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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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Stadteinwärts wälzte sich eine sintflutartige Wagenkolonne, während die Fahrspuren stadtauswärts fast leer waren.
    „Arme Schweine“, sagte Ken.
    Greg lachte. „Zur Hölle mit ihnen!“ Ken drückte auf die Hupe, um einen anderen Wagen zu überholen. Art fing auf seinem Rücksitz an zu singen. Greg fiel ein. Der Bourbon wärmte ihn, und er fühlte sich entspannt und froh. Wieder war ein Jahr vergangen, wieder lagen zwei Wochen voll verdammt gutem Spaß vor ihnen, die beste Jagd überhaupt und keine lästigen Verpflichtungen. Herrgottnochmal, das Leben war doch wunderbar!

4
    Neun Uhr.
    Der Flughafen von Kent County in Grand Rapids war überfüllt. Ein Flug aus Omaha war in fünf Minuten fällig, und Verwandte und Freunde warteten auf seine Ankunft. Eine 727 aus Bismarck, North Dakota war gerade vor zehn Minuten gelan det, ebenso eine Tri-Star aus dem benachbarten Des Moines, und die Passagiere beider Flüge strömten schon in die Ankunftshalle.
    Martin Clement streckte sich, um nach Nancy Ausschau zu halten. Er war schlank und nicht sehr groß; einige der Männer, die auf den Flug warteten, waren aus dem Mittleren Westen, mit entsprechendem Format, einen Meter neunzig und größer. Von oben hallte das unverständliche Echo der Lautsprecher; draußen dröhnten die Düsenmotoren eines Flugzeugs, das in Parkposition fuhr. Martin war nervös, er sah niemanden, den er kannte. Aber konnte er sicher sein? Die Chance war sehr gering, aber konnte er wirklich hundertprozentig sicher sein?
    Dann war Nancy plötzlich neben ihm, an seinem Ellbogen, blass und abgespannt und irgendwie weniger attraktiv, als er sie in Erinnerung hatte. War es ihr farbloses, weder blondes noch brünettes Haar, das sie lehrerinnenhaft im Nacken zu einem Knoten geschlungen hatte? Oder war es vielleicht ihr Mantel? Mit dem von Jean verglichen, sah er so billig aus, und gleichzeitig wirkten ihre farblich abgestimmten Schuhe und Handtasche overdressed. Er küsste sie auf die Wange und duckte sich ängstlich und taktvoll, als sie sich an ihn presste und ihm ihren Mund bot. Er nahm ihre kleine Reisetasche.
    „Ist das alles?“
    Sie lächelte. „Ich bin ja nur übers Wochenende bei Mutter.“
    „Sie hat sich noch kein Telefon legen lassen?“
    Sie lächelte über seine Ängstlichkeit. „Natürlich nicht. Mach dir keine Sorgen.“
    Wusste sie, wie unwohl er sich fühlte? Er versuchte, ein lockeres Gesicht zu machen, und riskierte es, sie richtig zu küssen, und war dann entsetzt, als sie lachte und glücklich sein Gesicht berührte. Wenn es jetzt doch jemand gesehen hatte.
    „Komm“, sagte er, „wir können im Hotel Kaffee trinken.“
    „In welchem Hotel?“
    „In dem ich übernachtet habe. Es gab keinen frühen Flug, deswegen bin ich schon gestern angekommen.“
    „Können wir nicht hier Kaffee trinken?“
    „Ich habe noch nicht ausgecheckt.“
    Er schob sie in Richtung Hauptausgang und wünschte sich, sie wäre hübscher und mehr die Sorte Frau, von der man sich vorstellt, dass Männer mit ihnen ein Wochenende verbringen. Er war leicht verlegen, als wüsste oder dächte jeder, an dem sie vorbeigingen, dass er es nicht zu was Besserem bringen konnte. „Keine Sorge“, sagte er, „ich habe uns als Ehepaar eintragen lassen.“
    „Aber sie werden wissen, dass ich letzte Nacht nicht da war.“
    „Wer?“
    „Ich weiß nicht. Der Zimmerkellner.“
    Martin lachte. „Es ist ein Riesenhotel. Sie haben hunderte von Zimmerkellnern. Und wenn schon, dein Flug hat sich eben verzögert. Ist das ein Verbrechen?“
    Auf dem Parkplatz stiegen sie in den Wagen, den er gemietet hatte, und auf dem Weg in die Stadt frage er: „Wie geht’s den Kindern?“
    „Misty hat Schnupfen. Und deinen?“
    „Sind o.k., glaube ich.“
    Sie hielt inne, da sie wusste, dass sie nicht fragen sollte, konnte aber ihre Neugier nicht zügeln. „Was hast du ihr erzählt?“
    „Wem? Jean?“
    „Ja.“
    „Geschäftsreise.“ Er schwieg einen Moment lang. Darüber zu sprechen, wie er seine Frau betrog, war für ihn irgendwie noch unangenehmer als seine Untreue selbst. Wenn er fort von ihr war, fühlte er sich immer schuldig, hatte Angst vor ihr, als könnte sie jeden Augenblick alles herausbekommen. Bei ihr, in der Nähe ihrer kalten, zänkischen Dominanz und Zurückweisung, konnte er es nicht erwarten wegzukommen. Nacht für Nacht lag er wach und vögelte im Geist jede hübsche Frau, die ihm am Vortag über den Weg gelaufen war.
    „Ich werde von der Bank gedeckt“, sagte

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