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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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vergleichen mit irgendeinem anderen Rauch.
    „Meine Sorte“, sagte Ken.
    „Vielleicht ist er in der Nacht gekommen und hat welche aus deiner Tasche geklaut.“
    „Wahnsinnig witzig.“
    Sie schauten sich weiter um, und wieder war Art der glückliche Gewinner. Sie mussten ihrer beider Messer benutzen, um die Patrone herauszuholen. Sie war tief zwischen zwei Felsblöcken eingeklemmt. Ken schnüffelte daran. Der beißende Geruch frisch verbrannten Pulvers hatte sich in ihrem Inneren gehalten. Die Patrone war erst kürzlich abgefeuert worden.
    „Remington, Kaliber 25, genau wie meine“, sagte Art.
    „Und Gregs.“ „Jap.“
    „Vielleicht ist es nicht seine“, sagte Ken.
    „Wie meinst du das?“
    „Vielleicht ist es deine.“
    „Ich bin also hier raufgelaufen, habe Greg erschossen, bin dann wieder runtergerannt und hab’ mich selbst angeschossen.“ Art war ziemlich sarkastisch.
    Ken blieb ganz ruhig. „Er, wer auch immer es ist, hat vielleicht eine deiner Patronen irgendwo aufgelesen und sie hier oben versteckt, um uns glauben zu lassen, es wäre seine.“ Dann erinnerte er sich an das tiefe, explosive Krachen des Gewehrs, das er gehört hatte. Wenn ihn sein Gedächtnis nicht täuschte, war das ein weitaus schwereres Kaliber gewesen als .25-06. „Oder er will uns einfach nervös machen“, fügte er hinzu. „Was ich gehört habe, war kein Kaliber .25.“
    Art starrte auf den Zigarettenstummel. „Nein, das war es nicht“, sagte er langsam. „Wenn ich’s mir recht überlege“, fuhr er fort, „könnte das auch für die Zigarette gelten.“
    „Wenn das stimmt“, antwortete Ken, „dann kennt er unsere persönlichen Gewohnheiten ziemlich gut.“
    „Zu gut.“
    Sie schwiegen, grübelten beide über denselben Gedanken. Wer war es? Jemand, der vorsichtig war und einen Plan hatte? Oder schätzten sie die Situation in ihrer Panik falsch ein? Wurden sie in Wirklichkeit vielleicht nicht von einem kaltblütigen Killer gejagt und aus dem Hinterhalt beschossen, sondern einfach von einem durchgeknallten Verrückten, der nur eben diese drei Mal geschossen hatte und dann abgehauen war?
    Und der Greg und Nancy verschwinden ließ, um sie beide zu verarschen? Die gleiche Verarsche wie mit der leeren Patrone und dem Zigarettenstummel?
    Oder gab es noch eine andere Möglichkeit? War es einfach jemand wie sie selbst, jemand, der herausgefunden hatte, worin der große Kick eigentlich bestand?
    Plötzlich sagte Art: „Als Greg vor zwei Jahren im Süden war, in Mississippi, ist er mal auf Niggerjagd gegangen. Hat er zumindest gesagt.“
    „Was soll das gewesen sein?“
    „Ein paar Jungs aus dem Country Club haben sich eines Nachmittags besoffen und den örtlichen Sheriff bequatscht, ihnen ein paar zu etlichen Jährchen verdonnerte Knackis aus einem Arbeitstrupp zu überlassen. Die haben sie dann in einem Sumpf freigelassen, zusammen mit ein paar Flittchen, die sie vorher erstmal gemeinsam durchgefickt hatten. Vielleicht war ein Verwandter von denen hinter Greg her.“
    „Vergiss es“, sagte Ken. „Das war in Mississippi, und es waren Nigger.“
    „Ja, hast wahrscheinlich Recht“, sagte Art.
    Wieder schwiegen sie. Ken spürte ein Gefühl von Kälte in sich, das er nicht mehr loswurde. Es war seinen Rücken hinuntergezogen, hatte sich über seine Nieren ausgebreitet, legte sich jetzt um seine Schenkel und kroch wieder hinauf. Immer wieder musste er an den Zigarettenstummel und die Patrone denken. Das war zweifellos Absicht gewesen. Normal oder pervers, da war jemand, der gezielt versuchte, sie zu verunsichern, sie denken zu machen, wie er jetzt dachte, damit sie aus den Augen verloren, was zu tun war, und sich stattdessen in sinnlosen Überlegungen verloren und im Kreis gingen. Was machte es aus, wer der Bastard war oder warum er das tat? Die Gründe, scheiß drauf! Hingehen, das Arschloch in die Enge treiben und ihm seine beschissenen Innereien rausballern. Ihm nicht mal die Gelegenheit geben, was zu sagen. Nur schießen. Und ihm ein paar Mal in seinen gottverdammten Schädel treten, wenn er tot war.
    Ken musterte Art, der durch einen Spalt zwischen den Felsen starrte, mit dem Feldstecher das offene Wasser zwischen ihnen und dem Festland absuchte. Art schaute zurück, fing seinen Blick auf und las seine Gedanken.
    „Wir haben nicht vielleicht mal irgendwann ein Wort zu viel gesagt?“, fragte er. „Oder?“
    „Nein“, sagte Ken und glaubte es auch. „Und wenn doch“, fuhr er fort, „was macht das jetzt für

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