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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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gezeigt.“
    Er holte die große Bratpfanne, sagte ihr, sie solle anfangen, und erklärte ihr, wie man eine Weinsoße zubereitet, seine Stimme und seine Anwesenheit waren angenehm vertraut. Es nahm einige Zeit in Anspruch, und sie standen nahe beieinander am Herd. Ken leerte sein Glas, öffnete eine neue Flasche und goss auch etwas in Nancys Glas, aber als zwei Finger hoch Whisky drin war, schob sie die Flasche weg und schüttelte den Kopf. Die Glut des ersten Drinks hatte schon begonnen, langsam in ihre Gliedmaßen zu sickern. Sie wollte nicht zu betrunken werden. Sie wollte wissen, was sie tat.
    Dann legte er einen Arm um sie und beugte sich plötzlich zu ihr hinunter. Schlagartig besserte sich ihre Stimmung. Sie war doch in Sicherheit. Sie war akzeptiert worden. Sie gehörte dazu. Sie öffnete ihren Mund für ihn, erforschte die süße, nasse Härte seiner Zunge mit der ihren zuerst sanft, dann begieriger. Nur einen Moment lang dachte sie an ihre wunden Lippen und dass er derjenige war, der sie geschlagen hatte.
    Er lachte und tätschelte ihre Arschbacken durch die dicke Jagdhose hindurch. „In Jeans gefällst du mir besser“, sagte er. Und er hielt eine ihrer Brüste für einen Moment, wog sie in der Hand und betastete ihre Form durch das grobe wollene Jagdhemd. Sie hinderte ihn nicht daran. Es schien ihr natürlich, dass er das tat.
    Das war es also, dachte sie. Also doch Sex. Aber nicht Vergewaltigung. Sex wie er sein sollte, mit Wärme und Gefühl und Kontakt. Aber warum Martin? Wollten sie auch Sex mit ihm? Und wer? Art? Alle? Heutzutage weiß man ja bei keinem so genau.
    Aber für einen flüchtigen Augenblick kam etwas von dem alten Entsetzen wieder hoch und ernüchterte sie. Man braucht einen Mann und eine Frau nicht zu kidnappen für Sex. Eine Menge Frauen und auch Männer taten alles dem menschlichen Geist nur Vorstellbare, auch ohne dafür Geld zu verlangen. Tun es, weil sie es gerne tun.
    Und das Fußeisen und die Kette? War wirklich auch voriges Jahr jemand da gewesen? Was für eine Frau? Wo war sie jetzt? Was für ein Mann? Oder waren die dunkelbraunen Flecken etwas anderes, kein Blut, und sie bildete es sich nur ein? Oder doch Blut, ja, aber weil die beiden nicht hatten mitspielen wollen?
    Im Hintergrund hörte sie Ken die Soße erklären, während er umrührte, in beruhigendem Tonfall, als wäre nichts geschehen.
    Ihre Sicherheit kehrte zurück. Es war richtig, wenn sie mitspielte. Was auch immer sie wollten, es war richtig. Es war die einzige Möglichkeit. Heute Nacht würde sie dafür sorgen, dass Ken sich wünschte, nie eine andere Frau gehabt zu haben als sie. Auch Greg, wenn sie musste. Ihre Hochstimmung kehrte zurück. Sie war frei, sie hatte es geschafft. Plötzlich war es ihr egal, ob sie betrunken wurde; es war nicht mehr gefährlich, sich nicht unter Kontrolle zu haben. Sie trank ihren Bourbon aus, und als Ken nachgoss, schob sie die Flasche nicht weg und sie lächelte, und bevor sie trank, küsste sie ihn wieder, von sich aus, ihren schlanken Körper hart an den seinen gepresst.

13
    Den ganzen Tag lang hatte er ihre Bewegungen im Wald beobachtet, die Schüsse aus den einzelnen Flinten klangen unterschiedlich, der eine knallender und tiefer, der andere schärfer und höher. Art hatte die gesamte Nord-Süd-Länge des Sees entlang gejagt, dabei schoss er mit einer leichten 20-KaliberSchrotflinte, dann hatte er sich direkt landeinwärts gewandt und danach etwa zwei Meilen weit nach Westen, wo er seine 35 er Remington zum Einsatz brachte. Mittags war er wieder nordwärts vorgestoßen, und in der Mitte des Nachmittags, als er nach Osten zurückkehrte, den See an seinem nördlichen Ende erreichte und schließlich am Ufer entlang zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrte, hatte er ein fast perfektes Rechteck beschrieben. In sumpfigem Gelände hatte er am heftigsten geschossen. Von Zeit zu Zeit waren Schwärme von Zugvögeln aufgestiegen, ihre Schreie waren sogar auf die große Entfernung hörbar gewesen.
    Er wusste, dass Ken mit Greg und der Frau den See überquert hatte und erst nach Nordosten, dann nach Osten und schließlich einen langen Rückweg nach Südwesten gegangen war, ein Tag in einem großen Dreieck, das Ken zu seinem Treffpunkt mit Greg zurückgeführt hatte. Einmal hatte er Ken gesichtet, als er eine Anhöhe hinaufkletterte, ein ameisengroßer Punkt, gefolgt von einem zweiten. Daher wusste er, dass Ken die Frau mitgenommen hatte, und wie er Ken, Greg und Art kannte, wusste er auch,

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