Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
Vom Netzwerk:
Lichtstrahl drang herein, unerwartet fröhlich und glücklich. Und der Spalt wurde größer, als wenn jemand die Tür sogar noch weiter aufgestoßen hätte. Die Straße unten wirkte plötzlich hell und sorglos, das Menschengedränge freundlich. Und sie war noch jung und attraktiv, und Martin rasierte sich und war nett und geduldig und bedrängte sie nicht. Sie hatte enge Jeans mitgebracht, weil sie wusste, dass er das mochte, und ein paar weite Pullover. Die Art Sachen, die selbst die feinen Mädchen in der Vogue trugen, wenn sie am Wochenende mit einem Mann wegfuhren. Ihren Büstenhalter würde sie in einer Schublade im Hotel zurücklassen und mit ihm ihre Hemmun gen.
    Bei dem Gedanken musste sie kichern. In Sekundenschnelle war sie ausgezogen. Ein kurzer Blick in den Spiegel. Ein Blitzen weißen Fleisches und dunkel umschatteter Augen. Sie war nicht mehr jung. Sie war dreißig, aber sie war noch in Ordnung. Oh, zum Teufel mit Eddie und seinem Atem und seinem nach Bier stinkenden Schweiß, und dem klebrigen, selbstsüchtigen Gewicht seines Körpers. Bring mich fort von ihm, Martin. Für immer. Bring mich fort.
    Sie ging ins Badezimmer und stellte sich in die Tür, streckte sich ein wenig, auf den Fußballen stehend, um besonders hochgewachsen auszusehen, und mit einem Arm am Türpfosten, so wie sie nackte Frauen in den Männermagazinen posieren gesehen hatte. Martin erblickte sie im Spiegel und drehte sich langsam um.
    „Na …“ Er lächelte dümmlich, völlig überrascht, mit offenem Mund, unfähig, seine Augen unter Kontrolle zu halten.
    Sie lächelte zurück, erfreut, und ging und drehte die Dusche auf.
    „Ich bin gleich bei dir“, sagte er. „Keine Angst. Ich bin gleich da.“

5
    Etwa um sechs Uhr abends fuhr Ken mit seinem Ford-Kombi ein neues Motel, wenige Meilen hinter der Mackinac-Brücke an, von wo aus man die Mackinac-Insel und im Südosten den Huron-See sehen konnte. Im Westen war der Michigan-See, und fünfzig Meilen nördlich, jenseits der oberen Halbinsel, lagen die wilden Ufer des Oberen Sees. Sie waren nur dreiundsechzig Meilen von Sault Sainte Marie und Kanada entfernt. Es war eine klare, sternenhelle Nacht. Die frostige Luft kündigte das Ende des Herbstes und den Beginn des Winters an. Morgen würde der Boden weiß von Reif und gefroren sein.
    Das Motel war modern und angenehm und ziemlich voll für die Jahreszeit. Eine Menge Jäger von der vorangegangenen Bären-Saison waren dort. Es gab eine Cocktail-Lounge mit einem Schwarzen, der gar nicht mal schlecht Klavier spielte, und einen heimeligen Speisesaal, wo sauber geschorene Jugendliche leicht tollpatschig bedienten, scharf beäugt von einer grauhaarigen Wirtin mittleren Alters. Jedes Zimmer verfügte über Fernseher, Minibar und eine eigene, verschließbare Garage mit direktem Zugang. Aufgrund dieser Tatsache war, besonders wichtig, jedes Zimmer vom anderen isoliert. Man konnte so viel Lärm machen, wie man wollte.
    Das überlegte Ken, als Art Mädchen vorschlug. Das einzige, was sie nicht wollten, war aufzufallen. Grundsätzlich waren sie zum Jagen hier, nicht zum Brunften. Nun, wenn die Mädchen recht bald nach dem Dinner kämen, während die meisten Gäste in der Lounge waren, und wenn sie spät weggingen, dann hätten sie gute Chancen, unbemerkt zu bleiben.
    Sie hatten ein Appartement, ein Schlafzimmer mit zwei Betten, ein Wohnzimmer mit einem ausklappbaren Schlafsofa. Ken nahm das Telefon von der Glasplatte des Cocktailtisches, drückte ein paar Tasten und wartete. Für zwanzig Dollar hatte es die gewünschte Telefonnummer von einem Barkeeper gegeben, als sie gleich nach dem Einchecken einen Drink genommen und er sich vergewissert hatte, dass sie keine Bullen waren.
    Das Telefon summte, und eine Mädchenstimme in Sault Sainte Marie antwortete. Eine junge Stimme. Ken tippte auf achtzehn oder jünger und fühlte die gute alte Erregung.
    „Sandy?“
    „Ja?“, klang es ein wenig vorsichtig.
    „Ich bin im Trilake mit zwei Kumpels. Zimmer 28.“
    Noch etwas vorsichtiger fragte sie: „Von wem haben Sie mei ne Nummer?“
    „Der Barkeeper. Der mit dem mexikanischen Schnurrbart und dem Bauch.“
    „Ihr wollt Bridge spielen?“ Eindeutige Feststellung. Es war ein Code.
    Ken spielte mit, so wie es der Barkeeper ihm gesagt hatte, er hatte Spaß am kindlich-weichen Klang ihrer Stimme. „Genau“, sagte er. Er stellte sie sich vor: brünett, schlank, mit vollen Lippen und langem Haar und kleinen, hohen, harten Brüsten. Und der Barkeeper

Weitere Kostenlose Bücher