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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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er.
    „Die Bank?“ Nancys Augen wurden groß.
    Er nickte. „Mein Boss, jawohl.“
    „Meine Güte!“
    „Ich hab’ ihm eine Geschichte erzählt, von Jeans Schwester, die krank sei, aber nicht wolle, dass Jean es erfährt. Wenn sie also anrufen sollte, wird er ihr sagen, ich sei auf Geschäftsreise, was ich ihr auch gesagt habe.“
    „Aber Martin, er weiß doch, dass die Geschichte nicht stimmt. Wie konntest du so was mit ihm ausmachen?“
    Er grinste. „Er weiß, dass ich von seiner Freundin weiß.“ Dann wünschte er sich, er hätte nichts gesagt. Nancys Gesicht verfinsterte sich. Vielleicht hatte er das Ganze etwas schmutzig wirken lassen. „Jedenfalls haben wir ein paar schöne Tage vor uns“, fügte er schnell hinzu. Und nahm ihre Hand.
    Beruhigt legte sie ihren Kopf an seine Schulter. Im Schutze des Wagens, umgeben von einer Mauer anonymen Straßenverkehrs, fühlte er sich sicher. Sein Herz klopfte und er begehrte sie. Er legte seine Hand auf ihren Schenkel und erinnerte sich an das letzte Mal, als er mit ihr zusammen gewesen war. Das Mädchen, das er vor zwei Wochen in Detroit bezahlt hatte, war eine Ausnahme gewesen und zählte nicht richtig. Sie zählten nie richtig, wenn sie sich nicht ganz ausziehen wollten. Jean hatte er seit mehr als achtzehn Monaten nicht mehr berühren dürfen.
    Als Martin am Tresen seinen Schlüssel verlangte, war der Hotelportier der gleiche wie am Morgen und starrte Nancy perplex an. Nur für einen Augenblick, aber dennoch ein Anstarren, eindeutig. Martin hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, und die Worte purzelten heraus, alle falsch. Er merkte es in dem Moment, als er den Mund öffnete. „Ja, jetzt ist sie endlich angekommen. Ein Neun-Uhr-Abend-Flug und jetzt erst kommt sie an. Was sagt man dazu.“
    Ein schwaches, wissendes Lächeln des Portiers. Der Schlüssel klirrte, als er ohne eine Spur von Höflichkeit auf den Tresen geknallt wurde. Nancy zerrte an Martins Ärmel, verlegen, bemüht, ihn von dort wegzubekommen. Jeder musste wissen, dass sie nicht verheiratet waren. Eine Ehefrau ging nicht um zehn Uhr morgens in das Zimmer ihres Mannes. Egal, was man darum für eine Geschichte erfindet. Wohl aber jemand, den man gerade aufgelesen hat.
    Im Fahrstuhl waren sie allein und sie murmelte: „Wie heißt du?“
    „Turner.“ Martin fühlte Schweiß von den Achselhöhlen seine Rippen hinunterrinnen. Es war vorbei. Sie waren in Sicherheit. Zumindest vorläufig. Bis sie das nächste Mal eincheckten. Er grinste, legte den Arm um ihre Schulter und küsste sie. „Jetzt frühstücken wir erstmal. Vielleicht möchtest du duschen. Ich hab’ mich noch nicht rasiert oder sonst was, bloß aufgestanden und im Schweinsgalopp zum Flughafen.“
    „Ich habe geduscht, bevor ich aufgebrochen bin heute früh.“
    „Nun, du könntest ohne weiteres ein zweites Mal duschen.“ Er zwang sich zu lachen und wusste plötzlich, dass sie sich ihm widersetzte. Aber warum? Wozu war sie dann hergekommen? Er schaute wieder verstohlen auf ihre Kleider. Verdammt, sie sah so provinziell aus. Warum konnte sie nicht was Lockeres tragen, was Sportliches zum Beispiel.
    Als könnte sie seine Gedanken lesen, sagte sie: „Ich habe mich für die Reise zurechtgemacht. Um Eddie zu täuschen.
    Ich habe sportliche Kleidung im Koffer. Wohin fahren wir?“
    „Weiß nicht. In den Norden, irgendwohin. Aufs Land“, sagte Martin erleichtert.
    Sie lächelte schüchtern, als sie ausstiegen.
    Während sie auf den Kaffee warteten, hielt sie eine gewisse Distanz zwischen ihnen, indem sie das Zimmer erforschte und Blödsinn redete. Es war ein farbloser Raum, der Bettvorleger leicht abgenutzt, gewöhnliche Möbel und ein leichter Schweißgeruch in der Luft.
    „Was hast du gestern Abend gemacht?“
    „Nicht viel.“
    „Aber du musst doch irgendwas getan haben.“
    „Hab’ einen Drink an der Bar genommen. Einen Film geguckt.“
    „Was für einen Film?“
    „Keine Ahnung. Einen Western. Sie sind alle gleich.“
    Er hatte einen Sexfilm gesehen. Zweimal. Hatte ein paar Sachen gelernt. Am Anfang würde er nichts überstürzen, aber nach einem Tag oder so würde er sie dazu kriegen, was Neues zu versuchen. Verdammt, wenn Frauen es mit Typen vor der Kamera tun, damit es alle im Kino sehen können, dann könnte sie es doch wohl mit ihm privat tun.
    Als der Kellner ihnen das Tablett brachte, fragte Nancy: „Können wir gleich zu den Straits fahren?“ Sie meinte den Mackinac, den engen Wasserweg zwischen dem Michigan- und

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