Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
Vom Netzwerk:
dem Huron-See, der Michigans südliche Halbinsel von ihrem nördlichen Teil trennt.
    „Sicher.“
    „Ich habe noch nie die Brücke gesehen.“ Aber sie hatte sie sich vorgestellt. Ein riesiger Bogen, der zwei bewaldete Landteile miteinander verbindet, eine fadenförmige Stahl- und Betonmasse, unglaublich hoch über dem Wasser.
    Sie stand auf und blickte hinunter auf die belebte Straße. „Das würde mir Spaß machen.“ „Wenn du willst, fahren wir gleich bis zur Grenze“, sagte Martin. „Nach Sault Sainte Marie. Oder sogar nach Kanada. Hast du schon mal den Oberen See gesehen?“
    „Nein.“
    Er wischte sich Kaffee vom Mund und rückte näher an sie heran. „Duschen wir, hm?“
    „Aber Marty, ich habe dir doch gesagt, ich habe schon geduscht.“
    „Ach, komm schon.“ Er langte nach ihrem Reißverschluss und öffnete ihn. Seine Beine wurden plötzlich schwach, sein Kopf schwindlig. Erregung.
    „Bitte, Martin.“
    Er küsste sie, schob das Kleid von ihren Schultern und zog am Träger ihres BHs. „Musst du eigentlich diese verdammte Rüstung tragen? Alle anderen haben sie schon aufgegeben.“ Er befreite eine ihrer Brüste und fing an sie zu küssen. Sie stieß seinen Kopf weg und bedeckte sich wieder, während sie zurückwich.
    „Martin … “
    „Was ist los?“
    „Es ist mitten am Morgen.“
    „Na und, wir müssen das Zimmer nicht vor Nachmittag räumen.“
    „Aber wie sollen wir nach Sault Sainte Marie kommen, wenn wir so spät losfahren?“
    „Das schaffen wir schon.“
    „Bitte, Marty, ich will es nicht.“ Sie zog ihr Kleid wieder hinauf. „Nicht jetzt, bitte.“
    Er trat zurück, gekränkt und sauer.
    „Es tut mir leid“, sagte sie. „Ich … ich fühle mich jetzt im Augenblick nicht danach. Ich war eben noch bei den Kindern, und …“ Hilflos brach sie ab. „Ich meine, können wir nicht bis heute Nacht warten?“
    Eddie hatte sie noch am Morgen genommen und sie konnte jetzt den Gedanken an einen Mann nicht ertragen. Nicht einmal den an Martin.
    „Sicher“, sagte Martin verbittert. „Ich dachte nur, dass du mich vielleicht auch willst. Es ist über einen Monat her. Ich meine, es ist nichts Abnormales, wenn eine Frau einen Kerl auch begehrt, oder? Dachte, bei dir wär’ es so.“
    Schmollend schlich er ins Badezimmer, und eine Minute später lief Wasser ins Waschbecken. Nancy hörte ihr Blut in den Ohren pochen und fühlte sich nutzlos und schuldig. Aber warum mussten sie auch bei jedem Treffen, sobald sie allein waren, nach wenigen Minuten schon miteinander schlafen. Sofort. Jedes Mal das Gleiche. Ausziehen und so tun, als wollte man baden oder duschen, das war die Ausrede, damit es weniger offensichtlich war, so hoffte er, sie zu erregen und rumzukriegen, so kam er um ein Nein herum, bevor sie es aussprechen konnte. Und dann ab ins Bett.
    Sie wusste, warum, zumindest dachte sie, dass sie es wusste. Dieses elende, deprimierende Warum, das jede Frau sich immer wieder fragt. Es zu wissen, machte das hässliche Zimmer noch hässlicher und die Straße unten grau und abscheulich und die Leute auf der Straße bedrohlich. Sie hatte sich von Eddie und den Kindern verabschiedet und war die Straße hinuntergeeilt, in Richtung Morgengrauen, erregt, mit fliegenden Schritten. Die Erregung, sich davonzuschleichen, untreu zu sein und Martin zu treffen. Und dann machte Martin alles irgendwie kaputt, mit dem Warum, das in ihr auftauchte, wenn er sie begehrte.
    Denn sie brauchte ihn nicht aus demselben Grund. Das letzte Mal, als sie miteinander weg gewesen waren, hatte sie es gespürt, vielleicht auch nur eingebildet. Diesmal war sie sicher.
    Oder? Wollte er wirklich sie, Nancy, und nicht bloß eine Frau, irgendeine Frau? Plötzlich das Gefühl von Hoffnung. Ein Möbeltransporter war die Straße hinuntergepoltert, den Namen der Umzugsfirma in riesigen roten und goldenen Buchstaben auf weißem Grund. Jemand fängt ein neues Leben an. Eines Tages würden sie und Martin vielleicht auch umziehen. Martin war nicht Eddie. Er war Martin. Sein Verlangen nach ihr musste bleiben. Nicht nur wegen Jean. War nicht die Tatsache, dass ein Mann mit einer Frau schlief, auch ein Liebesbeweis und nicht nur das Bedürfnis nach Erleichterung? Das hatte sie irgendwo gelesen. Zumindest bei den meisten Männern war es so. Bei Eddie allerdings nicht. Eddie benutzte sie einfach und schlief dann ein. Und das nur, wenn er betrunken war. Oder frühmorgens.
    In der Finsternis ihrer Gedanken ging eine Tür auf, und ein

Weitere Kostenlose Bücher