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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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kochte sich eine warme Mahlzeit, wechselte die Klamotten, stopfte ein paar Decken und eine zusätzliche Jacke in den Rucksack, reinigte sein Gewehr und packte Feldflasche, Zielfernrohr, Messer und jede Menge Din ge zusammen, von denen er dachte, dass er sie vielleicht brauchen würde, inklusive ein Ein-Mann-Zelt aus Kunststoff, das sich auf die Größe eines Tennisschuhs zusammenfalten ließ.
    Am späten Nachmittag zog er los. Diesmal verriegelte er die Fensterläden von innen, schloss die Tür ab und steckte den Schlüssel ein. Wenn der Bastard noch mal rein wollte, würde es ihn zumindest einige Mühe kosten.
    Er bewegte sich mit äußerster Vorsicht und erreichte bald wieder den Sumpf. Im Restlicht des Tages erkannte er den toten Baum, den ein Sturm ins Wasser gestürzt hatte. Er lief, seitwärts gehend, darüber. Als der Baum untertauchte, ging er, bis zu den Knöcheln im Wasser, weiter, bis er noch weiter unter Wasser geriet und wusste, dass er sich direkt gegenüber dem großen Erdhügel befand, nur ein Yard davon entfernt. Er vergewisserte sich, dass er auf seiner glitschigen Unterwasserplattform einen sicheren Stand hatte, und sprang in die Finsternis. Er kam vornüber zu liegen, aber trocken und sicher. Dann wartete er. Aus dem Wald umher drang nur das schwache Murmeln des Nachtwinds. Aber er wartete und horchte noch zwanzig Minuten, bis er ganz sicher war. Dann rollte er leise sein Zelt auseinander und baute es auf. Er tarnte es mit Sumpfgras und Schilf, sodass es aus keiner Richtung erkannt werden konnte, und kroch hinein.
    Niemand konnte ihn so in der Dunkelheit treffen, nicht mal wenn er Licht machte. Nicht mal, wenn die Person wusste, wo er sich befand, was zu neunundneunzig Prozent unwahrscheinlich war. Letzte Nacht hatten Art und er für sich Kuhlen gegraben, die niedriger waren, als der Erdhügel rundum. Wenn ihn heute Nacht irgendjemand suchte, würde er per Boot oder über den Baumstamm kommen müssen, und beides würde er hören. Er war sicher. Ken fiel in einen erschöpften Schlaf.
    Bei Morgengrauen träumte er von Helen. Sie hatte ihn entdeckt und stellte ihn wütend zur Rede. Ihr Gesicht wurde scharf und hässlich, wie das einer Ratte, ihre Zähne traten hervor, ihre Augen wurden klein. Sie schnatterte dämliches Zeug, und während sie immer rattenähnlicher wurde, sprang sie auf Greg, der auch da war, und fing an, hemmungslos mit ihm zu ficken. Greg schrie, und aus der Ferne war das Geräusch eines Schusses zu hören. Ein kleines Loch erschien zwischen Gregs Augen.
    Ken erwachte mit Herzklopfen. Ein schwacher Lichtschimmer war zu sehen. Die Nacht war vorbei. Von der Westseite der Insel war das aufgeregte Gekreische von Krähen zu hören.
    War der Schuss in seinem Traum echt gewesen?
    Schnell brach er das Zelt ab und rollte es zusammen. Waren es zwei Männer? Hatte einer den anderen erschossen? War es ein Unfall? War sein Jäger hinter Eindringlingen her?
    Oder war das bloß ein weiterer Schachzug in diesem Nervenkrieg. Ihn aus dem Bett knallen, ihn nervlich fertig machen, während er noch schlief.
    Er packte und tarnte seinen Rucksack mit Gras und machte sich vorsichtig auf den Weg aus dem Sumpf. Er ging am Ufer entlang. Als er beim Landeplatz ankam, von wo aus er die Hütte sicher sehen konnte, war es heller Tag.
    Der Himmel war wieder grau, mit tiefen Wolken, Altostratus. Ein leichter Wind. Die Tür der Hütte stand weit offen, wurde fast zugeschlagen, knallte aber dann wieder auf. Sein Jäger hatte das Schloss geknackt oder aufgebrochen. War er drinnen?
    Ken kroch, dicht an den Boden gedrückt, näher. Der Gebüschstreifen zwischen der Lichtung vor der Hütte und der Sägemühle gab ihm Deckung. Er hielt nicht an, bis er nahe genug war, um das klagende Geräusch der Türangeln zu hören, als der Wind die Tür wieder zuschleuderte.
    Die Erkenntnis kam plötzlich. Das war also der Schuss gewesen. Das Türschloss war weggeballert worden. Jetzt konnte er es sehen, völlig zerschmettert. Er wartete. Ein Vogel landete auf der Terrasse, unbekümmert, pickte nach irgendwas.
    Aber das hatte nichts zu bedeuten. Drinnen konnte jemand lauern, von der Tür aus nicht zu sehen, zum Beispiel in der Dunkelheit des Schlafzimmers. Du hast gehofft, herzukommen und ihn zu überraschen, dachte Ken, aber er hat den Spieß schon wieder umgedreht. Und er fluchte, biss sich auf die Lippen und versuchte, einen Plan zu fassen. Wie bekommt man es fertig, dass der Feind sich in der eigenen Falle fängt? Das hier war

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