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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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kein Krieg. Er konnte nicht die Artillerie zu Hilfe rufen.
    Just in diesem Moment ertönte die Stimme aus dem Hütteninneren, fest und laut.
    „Guten Morgen, Ken. Endstation, würde ich sagen. Der Schuss, das war ich. Dachte, wir sollten zur Sache kommen und aufhören rumzualbern. Kannst du dich noch ans College erinnern? Alicia Rennick? Nun, ich bin der Typ, den sie heiraten musste.“
    Pause. Ken widerstand dem unwillkürlichen Impuls aufzustehen, um zuzuhören. Und die Stimme sprach weiter, ohne Bosheit, sachlich. Wer auch immer es war, er hatte keine Angst.
    „Natürlich dachte ich, dass das Kind, das wir bekamen, meins war. Als wir herausfanden, dass es hoffnungslos behindert war, konnte Alicia weder die Schuld ertragen noch mir in die Augen sehen, und sie verlor allmählich den Verstand, bis sie sich vor ein paar Jahren schließlich umgebracht hat. Ich musste eine Weile warten, bis ihr an der Reihe wart. Du, Greg und Art.“ Die Stimme lachte leise. „Es ist nicht einfach, Arschlöcher wie euch zu beseitigen und gleichzeitig selbst in Deckung zu bleiben. Ich musste aus einem anderen Staat in eure Nähe ziehen, gesellschaftliche Kontakte zu euch knüpfen, euer Leben und eure Gewohnheiten studieren.“
    Ein ziehender Schmerz in Kens rechter Hand. Er hatte sein Gewehr derartig umklammert, dass er einen Krampf bekam. Wer zum Teufel war das? Alicia Rennick war doch eine Ewigkeit her. Und sie hatten sie nicht getötet. Okay, ein Rudelbums war nicht ihr Ding gewesen. Sie hatte versucht, sie zu verklagen, musste aber unverrichteter Dinge Leine ziehen. Dieser Typ war krank. Man bringt doch nicht Leute um, bloß weil man rausfindet, dass seine Alte vor der Hochzeit einmal von ein paar Typen vergewaltigt worden ist.
    „Letztes Jahr bin ich endlich drauf gekommen, was hinter euren Jagdferien steckt“, sagte die Stimme. „Ich bin euch hierher gefolgt und habe gesehen, was ihr mit dem blonden Jungen und dem Mädchen getrieben habt. Und fand heraus, dass ihr immer noch euer altes Spiel spielt. Immer wieder Alicia. Mit der Jagd als zusätzlichem Kick. Konntet es einfach nicht bleiben lassen, was?“
    Ken wollte losschreien: „Wir haben Alicia nicht umgebracht, sie hat sich selbst getötet.“ Aber er schwieg. Den Klang dieser Stimme kannte er von irgendwoher. Eine Vertrautheit, die quälend nah war. Er hatte diese Stimme schon gehört. Wann? Vor kurzem?
    Die Stimme machte weiter, immer noch im Konversationston. „Komisch, nicht? Ausgerechnet euer erstes Mal hat euch schließlich eingeholt.“ Pause. Dann: „Jetzt wirst du dafür sterben. Wie Greg und Art. Ich werde dich töten.“ Dann Stille.
    Ein Windstoß knallte die Hüttentür zu. Der Vogel flog weg. Noch ein Windstoß, die Tür öffnete sich wieder.
    Ken spürte denselben Windstoß in seinem schweißgebadeten Rücken. Jetzt wusste er also, warum. Und wer auch immer da gesprochen hatte, er war da drinnen, in der Dunkelheit der Hütte.
    Unerwartet begann die Stimme wieder. „Guten Morgen, Ken. Endstation, würde ich sagen. Der Schuss, das war ich. Dachte, wir sollten zur Sache kommen und endlich aufhören rumzualbern. Kannst du dich noch ans College erinnern? Alicia Rennick?“
    Es hatte alles derart natürlich geklungen, dass Ken ziemlich lange brauchte, um zu erkennen, dass es sich um eine Aufzeichnung handelte. Irgendwo in der Hütte, in der Dunkelheit, sprach eine Maschine. Kein Mensch, ein Tonband. Ein Tonband, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, ihn von dem Mann selbst abzulenken.
    Heilige Scheiße, wo war dieser Mann denn dann?
    Da. Genau hinter ihm. Jemand mit einem Gewehr, das seinen Hinterkopf berührte. Ken stieß ein unkontrolliertes Schluchzen aus. Er drehte sich abrupt um. „Nein!“
    Da war niemand hinter ihm, kein Mann, kein Gewehr, nur ein gebrochener Ast, der sich bewegte.
    Aus der Hütte dröhnte die Stimme weiter, fast fröhlich: „Ich musste eine Weile warten, bis ihr an der Reihe wart. Du, Greg und Art. Es ist nicht einfach, Arschlöcher wie euch zu beseitigen …“
    Abhauen, sonst nichts. Nicht nachdenken. Gib ihm nicht die Zeit herzukommen. Mach die Fliege.
    Ken bewegte sich schnell und versuchte daran zu denken, geduckt zu bleiben und den Kopf hin und her zu bewegen. Jede Sekunde konnte er überall in einen Hinterhalt geraten. Wie ein Pfadfinder hatte er dagelegen, hatte zugehört und seinem Jäger Zeit gelassen, die Falle zu stellen und sie zuschnappen zu lassen. Dämlicher Idiot, dämlicher!
    Wo, zum Teufel, war er?
    Er erreichte den

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