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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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Richter auf.
    „Hey.“ Das kam von Martin, der sich im Bett aufgesetzt hatte. Tageslicht kam herein und füllte das Zimmer mit Grau. „Was machst du da drüben?“
    Sie ging zu ihm. „Hallo.“
    Als er seine Arme um sie legte, roch er nach Schlaf und der Liebe von letzter Nacht. Sie wollte nicht, aber sie widersetzte sich ihm nicht, sie spielte einfach Theater. Und sie duschte ein zweites Mal mit ihm zusammen, sie ließen sich Frühstück aufs Zimmer bringen und machten Pläne für den Tag.
    „Lass uns nach Kanada fahren. Bitte.“
    „Kanada?“
    Sie hörte das Zögern in seiner Stimme. Gestern Nacht hatte er ja gesagt. Aber gestern Nacht hatte er getrunken.
    „Ich war noch nie da.“
    „Na, ich hab’ ja nicht nein gesagt.“
    Sein Widerstand wuchs. Sein Lächeln war falsch. Er wusste, was sie mit Kanada meinte und hatte Schiss.
    „Oh, Martin, tun wir es doch. Jetzt. Hören wir auf, drüber zu reden und tun es.“
    „Nancy, das ist nicht so einfach.“
    „Aber ja doch. Na gut, die Kinder hätten vielleicht einen schwierigen Monat, vielleicht auch ein paar Monate. Aber dann würden sich alle beruhigen und sich daran gewöhnen. Eddie wird schon eine andere finden, und Jean wird es schon schaffen, da mach dir mal keine Sorgen.“ Ihre Stimme fing an, bitter zu klingen. „Sie wird es ganz hervorragend schaffen.“
    Er saß am Bettrand wie ein kleiner Junge, der bestraft wird, halb angezogen und rieb sich nervös die Hände.
    Sie drängte weiter. „Ich meine, was ist schon so besonderes daran? Fast jeder lässt sich heute scheiden. Drei von vier Ehen.“
    Er platzte heraus: „Sie würde es an den Kindern auslassen. Du kennst sie nicht. Sie ist nicht wie andere Frauen. Sie würde die armen Kids umbringen.“
    „Aber siehst du denn nicht, dass sie will dass du genau das denkst? Marty?“
    Keine Antwort. Sie setzte sich neben ihn, schüttelte ihn verzweifelt. „Martin, was ist mit mir? Mit uns?“
    Er antwortete nicht. Sie fühlte sich wie tot und ging zum Frisiertisch, bürstete ihr Haar und dann gab sie auf. „Du willst sie nicht wirklich verlassen, oder? Nicht wirklich!“
    „Aber hallo.“
    Aber seine Stimme verriet ihn. Sie enthielt eine Spur Erleichterung, weil er wusste, dass sie nachgegeben hatte und, zumindest im Augenblick, nicht weiter darauf bestehen würde. Jetzt konnte er es sich leisten zu leugnen.
    Sie stach noch mal zu. Das war ihr gutes Recht. „Da liegt das wahre Problem. Wenn du wirklich wolltest, würdest du es tun.“
    Schweigen. Dann wandte er sich ihr zu, sorglos in seiner neu gewonnenen Sicherheit. „Nancy, hör mir zu. Jedes Ding braucht seine Zeit. Wir können nicht bloß davonlaufen — einfach so. Jean würde alles, was ich habe, an sich reißen, und man braucht Zeit und eine verdammte Menge Geld, um das alles noch mal aufzubauen. Das weißt du. Wahrscheinlich würde ich meinen Job verlieren. So sind die Banken. Wenn sie denken, du bist unmoralisch, dann wollen sie dich nicht, weil das bedeutet, dass du labil bist. Und was würden ihre Kunden denken?“ Er überlegte und fuhr fort: „Eddie wäre im Recht und nicht du. Du würdest also nichts bekommen. Nicht mal die Kinder.“
    Sie starrte ins Leere. Nach einiger Zeit kam er herüber zu ihr, hockte sich vor sie hin und nahm ihre Hände. „Nancy, lass uns nicht streiten. Nicht jetzt, bitte.“
    Stumpf sagte sie: „Martin, ich möchte dich was fragen.“
    „Ja, frag mich.“
    Es war etwas, das sie wissen musste, und sie hatte ein Recht, es zu wissen. Gab es irgendeine Hoffnung? Sie sah ihm fest in die Augen: „Liebst du mich?“
    Sie wartete, schaute, versuchte in seinen Augen zu lesen, ob er auswich. Seine Hand hielt ihre fest. „Das weißt du doch.“ Seine Stimme war warm.
    Er liebt mich, dachte sie. Ich bin alles, was er hat. Auf seine eigene, feige Art liebt er mich. Und vielleicht genug, um Jean irgendwann zu verlassen. Aber nicht jetzt. Sie hatte also wieder ihren Hoffnungsschimmer. Dieselbe Art Hoffnung, die sie früher, vor dem Morgengrauen, flüchtig empfunden hatte. Hoffnung würde ihr Zeit geben. Und die Zeit würde ihr die Möglichkeit geben, ihn fester und fester an sich zu binden, so wie Jean ihn band.
    Sie hielt sein Gesicht und küsste sanft seine Lippen. „Können wir nicht trotzdem nach Kanada fahren?“
    „Sicher.“ Er hob die Schultern und lächelte, und sie sah in ihm nicht den dünnen, ausgemergelten Mann, sondern eins ihrer Kinder.
    Sie küsste ihn noch mal, und dann packten sie, luden ihre

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