fabriken gegenüber, fühlte er einen Stich. Er drehte sich zum Tresen um und knurrte Gussie an: „Los jetzt, du Mondkalb, du hast dein billiges Vergnügen gehabt für diese Woche, beweg deinen Arsch.“
    „Fick dich“, sagte sie. Es war das erste Mal, dass sie an diesem Tag etwas sagte.
    Im Ford sagte Ken: „Nächstes Jahr gehen wir woanders hin.“
    „Ja“, sagte Art, „er ist neugierig.“
    „Nun, wir haben’s ihm nicht gerade schriftlich gegeben, oder?“, fragte Greg.
    „Trotzdem“, sagte Ken.
    Und Greg sagte: „Meine Fresse, dieses Mondkalb, oder wie er sie nannte.“ Er streckte seinen riesigen Körper, der den Vordersitz neben Ken ganz ausfüllte, und sortierte sich in der Hose.
    Art lachte. „Du hättest ihr mit deinem Prügel winken sollen, Anderson. Dann hätten wir vielleicht mehr als nur Kaffee bekommen.“
    Ken lachte mit. Gregs pferdeartige Übergröße war immer wieder Anlass zu Späßen. Dann drehte sich Art zur hinteren Ladefläche um. Er kramte in seinem Rucksack und brachte eine kleine Flasche Jack Daniel’s Bourbon zum Vorschein.
    „Wer ist bereit?“
    Greg grinste. „Jetzt oder nie.“ Er langte nach der Flasche und nahm einen kräftigen Schluck. Ken lehnte ab. Art streckte sich auf dem Rücksitz aus und mit einem langen Schluck machte er dem Rest der Flasche den Garaus.
    „Oh, Mann … “
    Der Gegenverkehr wurde jetzt stärker. Einkäufer vom Land und aus den Vorstädten fuhren Richtung Detroit, Geschäftsleute mit Vormittagsterminen.

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