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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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Taschen in den Wagen und fuhren los. Bei der Abfahrt sah sie noch kurz die drei Männer ihren Kombi aus der Garage holen, ihre Jagdhemden grelle frühmorgendliche Farbkleckse. Sie erinnerte sich an die jungen Mädchen und an ihren Ekel. Etwas, das sie unterdrückt hatte, das sie sogar vor sich versteckt hatte, als sie unter der Dusche abzuwaschen versuchte, was sie gesehen hatte, kam jetzt an die Oberfläche. Für einen ganz kurzen Augenblick zeigte es sich ihr kristallklar. Sie dachte an die drei Männer und die drei Kinderhuren, alle zusammen im gleichen Zimmer, nackt, fickend, die Mädchen taten voreinander und vor den Männern, was Nutten immer tun, dieser Gedanke an sich hatte in ihr keinen derartigen Ekel hervorgerufen. Was sie angeekelt hatte, war, dass sie einen Moment lang selbst davon erregt gewesen war und sich verzweifelt gewünscht hatte, mit dabei gewesen zu sein.

7
    In stark bewaldetem Gebiet ein Feuer zu machen, ist ein fast todsicherer Hinweis auf deinen Standort. Sollte irgendjemand, ein Ranger, einer von der Feuerwache, ein zufälliger Camper oder Jäger, sogar ein vorbeifliegendes Flugzeug, zufällig von irgendeinem Punkt in deine Richtung blicken, würden sie höchstwahrscheinlich sofort auf deine Anwesenheit schließen, denn nur wenige verfügen über ausreichend Wissen oder Geschicklichkeit, ein Feuer anzuzünden, von dem lediglich eine farblose Säule heißer Luft aufsteigt, die keine dieser winzigen, aber verräterischen Partikeln kohlehaltigen Materials aufweist, das allgemein unter der Bezeichnung Rauch bekannt ist.
    Daher muss man das Feuer nachts machen. Das aber bringt ein anderes Problem mit sich: das Glühen der Kohle oder das Flackern der Flammen, denn selbst das kleinste Feuer erzeugt irgendeine Art von Licht.
    Deshalb war er letzte Nacht sehr vorsichtig gewesen. Er hatte sich seiner Beute noch nicht genähert. Seine Beute war noch unschuldig weit weg. Er wollte auf jeden Fall jegliches mögliche Zusammentreffen mit irgendjemandem vermeiden, der sich eines Tages unter völlig unvorhergesehenen Umständen an ihn erinnern und dann zwei und zwei zusammenzählen könnte. Er riskierte nichts.
    Er hatte sein Aluminium-Kanu ganz aus dem Wasser gezogen und es sorgsam mit welken Blättern und Zweigen abgedeckt, so sorgsam, dass selbst ein erfahrener Förster am helllichten Tag darüber gestolpert wäre. Er hatte die Spuren an dem überhängenden Gebüsch am Ufer beseitigt und sich etwa hundert Yards in den dichten Wald zurückgezogen, bis er eine felsige Stelle fand, die etwas höher als das umliegende Gelände war und eine tellerartige Vertiefung aufwies, sodass ein Feuer von unten aus nicht gesehen werden konnte. Um absolut sicherzugehen, bedeckte er die Feuerstelle mit einem großen flachen Stein, der von drei anderen, ähnlichen Steinen getragen wurde, die rundum eine spaltlose Mauer bildeten. Die vierte, offene Seite wies auf eine große Esche, und er hatte vor, beim Kochen mit dem Rücken an diesem Baum zu lehnen.
    Er wusste exakt, wo er sich befand. Er kannte jeden Baum, jeden Busch und jeden Fels. Letztes Jahr war er hergekommen, hatte die Stelle bei Tageslicht untersucht und eine genaue Karte gezeichnet, und über die inzwischen vergangenen Monate kannte er die Örtlichkeit besser als sein eigenes Wohnzimmer.
    In der kalten, tintenschwarzen Finsternis sammelte er schnell und ohne Mühe kleine Zweige und Späne, um ausreichend Holzkohle zum Kochen zu bekommen. Sein Gasfeuerzeug spuckte eine lange dünne Flammenzunge in halbverrottete, trockene Blätter, ein schwacher Rauchpilz stieg auf, um sich schon nach weniger als einem Yard in der Nacht aufzulösen. Dann zog er sich ein Dutzend Schritte vom Feuer entfernt in die Dunkelheit zurück und wartete geduldig und völlig regungslos. Nichts war zu hören, außer dem gelegentlichen Zirpen einer der letzten Herbstgrillen und dem schwachen, bewegten Geräusch des Flusses. Die Nacht war ruhig. Nicht einmal ein Windhauch, der die harzenden Bäume zum Knarren gebracht hätte.
    Er ging zurück zum Feuer und nahm etwas Suppenextrakt aus seinem Rucksack. Er leerte ihn in seine Tasse, gab etwas Wasser aus seiner Feldflasche dazu und warf die Papierverpackung in die Flammen. Mit seinem großen Jagdmesser holte er vorsichtig einige weißglühende Kohlen aus dem Feuer und bettete die Tasse darauf. Er hatte sein Feuer mit Hartholz gemacht, es würde später nur wenig Ruß von der Unterseite der Tasse zu waschen sein.
    Als die Suppe heiß war, trank er

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