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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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als sie auf ihn zuging, mit einem besonderen Blick wegen der besonderen Intimität, die sie geteilt hatten; da war Greg, der seinen großen Körper abrubbelte und darüber scherzte, wie sehr ihn das eisige Wasser geschrumpft hätte; und Ken trocknete sie ab, wie er ein kleines Mädchen abtrocknen würde, eines seiner Kinder. Die andere Kälte, tief in ihr drin, verging allmählich. Sie gehörte noch dazu und konnte ihnen bei Tageslicht gegenübertreten, nüchtern und ohne Furcht. Ihre Augen betrachteten die schlanke Linie ihres eigenen Körpers, ihre runden Brüste, vom Schwimmen gestrafft, ihren flachen Bauch, die glitzernden Wassertropfen im braunen Gewirr ihrer Haare, die Schlankheit ihrer Schenkel und Waden. Sie würden sie bald wieder begehren, nicht bloß weil sie eine Frau war, sondern weil sie ihre ganz besondere Nancy war.
    Sie gingen zurück hinauf zur Hütte. Sie hielt Kens Hand; Gregs Arm lässig um ihre Schultern, Art folgte und schlug verspielt mit dem Handtuch gegen jeden Hintern, der ihm gerade unterkam.
    Ihr Gelächter erfüllte das Wohnzimmer, als sie hereinkamen, und niemand scherte sich um Martin, nachdem Greg ihn in der Küche angekettet und ihm befohlen hatte, Frühstück zu machen.
    „Scheiße, Mann, was glotzt du denn so säuerlich? Dir ist doch gestern sicher einer beim Zuhören abgegangen.“ Es war die Sorte grober, beleidigender Bemerkungen, die sich nur Greg leisten konnte. Ken und Art lachten. Sogar Nancy musste lächeln. Ken forderte sie zum Weitersaufen auf, die beste Medizin.
    „Machst du Witze?“, sagte Greg.
    „Warum nicht?“, rief Art.
    Sie trank. Der scharfe Bourbon brannte wie Feuer, und fast musste sie kotzen. Aber als er einmal drin war, fühlte sie sich gut. Sie kreischten vor Lachen. Greg gab ihr noch einen schmerzhaften Schlag auf den nackten Arsch; Ken gab ihr einen Kuss. Gemeinsam zogen sie sich vor dem Feuer an, und dann schickte Ken Nancy in die Küche, eine neue Flasche zu holen und um eventuell Martin zu helfen.
    Martin stand am Spülbecken und rührte Pfannkuchenteig an. Nancy fühlte sich sehr unbehaglich und ignorierte ihn zuerst. Sie füllte den Kaffee aus der Espressomaschine in die Kanne, die sie auf den Küchentisch stellte. Dann musste sie sprechen. „Bitte hass mich nicht, Martin“, sagte sie sanft. Sie sprach weiter: „Aber du tust es. Ich weiß es. Ich habe wohl nicht das Recht, dich zu bitten, mich nicht zu hassen, oder?“
    Er antwortete nicht sofort. Als er es doch tat, klang es hässlich. „Wo ist der Schlüssel?“
    Der Schlüssel? Welcher Schlüssel? Sie zwang sich, sich nicht umzudrehen. Sie spürte seine Feindseligkeit instinktiv wie ein Tier. Sie übertrug sich nachgerade physisch, zerrte an ihr. Sie holte einige Tassen aus dem Hängeschrank.
    „Wo ist er?“, sagte er noch mal. Er packte sie am Arm, sodass sie ihn ansehen musste.
    „Welcher Schlüssel, Martin?“
    „Du treibst es die ganze Nacht, und es kommt dir nicht einmal in den Sinn, oder? Die Garage. Damit ich mit dem Familienauto einen Sonntagsausflug machen kann.“ Sein höhnisches Gesicht kam ganz nahe, seine Augen geweitet vor Hass. „Das hier.“ Er hob sein Fußgelenk und schlug gegen das Fußeisen.
    Er hatte Recht. Sie hatte nicht daran gedacht. Sie hatte nicht einmal mit dem Gedanken gespielt. Plötzlich verabscheute sie ihn, verabscheute ihn, weil er nicht verstand und weil er sie daran erinnerte, dass er nicht so hatte entkommen können wie sie.
    „Martin, versuch dich zu erinnern, wo wir sind.“
    „Erinnern?“ Er lachte grob. „Du verlangst von mir, dass ich mich erinnere?“
    „An das, was mit uns geschehen ist. Warum ich es getan habe.“
    „Soll ich mich daran erinnern, wie sehr es dir gefallen hat?
    Und erzähl mir nicht, es hätte dir nicht gefallen. Ich hab’ dich gehört. Oh, ich hab’ dich sehr gut gehört.“
    Es gab kein Entkommen. Es war schrecklich. Sie versuchte genau nachzudenken. Ihn zu belügen hatte keinen Sinn. Er würde sie durchschauen. Sie musste ihm die Wahrheit sagen, aber auf eine Art, die ihn nicht zu sehr in Wut bringen würde. Irgendwie.
    „Als ich mich dazu entschloss“, sagte sie, „wusste ich nicht, dass es mir gefallen würde.“
    Er ignorierte sie. „Frauen geben nicht alle Tage solche Geräusche von sich“, sagte er. „Und schon gar nicht so ‘ne frigide Nutte wie du.“
    Mein Gott, dachte sie, das war es also. Letzte Nacht hatte er endgültig erkannt, dass er sie niemals befriedigt hatte, es niemals könnte. Sein Stolz

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